Die zahlreichen Auflagen lassen die Kosten für die Verkehrsberuhigung im Waldenserort in die Höhe klettern – auf mehr als fünf Millionen Euro. Bei den eigentlichen Straßenbauarbeiten bekommt die Stadt äußerst günstige Angebote.

Rutesheim - Die Kosten für die Verkehrsberuhigung in Perouse fallen deutlich höher aus, als veranschlagt war. Alles in allem wird es die Stadt Rutesheim rund sechs Millionen Euro kosten, ursprünglich war man von etwas mehr als fünf Millionen Euro ausgegangen.

 

„Es ist nichts schwieriger, als ein paar Meter Straße zu bauen“, sagt der Bürgermeister Dieter Hofmann im Rückblick. „Bei diesen Vorgaben muss man sich nicht wundern, die extrem hohen Auflagen treiben die Kosten hoch“, kritisiert der Rathauschef. „Wenn wir den Löwenanteil nicht selbst hart erarbeitet hätten, würde überhaupt nichts geschehen, denn das Land stiehlt sich aus der Verantwortung“, ist der Bürgermeister unzufrieden.

Im Osten und im Westen tut sich was

Die geplante Verkehrsberuhigung für Perouse umfasst zwei Komponenten. Im Westen beinhaltet sie den Umbau der Heimsheimer Steinbruchspange, damit der Verkehr aus dieser Richtung nicht mehr durch den Waldenserort fließen muss. Im Osten geht es um eine vom Ort abgerückte Umgehungsstraße aus Richtung Malmsheim mit einem sechs Meter hohen Lärmschutzwall, einer ampelgesteuerten Kreuzung sowie einem neuen Kreisverkehr an der Straße nach Flacht.

Für das Vorhaben im Westen hatte der Stadtbaumeister Bernhard Dieterle-Bard im jüngsten Gemeinderat eine gute Nachricht im Gepäck: Den Umbau des Knotenpunkts an der Steinbruchspange übernimmt die Firma Strabag für rund 560 000 Euro. Das Angebot liegt deutlich unter den fast 840 000 Euro, die externe Fachingenieure errechnet hatten. Inklusive der Nebenkosten und des Grunderwerbs kostet der Umbau 780 000 Euro. Hinzu kommen noch 80 000 Euro als Hälfte des Investitionsanteils der Stadt Heimheim beim Bau der Steinbruchspange 2002. Die Bauarbeiten beginnen am 3. Juli und sollen bis zum 15. September abgeschlossen sein.

Nicht so rosig sieht es im Osten aus. Für diese Umgehungsstraße muss die Stadt rund eine Million Euro mehr hinblättern, als ursprünglich errechnet. Nicht etwas über vier Millionen, sondern 5,2 Millionen Euro wird die Ostumfahrung Perouse und die neue Linksabbiegespur am Autobahnanschluss Rutesheim kosten.

Die eigentlichen Bauarbeiten verrichtet für etwa 3,9 Millionen Euro die Firma Josef Rädlinger aus Cham. Hinzu kommen eine Geh- und Radwegbrücke (373 000 Euro) sowie ein Lärmschutzwall (565 000 Euro). Dazu gezählt werden muss auch das Geld, das für die Waldrodung, die Beschilderung, die Ausgleichmaßnahmen, die Aufforstung der Kuhstelle und die Ersatzmaßnahme Gänsäcker ausgegeben werden muss. Rund 4,88 Millionen Euro sind davon im Haushalt 2017 enthalten, 315 000 Euro müssen noch 2018 finanziert werden.

An der Brücke wird bereits gebaut

Dass sich hier etwas tut, ist schon zu sehen. Die Waldfläche ist bereits gerodet. Auch die Baustelle für die Geh- und Radwegbrücke über die Straße und den Lärmschutzwall kommt schon zügig voran. Mit den eigentlichen Straßenbauarbeiten will die Firma Rädlinger am 19. Januar beginnen, um im Herbst 2017 dann alles fertigzustellen.

Der Gemeinderat war alles andere als erfreut, als er von der Kostensteigerung erfahren hat. „Das ist besonders ärgerlich bei einer Maßnahme, die Menschen vom Verkehr entlastet, den das Land mitverursacht hat, aber nun nichts aus seinen vollen Kassen abgeben will“, sprach der BWV-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Diehm den meisten Stadträten aus dem Herzen. „Leider heißt es jetzt: Augen zu und durch. Aber sie zuzuhalten, fällt nicht leicht“, meinte Diehm.

Gespalten in der Sache sind die Grünen im Rutesheimer Gemeinderat. Jedes der drei Fraktionsmitglieder hat anders abgestimmt. Der Fraktionschef Fritz Schlicher enthielt sich der Stimme, Harald Brunner stimmte wegen des großen Flächenverbrauchs gegen das Vorhaben. Die Perouserin Claudia Berner sagte mit Überzeugung ja und mit ihr weitere 17 Mitglieder des Stadtrates.