Eine gute Bewertung bekommt die Parksituation in der Rutesheimer Stadtmitte von Verkehrsplanern. Das Team von DS Ingenieure hatte als Teil des Mobilitätskonzeptes die Aufgabe, die Lage vor Ort unter die Lupe zu nehmen.

Rutesheim - Haben Sie sich schon mal gefragt, wie viele Meter Sie gewillt sind, vom geparkten Auto zum angestrebten Ziel zu Fuß zurückzulegen? Verkehrsplaner haben da eine Faustregel: Es kommt auf die Bewohneranzahl eines Ortes an und pro 1000 Einwohner sind es ein Meter. Das heißt in Rutesheim werden zehn Meter als in Ordnung empfunden, im Leonberg auch mal 50 und in Stuttgart auch ein halber Kilometer.

 

Das haben die Verkehrsplaner Frank Peter Schäfer und Thomas Glock jüngst bei der digitalen Vorstellung ihrer Erhebungen für das künftige Mobilitätskonzept von Rutesheim der Zuhörerschaft eröffnet. Die Mitarbeiter der Agentur BS Ingenieure Ludwigsburg haben ein Gutachten erstellt, das die Parksituation in der Innenstadt unter die Lupe genommen hat. Wo gibt es Parkplätze? Wo braucht man eine Parkscheibe? Wie lange darf das Auto abgestellt werden? Und besonders wichtig – wie ausgelastet sind die Parkplätze?

Zwei Vorhaben haben die Krankheit der Bürgermeisterin und noch mehr Corona zeitlich ausgebremst – den Stadtentwicklungsprozess und das Mobilitätskonzept. Schon seit März 2019 sind engagierte Bürgerinnen und Bürger dabei, sich mit Themenfeldern rund um die Mobilität auseinanderzusetzen.

288 Parkplätze untersucht

Insgesamt hat das Team von DS Ingenieure 288 Stellplätze in der Ortsmitte im Bereich Pforzheimer-/Leonberger Straße, Kirchstraße, Flachter Straße, Seestraße und Rennerstraße in Augenschein genommen. Das sind 29 Straßen-Stellplätze ohne Markierung, 70 markierte Stellplätze im Straßenraum oder auf Parkplätzen ohne weitere Regelung, 175 Stellplätze mit Parkscheibenpflicht und 14 reservierte Stellplätze auf Parkplätzen.

Unterwegs waren die Gutachter vormittags um 11 Uhr und nachmittags um 16 Uhr. Morgens waren 212 Fahrzeuge abgestellt. Dies entspricht einer Auslastung von 74 Prozent. Nachmittags um 16 Uhr betrug die Auslastung mit 243 Fahrzeugen 84 Prozent. „Bei einer Auslastung von über 80 Prozent geht man bereits von einer Vollauslastung der Stellplätze aus“, erklärte Frank Peter Schäfer. „Wir brauchen den Verkehr und die Parkplätze in der Innenstadt, damit die Menschen hier einkaufen oder die Gastronomie besuchen“, sagt die Bürgermeisterin Susanne Widmaier. „Eine tote Innenstadt wollen wir auf keinen Fall erleben.“

Das Fazit der Gutachter: Die 288 Stellplätze im Ortskern sind gut ausgelastet, nachmittags stärker als vormittags. Der Parkplatz Flachter Straße/Marktplatz ist den ganzen Tag über voll ausgelastet. Andere wichtige Parkplätze („Grüner Parkplatz“, Rathausparkplatz, Parkplatz Ecke Seestraße/Schillerstraße) seien auch gut ausgelastet, weisen aber noch ausreichende Reserven auf. „Es wird nach wie vor versucht, dort zu parken, wo man was erledigen will. Dies zeigten die Falschparker vor allem in der Kirchstraße, der Pfarrstraße, der Flachter Straße und nachmittags auch in der Seestraße“, resümiert Thomas Glock.

Kein Schrägparken auf den Marktplatz

Den Autofahrern empfiehlt er die Parkscheibe zu nutzen, zumal die Stellplätze gebührenfrei sind. Die acht Behindertenstellplätze seien ausreichend. Aus den Reihen der Teilnehmer an der Präsentation kam erneut die Frage, warum die Parkplätze auf der Flachter Straße nicht schräg angelegt sind. „Das würde nicht nur die Anzahl verkleinern, weil mehr Platz benötig wird, sonder es würde auch zu einer Art Einbahnregelung führen, womit eine Verteilung des Verkehrs nicht gewährleistet ist“, sagt Thomas Glock

„Mit diesem Gutachten als Grundlage kann nun überlegt werden, ob und wie die Situation verbesserungswürdig ist. Jede Idee und Anregung ist willkommen und darf gerne an uns herangetragen werden“, sagt Susanne Widmaier. Aus der Arbeit am Mobilitätskonzept sei mittlerweile viel Gutes entstanden, wie der weitere Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur durch eine weitere Regiorad-Station in Perouse oder der Plan, den Fahrradweg von der Kraxl-Alm in die Innenstadt zu beleuchten. Carsharing werde an drei Standorten angeboten und der fließende Verkehr sei in Rutesheim in den vergangenen Jahrzehnten um ein Vielfaches verbessert worden.