Ein Brunnen soll im Schnallenäcker III gebaut werden. Mit Trinkwasser wollen die Gemeinderäte diesen nicht betreiben – eine Umsetzung mit Regenwasser ist aber nicht möglich.

Renningen - Erst Ja, dann doch Nein: Die Abstimmungen zu dem neuen Quartiersplatz im Baugebiet Schnallenäcker III in der jüngsten Sitzung des Renninger Gemeinderats sind ein Schauspiel für sich. Am Ende steht folgendes Ergebnis: Der Vorplatz soll gar kein Wasserspiel erhalten, wie es ursprünglich angedacht war. Die Mehrheit des Rats will damit ein Zeichen gegen die Vergeudung von Trinkwasser setzen.

 

Keine Mehrheit für das Wasserspiel

Schnallenäcker III wird wie das benachbarte Schnallenäcker II einen Stadtteilpark bekommen, der als grüne Achse in Nord-Süd-Richtung durch das Wohngebiet führt. An dessen Südende, direkt an der Nelkenstraße, soll ein Quartiersplatz als Aufenthaltsort für Jung und Alt entstehen. Das beauftragte Büro Geitz und Partner hatte für diesen Platz eine Wasserspiel entworfen.

In einer Sitzung im Sommer gab es für die Idee im Gemeinderat so gut wie keinen Gegenwind. Hauptdiskussionspunkt waren damals die hohen Bau- und Folgekosten, weshalb das Büro zwischenzeitlich drei leicht unterschiedliche Entwürfe für ein Wasserspiel ausarbeitete. In der jüngsten Ratssitzung findet letztlich keiner davon eine Mehrheit. Der Grund: Ein Betrieb mit Regenwasser ist an dieser Stelle nicht möglich oder wäre zumindest sehr ineffizient und würde zu viel Strom verbrauchen.

Betrieb mit Regenwasser nicht möglich

Die vorgelegten Entwürfe beinhalten alle einen Brunnen oder Fontänen, die mit Trinkwasser betrieben werden. „Das Problem ist, dass wir hier nicht genug Regenwasser haben“, erklärt Holger Kappich vom Ingenieurbüro Geitz und Partner. Das heißt, selbst wenn man das Wasser in einer Zisterne sammelt, müsste man noch frisches Trinkwasser zugeben. Ob man nicht Regenwasser, das von umliegenden Häusern herabfließt, dafür verwenden könne, lautet ein Vorschlag aus dem Rat.

Das funktioniert aber nicht: Denn die angrenzenden Häuser sind alle privat und nicht städtisch. Was von dort herunterkommt, lasse sich nicht trennen von dem Wasser, das über dortige Garagen und Einfahrten fließt, erklärt der Stadtbaumeister Hartmut Marx. „Das gilt erst mal alles als Abwasser.“ Entsprechend müsste es erst behandelt und aufbereitet werden. „Ökonomisch und ökologisch wäre ein Betrieb mit Regenwasser nicht sinnvoll“, so Kappich.

Vergeudung von Trinkwasser oder Aufenthaltsqualität?

Letztlich bleiben die Sichtweisen im Rat trotzdem durchaus unterschiedlich. Während die einen die Verwendung von Trinkwasser kategorisch ablehnen und die jährlichen Betriebskosten von 15 000 Euro sowie den Standort direkt an der Straße kritisieren, sprechen sich andere, darunter der Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler) und Dennis Metzulat von der SPD, für das Wasserspiel aus. Sie argumentieren mit deutlich mehr Aufenthaltsqualität, die durch ein Wasserspiel entstehe. Selbst Jürgen Lauffer (Freie Wähler), der in der Hauptstraße einst gegen einen Brunnen gestimmt hat, spricht sich mit Nachdruck dafür aus.

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Kurios wird es bei der anschließenden Abstimmung. Die Mehrheit stimmt gegen die von der Verwaltung präferierte Brunnen-Variante. Bei der Grundsatzabstimmung: Brunnen ja oder nein, stimmen aber elf zu zehn für einen Brunnen. Allerdings nur für einen mit Regenwasser. „Ich halte das für existenziell wichtig, hier ein Zeichen zu setzen, Trinkwasser zu sparen“, argumentiert unter anderem Wolfgang Steudle (CDU).

Dann aber listet Holger Kappich noch einmal in aller Deutlichkeit die Argumente auf, warum ein Regenwasserbrunnen hier keine Option ist. Eine neue Abstimmung wird daher verlangt, da dieser Punkt vorher nicht eindeutig geklärt gewesen sei. Plötzlich sind nur noch neun Ratsmitglieder für einen Brunnen, zwölf sind dagegen. Es sollen also nun alternative Gestaltungsmöglichkeiten ausgearbeitet werden.