Betreiber verweist auf bereits getroffene Anordnungen und stärkere Kontrollen.

Kreis Böblingen - Der Betreiber des Schlachthofs Gärtringen wehrt sich gegen die vorübergehende Schließung seines Betriebs. „Die Anordnung von Landrat Bernhard erfolgte aus unserer Sicht ohne Not oder eine aktuelle Notwendigkeit bezüglich des Tierschutzes“, sagt Wilhelm Dengler laut einer Pressemitteilung vom Freitagvormittag. Die Tierrechtsorganisation Soko Tierschutz hatte am Wochenende ein kurzes Video veröffentlicht, dass Misshandlungen unzureichende Betäubungen von Tieren in dem Schlachthof zeigte. Der Film hatte hohe Wellen geschlagen, sowohl in den sozialen Medien als auch in der Politik.

 

Das Landratsamt Böblingen hatte am Donnerstag verfügt, dass ab Montag vorerst keine Tiere mehr in Gärtringen geschlachtet werden dürfen. Mit Bezug auf das Video und die gezeigten Misshandlungen sagt er: „Wir gehen nach vor davon aus, dass es sich bei den gezeigten Bildern um Ausnahmesituationen handelt. Diese sind natürlich in keinster Weise tragbar und dürfen nicht sein.“

Betreiber: Keine Vorkommnisse mehr

Dengler verweist darauf, dass bereits kurzfristige Maßnahmen ergriffen wurden. So wurden seit Anfang August Schlachtungen von zwei statt einem Amtstierarzt überwacht wurden. „Wir erhalten seit vier Wochen auf Rückfragen das gute Signal, dass es aktuell keine tierschutzrelevanten Vorkommnisse gab. Deshalb sind wir der Meinung, dass bezüglich des aktuellen Schlachtablaufes keine Gefahr für den Tierschutz bei der Schlachtung bestand“, sagt Schlachthofleiter Dengler.

Bauliche Veränderungen, die vom Landratsamt schon länger angemahnt wurden, brauchten aber Zeit. Diese seien aber schon länger in Planung, betont Dengler. Man habe bis zum Donnerstagnachmittag keine Gelegenheit erhalten, dem Landrat persönlich die eigene Sichtweise darzulegen. „Unsere Sichtweise wurde in seiner Entscheidung leider nicht berücksichtigt“, kritisiert er. Diese sei schon vor dem Gespräch getroffen worden.

60 Metzgereien und Direktvermarkter betroffen

Dengler verweist außerdem darauf, dass der Aufsichtsrat des genossenschaftlichen Schlachthofs in seiner letzten Sitzung bereits eine Reihe an Maßnahmen beschlossen hatte. So sollten im Zutrieb, in dem sich die im Video gezeigten Misshandlungen von Tieren zugetragen haben, andere Mitarbeiter eingesetzt werden. Auch weitere Schulungen und Einweisungen waren vorgesehen. Genannt werden auch eine geringer Bandgeschwindigkeit bei der Schlachtung und eine neue Betäubungsanlage für Schweine.

„Wir haben versucht Landrat Bernhard die Konsequenzen dieser von ihm angeordneten Maßnahme für Verbraucher, Direktvermarkter, Metzger und Landwirte unserer klar zu machen. Leider ist uns dies nicht gelungen“, sagt Wilhelm Dengler. Der Schlachthof ist eine Genossenschaft, die von einem Aufsichtsrat überwacht wird. Vom Schlachtverbot betroffen seien rund 60 Metzgereien und Direktvermarkter und etwa die gleiche Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe. Diese hatten auf regionale Vermarktung gesetzt, müssten sich nun aber nach neuen Schlachtmöglichkeiten umsehen. „Ein großer Teil der Tiere wird überregional vermarktet werden müssen“, meint Dengler.

Ungewisse Zukunft

„Die Verfügung wird erst wieder aufgehoben, wenn der Betreiber ein schlüssiges Gesamtkonzept vorlegt in dem klar dargelegt ist, wie künftig tierschutzgerechtes Agieren sichergestellt wird“, hatte das Landratsamt in seiner Mitteilung über die Schließung geschrieben. Doch selbst wenn alle Vorgaben erfüllt sein sollten, blickt Dengler in eine ungewisse Zukunft: „Wenn unsere Metzgereien und Landwirte eine Anschlusslösung für die momentane Notsituation gefunden haben, wird es mehr als schwer sein, wenn nicht gar unmöglich sie an den Schlachthof nach Gärtringen zurückzuholen.“