Die Wasserfreunde Leonberg müssen in der Vergangenheit wegen der Sanierung von Hallen- und Leobad auf ihre Trainingsstätten verzichten. Jetzt zwingt sie Corona in die Knie. Die Gerlinger Masters treffen sich regelmäßig im Video-Chat.

Leonberg -

 

Das Klostergartenbad im Herzen der Stadt hat bei den Schwimmern des VfL Sindelfingen im Moment einen besonderen Stellenwert. Etwa 30 Spitzen-Schwimmer vom Landesstützpunkt und aus dem Bundesliga-Team dürfen hier im Vereins- und Schulbad ihre Bahnen ziehen, während alle anderen Bäder für Vereine und für die Öffentlichkeit – mit Ausnahme des Schulsports – erneut seit dem 1. November wegen Corona geschlossen sind. „Die Stadt und der Förderverein des VfL Sindelfingen gehen da Hand in Hand“, freut sich Bernhard Kömpf, der Leiter der Schwimmschule des VfL, dass zumindest die Top-Athleten im Moment gute Trainingsmöglichkeiten haben. „Der Breitensport leidet gerade extrem“, weiß Kömpf. Bei ihm in der Schwimmschule sind das nicht nur die vielen Schwimmer des VfL, sondern auch diejenigen aus den Kursen. Dass diese ausfallen, reißt ein großes Loch in die Kasse der Abteilung. „Etwa 35 000 bis 38 000 Euro pro Trimester“, rechnet Bernhard Kömpf vor.

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Nichts geht mehr seit November auch bei den Wasserfreunden in Leonberg, die in der Vergangenheit schon einige Hindernisse überwinden mussten. Von Mitte 2011 bis Ende 2013 war das Hallenbad wegen Brandschutzmaßnahmen geschlossen. Die Leistungsschwimmer wichen auf andere Bäder in der Region aus. Die Breitensportler blieben auf der Strecke. Die Wasserfreunde bangten um ihre Existenz. Damals diskutierte man sogar, ob das Bad ganz abgerissen und neu gebaut- oder saniert werden sollte. Ganz im Sinne der Wasserfreunde entschied man sich für die Sanierung. Im Februar 2014 zogen die Schwimmer dort wieder ihre Bahnen.

Zuletzt war das Leobad wegen Sanierungsarbeiten in Höhe von fast 15 Millionen Euro insgesamt eineinhalb Jahre – bis Juli 2020 – geschlossen. Als Alternative war das Hallenbad während dieser Phase auch im Sommer geöffnet. Im Juli dieses Jahres bekamen zumindest die Leistungsschwimmer der Wasserfreunde grünes Licht für ihr Training in kleinen Gruppen. Allerdings reichte die Kapazität im Wasser nicht für den Breitensport. „Das wäre wegen der umfangreichen Corona-Regeln ein zu großer Aufwand gewesen“, sagt Raphaela Weeber, bei den Wasserfreunden zuständig für den Breitensport. Die Verantwortlichen erarbeiteten für das Hallenbad, das wieder im Oktober öffnete, ein passendes Hygienekonzept. „Das war auch aufwendig, hat aber gut funktioniert“, sagt Weeber. Dann kam der erneute Teil-Lockdown und mit ihm die Schließung des Hallenbades. Seitdem versuchen die Schwimmer, wie alle anderen Sportler auch, sich dennoch fit und den Kontakt zu halten.

Tim Meyer, Trainer der Leistungsgruppe, die aus gut 20 Schwimmern besteht, bietet zweimal pro Woche ein Online-Krafttraining an. Da wird in erster Linie mit dem eigenen Körpergewicht gearbeitet. „Das ersetzt aber niemals das Training im Becken, wo es um Technik und Wassergefühl geht“, sagt Meyer.

Seine Athleten und Athletinnen sind wettkampfmäßig auf württembergischer oder baden-württembergischer Ebene unterwegs. Die 14-jährige Anna Gieseke schwimmt bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften und ist Mitglied im Regionalkader. „Selbst für sie haben wir noch keine Trainingsmöglichkeit gefunden“, bedauert Tim Meyer. Vor dem zweiten Lockdown „waren alle richtig fit, und wir haben für die Motivation, da alle Wettkämpfe ausgefallen sind, interne Challenges organisiert.“

Auf dem Trockenen sitzen im wahrsten Sinne des Wortes auch die erfahrenen Master-Schwimmer der SG Glems – eine Startgemeinschaft von insgesamt fünf Vereinen: Schwimmverein Gerlingen, KSG Gerlingen, TSF Ditzingen, TSV Markgröningen und GSV Hemmingen. Das Gros der Leistungssportler trainiert in der Regel im Gerlinger Hallenbad. Nach dem ersten Lockdown war das Bad ab Juni wieder geöffnet. „Eingeteilt in Gruppen mit maximal 20 Leuten inklusive ein Betreuer durften wir trainieren, das hat gut geklappt, auch mit dem Abstand, und alle haben wieder die Bewegung im Wasser genossen“, sagt die in Leonberg wohnhafte Dascha Haan, die auf internationaler Ebene schon unzählige Titel in ihrer jeweiligen Altersklasse gewonnen hat.

Die großen Wettkämpfe in diesem Jahr wurden alle abgesagt. Die SG Glems wollte im Mai mit zehn Senioren-Schwimmern zur Europameisterschaft nach Budapest. Die Flüge waren schon gebucht, auch eine gemeinsame Unterkunft. Ebenfalls gestrichen: die Deutschen Meisterschaften auf der langen und kurzen Bahn, so auch die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft der Masters. Für die jüngeren Schwimmer in der Leistungsgruppe plante die SG Glems zumindest kleinere interne Wettkämpfe – die ursprünglich erlaubt waren.

Doch ab dem 1. November war mit dem zweiten Lockdown alles vorbei. Dascha Haan: „Jetzt trainiert jeder individuell für sich, laufen, radfahren oder sonstiges, Videochat alle zwei Wochen, um sich wenigstens am Bildschirm zu sehen.“