Mehr Einnahmen bei Schmutzwasser
Mit den neuen Gebührensätzen erfolgt im Wesentlichen eine Umverteilung. Nun nimmt die Stadt im Jahr rund 28 800 Euro mehr Geld für Schmutzwasser und rund 48 500 Euro weniger für Niederschlagswasser ein. Entlastet werden vor allem Gewerbebetriebe mit großen, befestigten, an das Kanalnetz angeschlossenen Flächen. Mehr belastet wird, wer mehr Schmutzwasser einleitet. Laut einer Berechnung der Kämmerei ergeben sich für die Bürger je nachdem eine Mehrbelastungen von 1,11 Euro pro Person und Jahr oder eine Gebührenentlastung von 80 Cent pro Person und Jahr.
Die Stadt Rutesheim hatte zehn Jahre lang eine stabile Abwassergebühr. Doch die Kosten der Abwasserbeseitigung steigen weite. Hinzu kommt, dass die Verbraucher verstärkt Wasser sparen. Weil erhebliche Investitionen in die Kläranlage und die Kanäle der Stadt anstehen, muss für die nächsten Jahre mit weiteren Gebührenerhöhungen gerechnet werden.
Nicht hilfreich für Hochwasserschutz
Überhaupt nicht im Sinne der Stadträte ist, dass die Niederschlagswassergebühr gesenkt wird. „Im Grundsatz sind Spielräume, um Gebühren ermäßigen zu können, erfreulich“, sagt der CDU-Gemeinderat Ralph Lange. „Bei der Niederschlagswassergebühr ist das jedoch nicht gut. Dies ist im Hinblick auf die notwendige Neubildung des Grundwassers und für den notwendigen Hochwasserschutz nicht hilfreich. Niedrigere Niederschlagswassergebühren verleiten eher dazu, mehr Flächen zu versiegeln“, befürchtet er.
Richtig erbost zeigt sich Gabl-Stadtrat Fritz Schlicher. „Es hat Jahrzehnte gedauert, bis die gesplittete Abwassergebühr in Baden-Württemberg angekommen ist. Sie ist verursachergerecht und trägt dazu bei, das Grundwasser zu schützen und Hochwasserereignissen entgegenzuwirken“, sagt er. Deshalb hat er einer Reduzierung dieser Gebühr nicht zugestimmt. Sein Fazit: „Das ist kontraproduktiv.“
Drei Gegenstimmen der Grünen
Bedauern über die „leider notwendige Reduzierung“ dieser Gebühr äußert auch der BWV-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Diehm. Zugleich wollte er wissen, ob die Gebühr noch ausreichend hoch ist, um Fördergelder für die notwendigen Investitionen in der örtlichen Kläranlage zu bekommen. Da kann ihn Stadtkämmerer Rainer Fahrner beruhigen, weil der Schwellenwert für eine Förderung bei einer Gesamtgebühr (Abwasser und Frischwasser) von 5,90 Euro pro Kubikmeter liegt und dieser Wert in der Summe erreicht und sogar überschritten wird. Und so wurden mit 15 Ja-Stimmen und den drei Gegenstimmen der Grünen-Fraktion die neuen Gebühren abgesegnet.
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Gebühren wohl bald weiter steigen werden. Allein für die Rohrnetzunterhaltung sind 2021 rund 311 000 Euro im Haushalt stehen. Mit dieser Summe ist auch in den Folgejahren zu rechnen, was deutlich über dem bisherigen langjährigen Durchschnitt von etwa 220 000 Euro liegt.
Auch die Umlage an den Zweckverband Renninger Wasserversorgungsgruppe (Betriebs- und Festkostenumlage) für die Entnahme von Wasser zieht an. Die Umlage hat sich von jährlich rund 340 000 Euro in den Jahren 2012 bis 2016 auf nunmehr 490 000 Euro erhöht. Um die Versorgungssicherheit zu garantieren, investiert der Zweckverband in den Folgejahren mehrere Millionen Euro in neue Anlagen. Dafür stehen auf der Ertragsseite vor allem Erlöse aus der Wasserabgabe zur Verfügung. Im Jahr 2020 hat das rund eine Million Euro eingebracht. Nach der geplanten Wasserzinserhöhung können ab dem Jahr 2021 jährlich Erträge in Höhe von 1,2 Millionen Euro erzielt werden.