Der Landrat kontert die Kritik einer Bürgerinitiative aus Leonberg. Gespräche mit der Telekom laufen bereits.

Leonberg/Böblingen - Das Wort Digitalisierung muss der Böblinger Landrat Roland Bernhard dieser Tage besonders häufig benutzen. Gerade erst am Mittwoch wurde in der Kreisstadt das Zentrum für Digitalisierung eröffnet. Unter dem formalen Dach des Landratsamtes sollen dort Unternehmen auf dem Weg in die „digitale Zukunft“ beraten werden. An den Beruflichen Schulzentren in Böblingen soll eine „Lernfabrik 4.0“ entstehen, sozusagen für digitales Lernen und Denken. Auch beim Aus- und Neubau der Krankenhäuser des Klinikverbundes Südwest taucht das D-Wort auf, ob nun bei der technischen Ausstattung oder bei der Einführung digitaler Krankenakten.

 

Ganz besonders oft ist der Begriff gefragt, wenn es um den Ausbau der nötigen Infrastruktur geht. So wurde am Freitag vergangener Woche der Zweckverband Breitbandausbau für den Kreis Böblingen gegründet. Dieser soll den Glasfaser-Ausbau für den Kreis koordinieren, den das Unternehmen und die Region Stuttgart für 1,6 Milliarden Euro gemeinsam auf den Weg bringen wollen. Die dabei genannten Ziele für den Landkreis stießen aber auf Kritik, etwa seitens der Bürgerinitiative Glasfaser für Leonberg.

Kritik: Der Glasfaser-Ausbau findet nicht statt

So sollen bis 2020 etwa 94 Prozent aller Haushalte und Unternehmen mit einer Bandbreite von 100 bis 250 Megabit pro Sekunde ausgestattet sein. Hier werde Glasfaser-Ausbau suggeriert, der aber nicht stattfinde, hatte die Bürgerinitiative kritisiert. Angesichts der Geschwindigkeiten und des Zeitpunkts werde lediglich sogenanntes Vectoring oder Super-Vectoring eingesetzt. Dabei liegt Glasfaser nur in der Straße, der Anschluss ans Gebäude ist aus Kupfer. Über eine Verstärkertechnologie wird die Bandbreite am Endanschluss verstärkt, wodurch Daten-Geschwindigkeiten von bis zu 250 Megabit pro Sekunde erreicht werden können. Allerdings nur da, wo auch jetzt schon Glasfaser in den Straßen liegt.

Diese Kritik will der Landrat dann nicht auf sich sitzen lassen. „Wir haben uns davon verabschiedet, unsere Ziele mittels Vectoring zu erreichen“, sagt Roland Bernhard. Denn bei den 250 Megabit soll es schließlich nicht bleiben. 2025 sollen 90 Prozent aller Gewerbegebiete mit mindestens einem Gigabit versorgt sein. 2030 soll diese Leistung allen Firmen und 90 Prozent aller Haushalte zur Verfügung stehen. Und das ginge eben nur mit Glasfaser bis ins Haus.