Die Stadt Rutesheim will den bisher kostenlosen Bikesafe im Schulzentrum auch an einer anderen Stelle nicht betreiben. Die Firma Wöhr montiert ihn deshalb ab.

Rutesheim - Ein Schulzentrum, an dem die meisten Jugendlichen auf den letzten Drücker eintrudeln, hat sich nicht als idealer Standort erwiesen. Für viele ist ein Zeitfenster von rund einer Minute, um das Fahrrad abzustellen, wie eine Ewigkeit. Stattdessen binden sie ihren Drahtesel lieber an einen der vielen Fahrradständer im Umfeld an. Diese Erfahrung haben die Friolzheimer Firma Wöhr-Autoparksysteme und die Stadt Rutesheim mit dem Fahrradturm, dem sogenannten Bikesafe, nach einer Laufzeit von fünf Jahren gemacht.

 

Es handelte sich um ein Pilotprojekt der Firma Wöhr, die nach eigenen Angaben einer der international führenden Hersteller von platzsparenden Autoparksystemen und Experte in der Entwicklung, Fertigung und Montage von intelligenten und technologisch hochwertigen Parksystemen für Autos und Fahrräder ist. Sie hat den fast zwölf Meter hohen Fahrradturm, in dem bis zu 122 Räder sicher aufbewahrt werden können, seinerzeit neu entwickelt, gebaut und fünf Jahre für die Stadt kostenfrei betrieben. Die Kommune hat lediglich das Fundament bereitgestellt. Nun soll der Turm in den Osterferien abgebaut werden. Darüber hat der Erste Beigeordnete der Stadt, Martin Killinger, die Gemeinderäte informiert.

Innovatives Pilotprojekt

„Das Pilotprojekt war innovativ und spannend. Engagiert haben wir es, wie die Schulleitungen, gerne von Anfang an unterstützt“, sagt er im Rückblick. Der Praxisbetrieb habe aber gezeigt, dass ein Standort, an dem Nutzer über einen längeren Zeitraum hinweg ankommen und wieder gehen (bei einer großen Firma oder bei einem größeren Bahnhof) besser geeignet wäre, weil das Ein- oder Ausparken etwa 20 Sekunden pro Rad dauert. „In einer Schule kommen halt nun einmal sehr, sehr viele Nutzer in großer Zahl zu einem einheitlichen Unterrichtsbeginn um 7.45 Uhr an“, schildert Martin Killinger die Erfahrungen. Das Zeitfenster der allermeisten Ankünfte sei damit relativ klein.

Das Pilotprojekt war für die Stadt Rutesheim auch attraktiv, weil sie nur die Kosten für die Herstellung des Fundaments für den Turm aufbringen musste – rund 38 000 Euro. Und davon wiederum nur die Hälfte aus der eigenen Tasche bezahlte. Den Rest bezuschusste das damalige Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, weil der Turm als innovatives Fahrradprojekt galt.

Interessenten gibt es inzwischen

„Mittlerweile haben wir neben dem Fahrradparkhaus in Rutesheim drei weitere Systeme erfolgreich übergeben. Weitere Aufträge sind im Haus, nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Übersee“, heißt es vonseiten der Firma Wöhr. Für sie war der Turm eine Möglichkeit, die Technik zu testen, Vorzüge und Nachteile zu erkunden, aber auch ein Präsentationsobjekt für Interessierte. Die Technik sei inzwischen weiterentwickelt und an die neuen Fahrradtrends und Marktanforderungen angepasst worden.

„Sie haben angefragt, ob eine Demontage und Montage an einem anderen Standort grundsätzlich möglich wäre“, sagte Martin Killinger den Stadträten. Eine Demontage und Montage sei möglich, allerdings mit hohen Kosten verbunden. Das System werde heute so nicht mehr montiert. Die Software und die gesamte Elektronik, der Schaltschrank, der Übergabebereich mit technischem Equipment müssten auf den aktuellen Stand der Technik gebracht werden. Eine neue Greiftechnik für den Transport der Fahrräder und Kameras auf dem Hubschlitten kämen hinzu. Zusätzlich müsste das Dach erneuert und Montagekleinmaterial eingesetzt werden.

Zu hohe Kosten

„Ohne genau kalkuliert zu haben, liegen wir hier geschätzt bei rund 600 000 Euro brutto ohne Demontage und Transport an den neuen Standort. Eine Neuanlage kostet heute 775 000 Euro“, teilt die Firma der Stadt mit. Die winkt ab, und so wird Wöhr den Bikesafe nun in den Osterferien abbauen.

Angesichts der Tatsache, dass von den rund 2200 Schülerinnen und Schüler im örtlichen Schulzentrum bis zu einem Viertel mit dem Rad zum Unterricht kommt, manche auch aus Flacht, Perouse und Silberberg, sind Abstellmöglichkeiten hier wichtig. „Die Stadt wird weiterhin alles dafür tun, das Radeln zu unterstützen und den Schülern und Lehrkräften überdachte Fahrrad-Abstellplätze in ausreichender großer Zahl anzubieten“, sagt Martin Killinger, der sich stark für die Belange der Radler in der Stadt engagiert. Die Rad-Abstellanlage im Schulzentrum mit aktuell überdachten 288 Stellplätzen wird in Kürze um weitere 48 erweitert.