Schülerinnen und Schüler der Ferdinand-Porsche-Schule in Weissach haben Beete angelegt und staunen: Selbst angebautes Gemüse schmeckt, sogar Lauch.

Weissach - Guck mal“, der elfjährige Hendrik hält eine kurze Hacke in der Hand, „so muss man das machen.“ Vorsichtig fährt er mit dem Gartengerät durch die Luft und zeigt, wie die Erde um eine Pflanze herum gelockert wird. „Und dabei aufpassen, dass den Wurzeln nichts passiert.“

 

Stolz stehen seine Mitschüler Finja, Jeremias, Nevio und Mika dabei, natürlich wissen die auch schon, wie das geht. Denn seit März „ackern“ Erst- und Fünftklässler der Ferdinand-Porsche-Schule in Weissach auf eigens angelegten Beeten, für die ein Stück der großen Schulwiese geopfert wurde. Bei den Beeten haben die örtlichen Firmen Lautenschlager Dach- und Holzbau sowie Zipperlen Garten- und Landschaftsbau tatkräftig und unentgeltlich geholfen, die Beete angelegt, eingefasst und mit Pflanzerde aufgefüllt.

Jetzt wachsen hier Kartoffeln, Kohlrabi, Rote Beete, Mais und noch vieles mehr. Darunter manchmal auch Unbekanntes, wie zum Beispiel Mangold. Einer der Klassenlehrer, Gabriel Rimmelspacher, stutzt sogar selbst bei der Frage, was man daraus machen könne? „Das hab ich auch noch nie gekocht“, gibt er zu und lacht.

Was steckt hinter der „Ackerdemie“?

Rimmelspacher ist einer der fünf Lehrer, die sich in Weissach für das Projekt „Ackerdemie“ engagieren. Eine erste und eine fünfte Klasse nehmen daran teil, übergreifend von Grund- zur Gemeinschaftsschule. Ackerdemie e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und unterstützt Schulen und Kitas dabei, Kindern zu erklären, woher unser Gemüse kommt, was hierzulande alles wächst, wie und wann es gepflanzt und wie es gepflegt wird. Und das vor Ort, in Gummistiefeln und mit der Schaufel in der Hand. Mehr als 3000 Kinder ackern im Südwesten bereits mit. Der Verein ist bundesweit aktiv.

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Die Kinder sind von Anfang an mit Feuereifer dabei. „Erst haben wir Löcher gegraben und dann die Pflanzen reingesetzt“, erzählt Erstklässlerin Emma. „Und viel gegossen“, fügt Mitschüler Matthias lebhaft hinzu. „Wenn es zuviel regnet wie in letzter Zeit, passt das unseren Nachwuchsgärtnern gar nicht“, sagt die Klassenlehrerin Miriam Schmid, „sie fordern richtig ein, die Beete zu pflegen.“

Alles wird frisch vom Acker probiert

Radieschen, Kresse und Rauke sind schon geerntet, die Kürbisse brauchen noch ein bisschen. „Alles was reif war, haben wir frisch vom Acker probiert“, erzählt Miriam Schmid, selbst vor den scharfen Lauchzwiebeln sind die leidenschaftlichen Junggärtner nicht zurückgeschreckt.

„Auch nicht die Kinder, von denen wir wissen, dass sie Gemüse eigentlich nicht so gerne essen“, freut sich die Lehrerin. Nevio schaltetet sich ein: „Unseres schmeckt anders als das Gemüse aus dem Supermarkt“, findet er. „Das kommt zwar auch vom Feld, aber man weiß nicht, was da drin ist und wie alt das schon ist“, sagt er erstaunlich informiert.

Das Projekt will die Kinder zum Nachdenken über das, was sie essen und wie es produziert wird, anregen, und das klappt bestens. Finja, Jeremias, Emma und die anderen sind beim Einkaufen jetzt aufmerksamer.

Ein Draußen-Projekt während Corona

Die Schule hat das Projekt ganz bewusst trotz Corona angefangen. „Die Kinder haben auf so viel verzichten müssen, auf gemeinsame Aktivitäten oder Sport. Deshalb wollten wir ein Draußen-Projekt, damit sie wieder mehr Spaß im Freien haben“, erklärt die Rektorin Karin Karcheter. Den haben die Kids sichtlich, begeistert wühlen sie in der Erde, jäten Unkraut und sammeln freiwillig Schnecken ab. Und freuen sich darauf, sobald es möglich ist, ihr selbst gezogenes Gemüse in der Schulküche verarbeiten zu können.

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„Es ist toll, so viel draußen zu sein und was mit der Natur zu machen“, meldet sich Emma noch mal zu Wort, „und es ist toll, mit der ganzen Schule zusammen zu ackern.“