Bis zu 500 Kinder und Jugendliche bekommen in der Mensa frisch Gekochtes serviert.

Rutesheim - Wie bringt man die Leitung der drei örtlichen Schulen zum gemeinsamen Meditieren und Lachen? Und wie schafft man es dann auch noch, das Ergebnis ihres Wirkens Hunderten kritischer Zeitgenossen im wahrsten Sinne des Wortes brühwarm aufzutischen? Ganz einfach: Man lässt sie in der Mensa des Schulzentrums kochen.

 

„Es geschieht nicht oft, dass es auf ein konkretes Ergebnis so zügig eine Rückmeldung gibt“, sagt Petra Üffing, die stellvertretende Leiterin des örtlichen Gymnasiums, und schwingt die Suppenkelle für die hungrigen Schüler, von denen ein paar bereits schon für einen Nachschlag anstehen. „Es ist eine gute Stimmung und es wird viel gelacht, das tut der schon jetzt sehr guten Zusammenarbeit unserer Schulen gut“, freut sich Jürgen Schwarz, der Schulleiter des Gymnasiums.

Entschleunigung vom Alltag?

„Die hier verwendeten Mengen an Gemüse zu putzen, zu schneiden und zu würfeln hat fast schon etwas meditatives – es entschleunigt irgendwie den Alltag“, kommt Friederike Bailer, die Rektorin der Theodor-Heuss-Schule (THS), ins schwärmen. „Da wächst gleich die Hochachtung und der Respekt für die vielen ehrenamtlichen Kocheltern, die Tag für Tag dafür sorgen, dass die Schüler und auch die Lehrer ein frisch zubereitetes Mittagessen auf dem Tisch haben“, ist die stellvertretende THS-Leiterin, Franziska Schimo-Lott, voll des Lobes.

Die Schüler stutzen zwar einen Augenblick, als sie so viel geballte pädagogische Kompetenz hinterm Tresen sehen. Doch dann geht es zügig voran, das Sextett bewältigt den ersten Ansturm der Hungrigen problemlos. „Wir sind ein gutes Team“, meint Tamara Rumpelt, die Schulleiterin der örtlichen Realschule. „Es ist einfach ein toller Tag“, fasst es ihre Stellvertreterin Miriam Hieber zusammen.

Ganz allein schalten und walten dürfen die Chef-Etagen der Schulen nicht. Immer ein wachsames Auge auf ihr Tun hat Elke Wagner. Als hauswirtschaftliche Betriebsleiterin ist sie für den gesamten Einkauf, das Organisatorische, die Vorbereitungen, Hygienemaßnahmen, Ersatz bei personellen Ausfällen, die Verwaltung und Abrechnung zuständig. Ihr zur Seite stehen ihre beiden Stellvertreterinnen Birgit Fender und Gabriele Schock.

Mensa als Erfolgsmodell

„Die Abo-Zahlen sind ein Beweis, dass das Mittagessen gut schmeckt“, sagt die Bürgermeisterin Susanne Dornes. „Die Mensa im Schulzentrum ist ein Erfolgsmodell“, bestätigt Martin Killinger, der Erste Beigeordnete. Sie dürfen auch kosten, was die Schulleiter als Menü ausgewählt und gekocht haben: Maultaschensuppe mit frischer Gemüsebrühe, für die reichlich Karotten, Lauch und Sellerie verarbeitet wurden. Aber der Renner sind die Ofenschlupfer mit Vanillesoße.

Etwa 500 Schüler haben ein Abonnement für die Mensa, das für ein halbes Jahr ausgegeben wird. Essen gibt es montags bis donnerstags, wobei der Donnerstag der Spitzentag ist. Die 300 Plätze der Mensa müssen sich die Schüler dann in zwei Serien teilen – etwa 100 kommen um 12, fast 400 dann noch bis 13 Uhr. Dass alle satt werden, ist der Verdienst von 28 Kocheltern-Teams, die in Gruppen von vier bis zehn Helfern agieren. Ein frisch gekochtes Essen kostet im Abo drei Euro. „Wir kennen die Lieferanten und Produzenten, die Rezepte orientieren sich am Saison-Angebot, wir reduzieren Zucker und Fett“, schildert Elke Wagner das Konzept. Sie baut auch immer wieder thematische Kochtage ein: Mal kochen die Schulleiter, dann die Landfrauen, oder die achten Klassen der Theodor-Heus-Werkrealschule. Bei Gelegenheit stehen auch Spezialitäten aus den Partnerstädten in Österreich und Italien auf der Speisekarte.

Elke Wagner geht

Aber als begeisterte Köchin hat Elke Wagner ein „Problem“. „Ich bin vom Kochvirus befallen“, scherzt sie. „Da muss man, so toll das jetzt auch ist, mal wieder etwas Neues anfangen – in der Nähe“, verrät sie. Ende März wird sie sich vom Mensa-Team verabschieden.