Eigentlich ist Alfons Wehrle Pater im Spiritaner-Orden, doch er hat auch den Pfarrerdienst übernommen – vor elf Jahren in den katholischen Gemeinden Rutesheim und Weissach. Nun hat er sich verabschiedet und kehrt zu seinem Orden zurück.

Rutesheim - Es ist gut, wenn der Pfarrer Unterstützung in der Gemeinde erfährt und es ist eine echte Hilfe, wenn ihn ein aktiver Kirchengemeindeart unterstützt, sodass er nicht alles selbst entscheiden muss.“ Dieses Fazit zieht der Pater Alfons Wehrle nach elf Jahren Seelsorge der der katholischen Kirchengemeinden St. Raphael in Rutesheim und St. Clemens Maria Hofbauer in Weissach. Mit 75 Jahren hat er nun das pastorale Amt im Dienst der katholischen Diözese Rottenberg/Stuttgart abgegeben und kehrt in die Reihen des Spiritaner-Ordens zurück.

 

„Wie es jetzt weitergeht, das weiß ich nicht“, sagt der Pater ganz gelassen und zuversichtlich. „Ich mache dort, wo ich gebraucht werde, das, was der Orden entscheidet“, sagt Alfons Wehrle. „Ein Weg könnte sein, dass ich im Kloster Charleroi in Belgien die Rolle des Hausvaters übernehmen und den vier jüngeren Brüder, die noch studieren, helfe, eine Gemeinschaft aufzubauen – meine Französisch-Kenntnisse aus dem Gymnasium müsste ich dann aber auffrischen.“

Leiter von „Mission auf Zeit“

Doch bis das entschieden ist, bleibt Pater Wehrle im Stuttgarter Missionshaus in der Lortzingstraße. Hier wohnt er gemeinsam mit dem deutschen Pater Dieter Kurz und zwei Mitbrüdern aus Afrika. Die Niederlassung in Stuttgart ist Standort für das Projekt Missionar auf Zeit. „Anfang der 80-er Jahre sind viele junge Menschen an uns herangetreten, die sagten, dass sie nicht unserem Orden beitreten wollen, aber auf begrenzte Zeit in unseren Projekten mitarbeiten und sich einbringen wollen“, blickt Pater Wehrle zurück. Daraus sei 1982 „Mission auf Zeit“ entstanden, ein Projekt, das auch heute erfolgreich läuft und das Pater Wehrle von 1990 bis 1996 selbst geleitet hat. Die Stuttgarter Spiritaner engagieren sich auch heute noch in der Ausbildung von jährlich etwa 20 jungen Menschen für einen zeitlich befristeten missionarischen Einsatz in Übersee.

Alfons Wehrle wurde 1939 im kleinen Dorf Waldauer bei Titisee-Neustadt geboren. „Etwa 300 Katholiken und eine evangelische Familie wohnten im Dorf“, erinnert sich der Pater. Nach der Grundschule folgte das Gymnasium in Donaueschingen, wo er im Internat der Spiritaner wohnte. „Nachdem zwei Großonkel bereits Priester waren, meinte meine Oma: Wäre das nichts für den Alfons?“, sagt der Pater im Rückblick. Und so fiel der Entschluss, auch Priester zu werden. „Das haben ich nie bereut“, bekennt der Schwarzwälder.

Glaubensverkündung in Südafrika und Brasilien

Nach dem Abitur begann Alfons Wehrle 1960 sein einjähriges Noviziat in Heimbach in der Eifel, um sich selbst zu prüfen. Es folgte das sechsjährige theologische Studium an der Ordensschule der Spiritaner in Knechtsteden bei Neuss. Von 1967 bis 1978 war der Pater Religionslehrer und Internats-Präfekt in Buchen im Odenwald, bevor er dann in Speyer fünf Jahre lang für den Schülerverband „Katholische Studierende Jugend“ verantwortlich war. Im Jahr 1983 hat Alfons Wehrle für sieben Jahre das Amt des Missions-Prokurators der Spiritaner angetreten. In dieser Zeit war er von Knechtsteden aus zuständig für die Organisation und den Kontakt zu den deutschen Patres in Übersee. Ihnen waren vornehmlich zwei Gebiete anvertraut worden: Südafrika und Brasilien. „Die Aufgabe bestand in der Glaubensverkündung – in Südafrika haben wir eine Diözese gegründet – aber vorwiegend in karitativen Projekten, wie den Betrieb von Krankenstationen, in denen wir mit Ordensschwestern zusammengearbeitet haben“, sagt der Pater.

Im Jahr 1997 wurde für die Pfarrei St. Joseph in Rostock ein Pfarrer gesucht. „Der Orden sagte, du wirst gebraucht und ich ging.“ Dass sei doch selbstverständlich, denn beim Eintritt in den Orden habe er drei Gelübde abgelegt, das der Armut, das der Ehelosigkeit und das des Gehorsams. Und als es geheißen habe, Rutesheim und Weissach mit insgesamt 3500 Gemeindemitgliedern brauche einen Seelsorger, sei es ganz selbstverständlich gewesen, wieder Ja zu sagen. „So habe ich nach einem halben Jahr Pastoraldienst in Calw vor elf Jahren hier das Amt des Seelsorgers angetreten und mich wohl gefühlt“, sagt Pater Alfons Wehrle im Rückblick.