Im Gebäude der ehemaligen Klinik Schillerhöhe werden ukrainische Kriegsflüchtlinge untergebracht.

Die Zahl der Menschen, die aus der Ukraine fliehen, steigt. Um die Kriegsflüchtlinge unterzubringen, hat die Stadt Gerlingen jetzt die leer stehende Klinik Schillerhöhe angemietet. Eine Unterbringung mit zunächst 80 Personen sei möglich. Dies könne bei Bedarf ausgeweitet werden. Das hat die Stadt Gerlingen am Freitag mitgeteilt. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir die Möglichkeit haben, Schutz suchende Menschen aus der Ukraine bei uns in einem leer stehenden Klinikgebäude unterbringen zu können und damit Hallenbelegungen vermeiden zu können“, sagt der Bürgermeister Dirk Oestringer (parteilos). „Wir danken dem Robert-Bosch-Krankenhaus für diese Möglichkeit.“

 

Gemeinderat befasst sich mit der Thematik

Gebäude stand zuletzt leer

Das Robert-Bosch-Krankenhaus hat das Gebäude von der Deutschen Rentenversicherung (DRV) gemietet und vermietet es nun an die Stadt weiter. Das Gebäude steht leer, seit die zum Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) gehörende Klinik Schillerhöhe vor wenigen Monaten in das RBK auf dem Burgholzhof in Stuttgart integriert wurde, im Juli war der Umzug abgeschlossen. Die Klinikleitung hatte für den Umzug fachliche und wirtschaftliche Gründe genannt.

Die Aufnahmekapazitäten in den städtischen Flüchtlingsunterbringungen sind laut der Gerlinger Verwaltung an der Belastungsgrenze. Die privaten Wohnraumangebote neigten sich dem Ende. Um Hallenbelegungen zu vermeiden, hat die Stadt daher die ehemalige Klinik angemietet. Die Fachausschüsse des Gemeinderats hätten dem Gemeinderat einen entsprechenden Beschluss empfohlen, sagt Oestringer.

Zahlen steigen rasant an

Der Gemeinderat tagt erst in knapp zwei Wochen. Aber die Zeit drängt. Das war vor der Sommerpause noch anders. „Die Situation hat sich in den vergangenen Wochen dynamisch entwickelt“, sagt Oestringer. In den Monaten vor der Sommerpause waren der Stadt im Schnitt 20 Flüchtlinge pro Monat angekündigt worden. Die Zahlen seien inzwischen angepasst worden, allein im September muss Gerlingen 64 unterbringen, im Oktober seien es noch einmal so viele Personen. Bisher kamen die Flüchtlinge – so sie nicht privat unterkamen – über die Landeserstaufnahmestelle und die vorläufige Unterbringung des Landkreises in die Kommune. So hatten die Kommunen die Möglichkeit, auf neue Situationen zu reagieren. Doch aus Platznot würden die Ukrainer inzwischen von der Landeserstaufnahmestelle direkt an die Kommunen verwiesen.

Klinik statt Halle

115 000 Menschen haben bisher in Baden-Württemberg Zuflucht gesucht. In Gerlingen sind es bisher 179, zusätzlich zu jenen 128, die in der vorläufigen Unterbringung des Landkreises im Hotel Dobler Green unterkamen. In dem Klinikgebäude laufen derweil im Hintergrund die Vorbereitungen, um die ehemaligen Patientenzimmer bereits in der kommende Woche nutzen zu können.

Die Kommunen ringen um weitere Unterbringungsmöglichkeiten

Oestringer ist froh über die Möglichkeit, das Gebäude nutzen zu können. Was andernfalls gewesen wäre, zeigt sich inzwischen kreisweit: Asperg etwa schloss die Stadthalle für den regulären Betrieb. Dadurch sei Platz für 50 Flüchtlinge geschaffen worden.

Derweil laufen die Verhandlungen über die Zukunft des Geländes. Beim RBK äußert man sich zufrieden über die Zwischennutzung„Dass wir Geflüchteten aus der Ukraine geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, passt gut zu unseren humanitären Aktivitäten“, sagt Mark Dominik Alscher, der Medizinische Geschäftsführer und zugleich Geschäftsführer des Bosch Health Campus.