Sabine Kurtz verteidigt die Landtagskandidatur gegen Swen Menzel klar mit 60 Prozent. Sie tritt damit bei den nächsten Wahlen im März für die CDU an.

Renningen - Sie blickt auf vom Rednerpult, schaut runter zu den 234 CDU-Mitgliedern, die gekommen sind, holt nochmals Luft und setzt dann zum Schlusssatz ihrer Bewerbungsrede an: Das Land brauche jetzt Erfahrung, Kompetenz, Einsatz, Zusammenhalt, Engagement und Augenmaß. „Das alles biete ich Ihnen“, sagt Sabine Kurtz und legt beide Handflächen auf ihr Herz. „Dafür bitte ich Sie herzlich um Ihr Vertrauen.“

 

Das geben ihr die Christdemokraten im Wahlkreis Leonberg/Herrenberg/Weil der Stadt für die Landtagswahl am 14. März. 140 CDU-Mitglieder stimmen für sie als CDU-Kandidatin, das sind 59,8 Prozent. Die Erleichterung ist der 59-jährigen Politikerin deutlich anzusehen. Ein immerhin zehn Monate dauernder innerparteilicher Wahlkampf ist damit entschieden. Denn schon im Dezember hatte der Herrenberger CDU-Vorsitzende Swen Menzel angekündigt, gegen Kurtz anzutreten und damit der amtierenden Vizepräsidentin des Landtags die erneute Kandidatur streitig zu machen. Das gelingt ihm nicht, Menzel erhält 94 Stimmen (40,2 Prozent).

Als Gegner sieht Kurtz die Grünen

Innere Sicherheit, Wirtschaft und Familie sind die drei Schwerpunkte, die Kurtz in ihrer zwölfeinhalbminütigen Rede zuvor angesprochen hat. Dass es das Polizeiausbildungszentrum in Herrenberg gibt, dieser Erfolg habe „eine Mutter“, sagt sie. „Innere Sicherheit ist kein Selbstzweck, sondern die Voraussetzung für Freiheit.“ All das koste Geld, genauso wie die hohen Summen für die Corona-Hilfen. „Ich verstehe, dass die junge Generation sorgenvoll ist“, sagt sie. „Aber wann, wenn nicht jetzt, muss der Staat investieren, um die Konjunktur am Laufen zu halten.“

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Als Gegner macht Sabine Kurtz in ihrer Rede vor allem die Grünen aus – und dafür gibt es im Saal auch den ersten Zwischenapplaus. „Dass die Grünen die Polizisten unter Generalverdacht stellen, halte ich für unerträglich“, wettert sie auf dem Podium. Genauso schleierhaft sei ihr, warum die Grünen in den Landwirten Umweltzerstörer sehen. Und dafür, dass in der Corona-Krise manches holprig lief, sei das grüne Staatsministerium und das grüne Sozialministerium verantwortlich: „Es hat sich gezeigt: In der Krise sind die Grünen massiv überfordert.“

Die Grünen als Hauptgegner kommen nicht von ungefähr. 2016 hatte die Ökopartei der CDU zum ersten Mal das Direktmandat abgerungen, Kurtz kam nur über ein Ausgleichsmandat wieder in den Landtag. „Welche Fehler haben Sie gemacht?“, will der Herrenberger Steffen Straube-Kögler von ihr in der Fragerunde wissen. Da kommt sie kurz ins Schlingern, kann auf Anhieb keinen Fehler nennen. Der große Stimmenverlust jedenfalls sei für die ganze Landes-CDU „ganz schlimm“ gewesen. Jetzt müsse die CDU bessere Politik machen, finanziell, wirtschaftlich und sozial-ökologisch. Ein Junge-Unionler will von ihr wissen, wie sie junge Menschen erreichen wolle. „Wir müssen auf junge Wähler hören“, antwortet Kurtz. „Wenn Sie zu, Beispiel Wert auf nachhaltige Finanzpolitik legen, haben Sie damit völlig recht.“

Swen Menzel versucht es mit kernigen Formulierungen

Swen Menzel versucht anschließend, mit einer Rede mit kernigen Formulierungen die Parteimitglieder von sich zu überzeugen. Es dürfe nur ein Ziel geben, nämlich den Wahlkreis zurückzugewinnen. „Sie entscheiden, wer das am besten kann“, ruft er in den Saal. Wie das geht? Mit den klaren Positionen einer „konservativen Partei der Mitte“, mit Wirtschaftsthemen, mit Basisarbeit in Zukunftswerkstätten – und nicht mit grünen Kompromissen. „Wir brauchen eine regionale Landwirtschaft, keine, die von Ideologen getrieben wird, die nicht mal ein Pferd von einer Kuh unterscheiden können.“

Zweitkandidat wird der 42-jährige Betriebswirt Tobias Pfander aus Herrenberg-Oberjesingen, der sich mit 55 Prozent gegen die Aidlingerin Ann-Kathrin Flik (31) durchsetzt. Beide hatten sich zuvor mit einer überraschend engagierten Rede beworben. Über Nachwuchsprobleme kann die CDU also nicht klagen.

An Kurtz und Pfander liegt es nun, die CDU nach einem polarisierenden Wahlkampf wieder zusammenzuführen, denn Menzels Unterstützer müssen nun für Kurtz Plakate kleben. „Mit diesem Wahlergebnis kann es kein Weiter-So geben“, sagt Simon Straube-Kögler, der Herrenberger JU-Vorsitzende. „All die neuen Gesprächsformate, die Swen eingeführt hat, muss Frau Kurtz weiterführen und auf uns Mitglieder zugehen.“ Auch Kerstin Bangemann, die Renninger CDU-Vorsitzende, die ebenfalls Swen Menzel unterstützt hatte, sagt: „Frau Kurtz muss viel nahbarer werden und ganz viel auf die Leute zugehen.“