Der RV Schwalbe Leonberg-Eltingen möchte eine Trainingsroute einrichten. Doch der Verein fühlt sich von der Stadtverwaltung hingehalten.

Leonberg - Das Gebiet Tiefenbach südlich der Autobahn 8 ist beliebt bei Freizeitgängern. Hier reihen sich Kleingärten aneinander, an der Straße Bettelmannsreute befinden sich mehrere Vereinsheime. Von den Leonberger Hunden, den Anglern und auch vom Radfahrverein Schwalbe Leonberg-Eltingen. Zugegeben, es ist nicht das hübscheste Häuschen. „Ein neues Vereinsheim ist Teil zwei unseres Vorhabens“, sagt Philip Gehrling, der Vorsitzende des Vereins. Doch dazu muss erst einmal Teil eins gelingen: eine neue Mountainbike-Strecke in Leonberg.

 

Mountainbiker sind sauer auf die Stadt

Bereits vor zwei Jahren hat der RV Schwalbe das Projekt gestartet. Mit dem Vereinsheim als Start- und Zielpunkt soll ein 1,5 Kilometer langer Rundkurs angelegt werden, der zwei Mal den Hang hoch in Richtung Warmbronn und wieder hinunter führt. Keine Downhill-Strecke, betont Gehrling. Die Schwalbe-Fahrer seien im Bereich Cross-Country aktiv. Ob diese Strecke nun realisiert werden kann, ist fraglich. Der Gemeinderat hat den Radlern und der Stadt aufgetragen, nach Alternativrouten zu suchen.

Philip Gehrling ist sauer über die Entscheidung. Nicht, weil der Gemeinderat so entschieden hat. Er und seine Mitstreiter sehen sich von der Stadtverwaltung im Stich gelassen. „Alle Punkte, die von den Gemeinderäten angesprochen wurden, sind schon geklärt. Was die Alternativrouten betrifft, so hätte längst eine Sitzung mit Vertretern der Stadtverwaltung stattfinden sollen“, kritisiert der Schwalbe-Vorsitzende. Und zwar schon vor über einem Jahr.

Es geht nicht voran

Rückblick: Der Verein stellt sein Projekt der Stadt erstmals im August 2018 vor. „Der Naturschutz sah keine Probleme, wenn man gewisse Dinge beachtet.“ Der Stadtförster Ulrich Greß sei aber schon damals gegen das Vorhaben gewesen. Die Mountainbiker würden etwa das Wild aufscheuchen. Die Stadt habe aber zugesagt, entsprechende Unterlagen für das Projekt vorzubereiten. Nach einem zweiten Gespräch wurde vereinbart, Anfang des Jahres 2019 eine Begehung der geplanten Strecke zu machen und sich dann im März zu einem dritten Gespräch zu treffen. Die Stadt sollte bis dahin auch Alternativrouten vorschlagen.

Doch dazu kam es nie. Und lange passierte danach nichts mehr. „Ende 2019 erhielten wir eine Antwort von Oberbürgermeister Martin Georg Cohn, dass er dazu noch eine Einschätzung des Forstes haben möchte“, berichtet Philip Gehrling. Die es ja eigentlich schon gab. Eine fürs Frühjahr 2020 vorgesehene Sitzung wurde dann wegen Corona abgesagt. Auch die Entscheidung, das Projekt dem Sozialausschuss des Gemeinderates vorzustellen, sei immer wieder vertagt worden, kritisiert der Vereinsvorsitzende. „Erst als sich der Vorsitzende des Stadtverbands für Sport, Dieter Häring, in einem deutlichen Brief an die Stadt gewandt hatte, stand das Thema plötzlich Ende Juli auf der Tagesordnung.“ Allerdings ohne, dass der RV sein Projekt selbst vorstellen durfte.

Sind die Sorgen begründet?

Das Nein des Gemeinderates überrascht Philip Gehrling nicht. „Ich denke, das Nein ist das Ziel gewesen. Der Stadtförster, Herr Greß, hat klar gesagt, er will das nicht. Auch die Fragen der Gemeinderäte hätten der Oberbürgermeister und der Baubürgermeister beantworten können“, kritisiert er. Etwa beim Thema Verkehrssicherungspflicht, befürchteten die Gemeinderäte doch, dass die Stadt bei Schäden haftbar gemacht werden könnte. „Das ist überhaupt kein Problem. Der Verein ist verantwortlich, und es gibt dafür eine spezielle Versicherung“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Dies sei in den Gesprächen mit der Stadt auch mehrfach angesprochen worden.

RV: Fragen waren längst geklärt

Auch auf die anderen angesprochenen Punkte wie Konflikte mit Spaziergängern und Jägern, Problemen mit Lärm oder die Störung des Wilds – all das sei im Vorfeld hinreichend geklärt gewesen. „Die Strecke führt über steile bestehende Waldwege, die aber von Spaziergängern nicht genutzt werden. Das Wild fühlt sich von uns auch nicht gestört. Wenn wir am Vereinsheim sind, haben wir schon öfter Rehe bei uns gesehen.“ Diese ließen sich nicht mal vom Autobahnlärm stören, der viel lauter sei als die Radfahrer.

Auch Kosten müssten die Gemeinderäte keine befürchten, der Verein zahle alles. Diese seien niedrig, etwa für Hinweisschilder. Arbeiten am Boden wie Aufschüttungen können durch die Vereinsmitglieder gestemmt werden. Zu denen gehören auch ein Baumkletterer und Leute mit Forsterfahrung, die sich um die Bäume kümmern würden.

Wenn ein Wille da ist, dann geht es

„Wir haben uns auch bei anderen Vereinen umgehört, die ähnliche Projekte gemacht haben“, berichtet Philip Gehrling. So habe in Bad Waldsee der Stadtförster selbst ein solches Projekt angestoßen, um dem Wildwuchs bei Strecken im Wald entgegenzutreten. Dies sei innerhalb eines Dreivierteljahres realisiert gewesen. Auch in Gerlingen kam die Initiative zur kürzlich vorgestellten Mountainbike-Strecke aus der Stadtverwaltung.

Im Gemeinderat hatte Oberbürgermeister Cohn zugesagt, dass man bereits im Oktober über die Alternativrouten sprechen werde. „Das halte ich zeitlich für nicht machbar“, sagt Philip Gehrling. „Die Alternativen muss ich alle erst begehen, kartieren und Vor- und Nachteile ausarbeiten.“ Die Begehungen müssen zudem mit der Stadt und der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises koordiniert werden. Dass eine andere Strecke Anklang bei Stadt und Gemeinderat finden wird, glaubt Gehrling nicht. Denn die Probleme seien ja überall dieselben.