Ein erster Energiebericht offenbart hohen Strom- und Wärmeverbrauch in kommunalen Gebäuden.

Weissach - Hat Weissach bislang zum Fenster hinaus geheizt? Ein Blick auf den ersten Energiebericht der Gemeinde, mit dem ermittelt werden sollte, wie es im Zeitraum zwischen 2018 und 2020 in den kommunalen Gebäuden um den Strom-, Wärme und Wasserverbrauch stand, legt diese Vermutung nahe.

 

Im Ergebnis, so heißt es aus dem Rathaus, lagen in dieser Zeitspanne viele Gebäude der Gemeinde über dem energetischen Richtwert und weisen „überproportionale Verbräuche im Strom- und Wärmebezug“ auf. Erschwerend hinzu kommt, dass diese Richtwerte, auf die die nun vorgelegte Energiebilanz Bezug nimmt, bereits aus 2005 stammen, weil seitdem keine neue Daten erhoben worden waren, und damit „den energetischen Standard vor über 15 Jahren repräsentieren“. Selbst die längst veralteten Gebäuderichtwerte werden in Sachen Strom und Wärme nicht erreicht. Würden aktuell geltende, die im Wesentlichen aus Bruttogrundfläche und Alter eines Gebäudes errechnet werden, zum Maßstab genommen, wären die Abweichungen noch größer.

Kosten sind nicht zu unterschätzen

Dass Energiekosten einen nicht zu unterschätzenden Posten im Haushalt einer Gemeinde darstellen, belegen die Zahlen für 2020: Demnach liefen dort Kosten aus Strom-, Wasser- und Wärmebezug sowie für den Treibstoff des kommunalen Fuhrparks in Höhe von mindestens 1,1 Millionen Euro auf. Mindestens 637 000 Euro sind auf Stromkosten zurückzuführen. Für Wärme wurden 250 000 Euro fällig. Zusätzliche Belastungen entstehen der Kommune künftig, weil seit 1. Januar 2021 bundesweit eine CO2-Steuer auf Benzin, Diesel, Heizöl und Gas erhoben wird. Bei den Wärmekosten geht das Rathaus derzeit aus diesem Grund von Mehrausgaben von bis zu 35 000 Euro aus.

Der Energiebericht hat außerdem zu Tage gefördert, dass die Verbrauchswerte für die Wärmeerzeugung zum Beispiel in Form von Heizöl in der Kommune jahrelang falsch oder unvollständig abgelesen wurden. „Dadurch ist zwar kein Schaden entstanden“, sagt Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU). Aber auf falschem Zahlenmaterial lasse sich keine sinnvolle Energiebilanz erstellen: „Ein Schaden ist allerdings dadurch entstanden, dass man bislang kein Management installiert hatte.“ So wurden beispielsweise Gebäude länger oder ausgiebiger als tatsächlich nötig beheizt. Im August 2020 hat Weissach nun die Stelle eines Klimaschutzmanagers geschaffen und besetzt. Zu seinem Aufgabengebiet gehöre zum Beispiel die Erarbeitung eines ganzheitlichen Klimaschutzkonzepts der Gemeinde.

Ziel: eine Zertifizierung in Gold

Um die Energiekosten zu senken, will die Gemeinde sogenannte „smarte Heizkörperthermostate“ in einigen Gebäuden testen. Diese versprechen eine Einsparung bei den Heizkosten von bis zu 30 Prozent. 400 Tonnen CO2-Ausstoß konnte Weissach 2020 bereits vermeiden, in dem die Kommune auf Ökostrom umstellte. Der Energiebericht versammelt zudem einen Katalog weiterer Optionen, um die Energiebilanz der Kommune zu verbessern.

Demselben Zweck dient die Teilnahme Weissachs am European-Energy-Award (eea) seit Juli vergangenen Jahres. Die Maßnahmen, die der nun erstellte Energiebericht zur Verbesserung der Energiebilanz auflistet, „wirkt sich unmittelbar auf den eea aus“, erklärt Töpfer. Die Kommune strebt an, bis 2024 eine Zertifizierung in Gold zu erreichen.