Seit 2004 werden in der Grabenstraße erhöhte Werte für Stickstoffdioxid festgestellt. Jetzt soll der Container in die Landeshauptstadt umgesetzt werden.

Leonberg - Seit der Sanierung der Grabenstraße steht der kleine weiße Container vor der Hausnummer 14. Doch schon bald könnte der Kubus samt Innenleben nach Stuttgart in die Hauptstätter Straße umziehen. Das zumindest sieht ein Kompromiss der grün-schwarzen Landesregierung vor, der gestern im Koalitionsausschuss abgesegnet wurde. Um die Belastung durch Stickstoffdioxid in der Landeshauptstadt besser dokumentieren zu können, sollen zu den 13 bestehenden Messstellen 16 weitere dazu kommen. Davon sind 15 sogenannte Passivsammler. Und eben der Messcontainer aus Leonberg.

 

OB: Gesundheit der Leonberger genauso wichtig

Der Oberbürgermeister Martin Kaufmann (SPD) erfuhr davon erst aus der Presse. „Ich finde dieses Vorgehen äußerst zweifelhaft“, sagt Kaufmann gegenüber unserer Zeitung. Es könne nicht sein, dass Leonberg einmal mehr zum Steigbügelhalter für Stuttgart werde. „Die Gesundheit unserer Bürger ist genauso wichtig. Da kann man nicht einfach die Messstation abbauen, obwohl die Grenzwerte dauerhaft überschritten werden“, kritisiert der OB.

Messwerte in der Grabenstraße Foto: StZ-Infografik
Seit dem Winterhalbjahr 2004/2005 misst die Landesanstalt für Umwelt und Naturschutz (LUBW) in der Grabenstraße Luftschadstoffe. Zunächst weiter unten vor der Hausnummer 1, nach der Umgestaltung dann am jetzigen Standort. Die Grenze für den Jahresmittelwert (40 Mikrogramm je Kubikmeter Luft) wurde seitdem jedes Jahr überschritten. 2018 lag der Wert bei 45 Mikrogramm. 2017 waren es noch 43, 2016 immerhin 47 Mikrogramm. Zum Vergleich: Für den Arnulf-Klett-Platz vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof wurde im vergangenen Jahr ein Jahresmittelwert von 46 Mikrogramm ausgewiesen, für die Hauptstätter Straße 49. Ähnliche Werte gibt es außerdem in der Tübinger Mühlstraße und der Esslinger Grabbrunnenstraße (beide 46 Mikrogramm).

Ministerium: Ausrüstung nicht kurzfristig beschaffbar

Das Landesverkehrsministerium verteidigt die Entscheidung. „Eine Neuanschaffung eines Messcontainers mit entsprechendem Equipment wurde ursprünglich favorisiert, musste jedoch aufgrund langer Lieferzeiten und der Notwendigkeit, kurzfristig mit den Messungen beginnen zu können, verworfen werden“, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung. Deshalb sei die Idee aufgekommen, eine bestehende Einrichtung zu verlegen. Dafür kämen aber nur wenige Stationen in Frage, darunter die in der Grabenstraße. „Dort erscheint die Einhaltung der Grenzwerte in greifbarer Nähe“, heißt es weiter aus dem Verkehrsministerium. Auch wenn der Wert im vergangenen Jahr erneut leicht gestiegen sei, was das Ministerium auf Baustellen auf den Autobahnen zurückführt.

Passivsammler als Ersatz?

Für den Leonberger OB ist das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen. „Nach meiner Kenntnis ist das bislang nur eine Überlegung. Falls man sich dafür entscheidet, werde ich opponieren“, sagt Martin Kaufmann. Sowohl LUBW als auch das Verkehrsministerium versichern, dass im Fall der Fälle ein Ersatz in Leonberg geschaffen werde. Allerdings nur in Form eines Passivsammlers. „Hierdurch würden der Stadt Leonberg und den Bürgerinnen und Bürgern keine Nachteile entstehen“, heißt es dazu aus dem Ministerium. Ein Passivsammler ist eine einfachere Konstruktion, die sich an Laternen und anderen Masten befestigen lässt.

Die Auswertung erfolgt aber zeitversetzt im Labor und es können nur die Jahresmittelwerte ermittelt werden. Bislang liefert der Messcontainer in der Grabenstraße stündlich aktuelle Werte, die im Internet auf www.lubw.de abrufbar sind. Wann der Ersatz installiert werden könnte ist offen. Auf Anfrage teilt die LUBW in Karlsruhe mit, das weitere Vorgehen werde derzeit beraten. Dies sei eine Frage der personellen und finanziellen Machbarkeit.

Info: Das wird in der Grabenstraße gemessen

Stickstoffdioxid

Das giftige Gas entsteht, wenn fossile Energieträger wie Kohle, Gas und Öl verbrannt werden. Neben dem Jahresmittelwert (Grenzwert 40 Mikrogramm je Kubikmeter Luft) gibt es den Stundenmittelwert (Grenze 200 Mikrogramm). Zulässig sind 18 Überschreitungen pro Jahr, seit 2015 gab es in Leonberg keine mehr.

Feinstaub

Seit der Einrichtung der Messstation 2004/2005 bis Ende 2015 wurde auch Feinstaub gemessen. Seit 2012 gab es keine Überschreitungen der Grenzwerte mehr.