Die Firma Wöhr aus Friolzheim und die Stadtverwaltung starten ein Pilotprojekt. Fünf Jahre lang wird der vollautomatische „Bikesafe“ getestet. Für Schüler ist das Angebot kostenlos. Wer einen der begehrten Plätze erhält, ist aber noch unklar.

Rutesheim - Rund 400 Schüler kommen im Schnitt täglich mit dem Fahrrad ins Schulzentrum. Vor den Gebäuden reihen sich die Drahtesel vor allem im Sommer endlos auf. Beste Voraussetzungen also für ein Pilotprojekt, das nach den Sommerferien am Schulzentrum starten soll. Die Friolzheimer Firma Wöhr, ein Spezialist auf dem Gebiet des automatisierten Parkens, stellt der Stadt Rutesheim für fünf Jahre den „Bikesafe“ zur Verfügung – ein vollautomatisches Parkhaus für Fahrräder. „Darin finden 90 Fahrräder auf sechs Ebenen Platz“, erklärte der Erste Beigeordnete Martin Killinger im Verwaltungsausschuss des Gemeinderates, wo das Projekt erstmals präsentiert wurde.

 

Rutesheim muss dafür lediglich die 38 000 Euro für Erd- und Anschlussarbeiten zahlen. Den Bikesafe stellt Wöhr auf und kümmert sich um den Unterhalt. „Nach fünf Jahren haben wir die Option, den Bikesafe selbst weiterzuführen oder zu sagen, er kommt wieder weg“, erläutert Killinger. „Das ist ein innovatives Projekt, das gut zu unserem Engagement im Bereich Nachhaltigkeit passt.“ Auch Bürgermeister Dieter Hofmann ist vom Projekt überzeugt: „Es kostet uns vergleichsweise wenig Geld, nutzt aber unserem Schulzentrum, welches das größte in der Region ist.“

Das Fahrradparkhaus funktioniert voll automatisch

Obwohl der Fahrradturm noch nicht einmal steht, hätten sich schon einige Kommunen angemeldet, um ihn sich genauer anzusehen. Das bisher einzige Exemplar steht auf dem Friolzheimer Firmengelände von Wöhr. Die Rutesheimer Ausgabe hingegen wird mit 8,60 Metern Höhe etwas kleiner. Außen wird sie nicht voll verglast sein wie die Visualisierung, die im Ausschuss präsentiert wurde, sondern eine graue Metallverkleidung haben. Nach derzeitigem Stand soll der Turm neben der Theodor-Heuss-Schule aufgestellt werden.

Wer sein Rad dort parken will, schiebt es in eine dafür vorgesehene Schiene vor der Aufzugtür. Jeder Nutzer verfügt über einen Chip, auf dem der persönliche Stellplatz hinterlegt ist. Chip einwerfen – und voll automatisch wird das Rad eingezogen, auf die entsprechende Etage befördert und abgestellt. Um es abzuholen, muss ebenso nur der Chip eingeworfen werden.

Die Frage, die die Ausschussmitglieder am meisten beschäftigte: Wer wird den Bikesafe nutzen dürfen?

Platzvergabe: Windhundprinzip oder Verlosung?

„Das Angebot ist für Schüler ab zwölf Jahren, aber auch Lehrer gedacht und kostenlos“, erklärt der Erste Beigeordnete. Die Schüler legten in der Regel in Klasse vier die Fahrradprüfung ab. Bislang sei bei der Platzvergabe das „Windhundprinzip“ angedacht, sprich: wer sich zuerst für einen Fahrradparkplatz anmeldet, erhält auch einen.

„Wenn die 90 Plätze weg sind, sind sie weg. Unter Umständen müssen teurere Räder dann trotzdem draußen stehen bleiben“, meinte Harald Schaber (Unabhängige Liste). Er könne sich gut vorstellen, nach einer ersten Probezeit eine Wertgrenze für die Räder einzuführen. Harald Brunner von der Gabl sah dies jedoch anders. „Das ist nicht sozial gerecht. Nicht jeder kann sich ein teures Rad leisten“, sagte er. Stattdessen schlug er vor, die Plätze alle zwei Jahre neu auszulosen. „Da kommt jeder einmal in den Genuss“, zeigte sich seine Fraktionskollegin Claudia Berner begeistert, Ulrich Köthe von der CDU schloss sich ebenfalls an. „Im ersten Jahr sollten wir nach dem Windhundprinzip verfahren. Wenn es eine Erfolgsgeschichte wird, müssen wir es ab dem zweiten Jahr strukturieren“, schlug Wolfgang Diehm (Bürgerliche Wählervereinigung) vor.

Während der fünfjährigen Testphase wird fortlaufend überprüft, wie oft und wie lange die Schüler den Bikesafe nutzen. „Ich sehe da einen kleinen Wermutstropfen. Bei Schulbeginn oder -ende wird es ein gewaltiges Gedränge geben“, merkte Reinhart Boehm (BWV) an. Er befürchtet, dass eine anfänglich gute Nutzung dadurch schnell nachlassen könnte. „Aber es ist eine tolle Sache, das Fahrradparkhaus bei uns zu haben“, fügte er hinzu. Das sahen auch alle anderen Ausschussmitglieder so. Sie votierten einstimmig für das Pilotprojekt und die damit verbundene überplanmäßige Ausgabe.