Die mehr als 11 000 Einwohner zählende Stadt führt auf freiwilliger Basis eine kommunale Wärmeplanung durch. 80 Prozent der Kosten werden gefördert.

Kürzlich hat der Rutesheimer Gemeinderat beschlossen, dass im Zuge der Planungen das Bosch-Areal mit einer Nahwärmeversorgung zu erschließen, auch noch eine freiwillige kommunale Wärmeplanung in ganz Rutesheim in die Wege geleitet werden soll. Diese beginnt nun am 1. September, nachdem Bürgermeisterin Susanne Widmaier die schriftliche Mitteilung über die Bewilligung der Fördermittel des Karlsruher Instituts für Technologie (Kit) für Landesfördergelder in Höhe von maximal 80 Prozent der Kosten vorliegen hat.

 

20 Prozent der Kosten muss Rutesheim selbst tragen

„Wäre Rutesheim größer, würde die gesamte Wärmeplanung finanziert, da sie für Kommunen mit mehr als 20 000 Einwohnern Pflicht ist.“ Rutesheim – Perouse inklusive – zählt derzeit mehr als 11 000 Einwohner. Mit der freiwilligen kommunalen Wärmeplanung will die Stadt mit gutem Beispiel voran gehen. „Wir werden nicht erst dann aktiv, wenn es zur Pflicht wird. Gleichwohl bleibt es ärgerlich, dass wir 20 Prozent der der Kosten selbst tragen müssen“, sagt Widmaier. Ziel der kommunalen Wärmeplanung sei es, über die Versorgung des Bosch-Areals hinaus zu prüfen, ob und in welchen städtischen Quartieren der Aufbau einer Nahwärmeversorgung sinnvoll sein könnte – und zwar auf der gesamten Gemarkung inklusive Perouse und Heuweg. Hierzu sollen über Schornsteinfegermeister und Energieunternehmen (Betreiber von Wärme-, Gas- und Stromnetzen) Daten zu Privat- und Geschäftsgebäuden erhoben werden, wie etwa Informationen darüber, wie alt die jeweiligen Heizungen sind.

Möglichst viel „grüne Energie“

„Durch den Aufbau einer Nahwärmeversorgung hätten private Hauseigentümer künftig in ausgebauten Bereichen die Möglichkeit zu entscheiden, ob es für sie interessant wäre, ihr Gebäude an diese anzuschließen, oder aber bestehende alte Gas- oder Ölheizungen individuell durch neue Heiztechnik zu ersetzen“, sagt die Bürgermeisterin. Alle erhobenen Daten würden nur zur Erstellung der kommunalen Wärmeplanung erhoben und verwendet und nach deren Abschluss wieder gelöscht.

Alle Energiequellen sollen erfasst werden

Zudem wird beim Projekt „Kommunale Wärmeplanung“ genau geklärt, welche Energiequellen auf der gesamten Rutesheimer Gemarkung genutzt werden könnten. Hierzu zählen zum Beispiel die Abwärme von Rutesheimer Unternehmen, die Wärme aus dem Abwasser, das bei der Kläranlage ankommt oder die Möglichkeiten der Solarthermie auf den Autobahnwällen. Erklärtes Ziel von Bürgermeisterin Widmaier ist es, lokal vorhandene Energie zu nutzen und möglichst viel „grüne Energie“ zu verwenden.

„Stadtverwaltung und Gemeinderat sind sich bereits einig darüber, dass die Nahwärmeversorgung als Teil der Stadt aufgebaut werden soll und nicht extern vergeben wird. Dadurch kann die Stadt entscheiden, welche Energiequellen genutzt werden und wer angeschlossen werden kann“, sagt Widmaier. Bei dieser Entscheidung seien dann nicht ausschließlich monetäre Kriterien ausschlaggebend, sondern auch Faktoren wie Klimaschutz und Bürgerfreundlichkeit.

Projekt startet am 1. September

Die Stadtwerkegründung sei bereits mit der Unterstützung der Energieagenturen Ludwigsburg und Böblingen und einem beauftragten Rechtsanwaltsbüro auf dem Weg. Lediglich die Details zur „Form der Stadtwerke“ stünden noch zur Diskussion. Möglich wäre hier, neben einem Eigenbetrieb, beispielsweise eine Genossenschaft oder eine GmbH.

Die Stadt beauftragte die IBS Ingenieurgesellschaft mbH mit Sitz in Bietigheim-Bissingen und die Smart Geomatics Informationssysteme GmbH mit Sitz in Karlsruhe mit der Erstellung des ersten kommunalen Rutesheimer Wärmeplans. Das Projekt startet am 1. September und wird durch das Kit, das die Projektträgerschaft für die Umwelt- und Energieforschung Baden-Württemberg innehat, im Rahmen des Landesprogramms „Lebensgrundlage Umwelt und ihre Sicherung“ (BWPlus) gefördert. Das Förderprogramm BWPlus übernimmt dem jetzt eingegangenen Zuwendungsbescheid zufolge 80 Prozent der Kosten für die freiwillige kommunale Wärmeplanung in Rutesheim, das sind in Zahlen bis zu 41 300 Euro.