Der 17-jährige Felix Fuchs managt den Instagram-Kanal der Stadt, nachdem er mit seinem eigenen Rutesheim-Account erfolgreicher war als die Verwaltung.

Rutesheim - Jedes vernünftige und klärende Gespräch ist besser, als sich vor dem Richter zu treffen. Zu dieser Erkenntnis sind auch die Rutesheimer Bürgermeisterin Susanne Widmaier und der 17-jährige Felix Fuchs gekommen. Das Ergebnis: Der Instagram-Account „Stadt Rutesheim“ startet noch mal bei Null.

 

Doch es liegt nicht an technischen Finessen, dass der bisherige Instagram-Account „Stadtverwaltung Rutesheim“ in den nächsten Tagen verschwindet und stattdessen „Stadt Rutesheim“ der offizielle Kanal der Verwaltung wird. „Ab Sonntag geht es los und mit an Bord des Neustarts ist Felix Fuchs, ein junger Mann aus Rutesheim, der sich auf der Social-Media-Bühne mit absoluter Sicherheit bewegt“, freut sich die Rathauschefin.

Keine einfachen Startbedingungen

Doch diese Zusammenarbeit stand anfangs nicht unbedingt unter einem guten Stern. Doch der Reihe nach. Vor ein paar Monaten hat die Bürgermeisterin beschlossen, die Stadtverwaltung auf Facebook und Instagram zu präsentieren. „Wir möchten die Rutesheimer auf möglichst vielen Kanälen erreichen und junge Menschen mit einbinden“, begründet sie diesen Schritt. Doch die Entscheidung umzusetzen, erwies sich als gar nicht so einfach. Die Bürgermeisterin musste feststellen: „Unser Rathaus-Team hat andere Kernkompetenzen, und die meisten von uns sind nicht in den Umgang mit Facebook und Instagram hineingewachsen.“

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Ganz anders ist das mit Felix Fuchs. Mit 17 Jahren gehört der Gymnasiast zu der Generation, die ein Leben ohne Instagram und Co. gar nicht mehr kennt. Für ihn ist es alltäglich, sich auf verschiedenen Plattformen sicher zu bewegen. Aber wieso der Auftritt einer Stadt? „Ich bin politisch interessiert und finde die Kommunalpolitik spannend, zudem ist es wichtig, dass viele Menschen darüber informiert sind“, sagt Felix Fuchs. Er finde es gut, dass die Stadt auch diese Möglichkeit nutze, um zu informieren. Deshalb habe er deren Schritte vor allem auf Instagram verfolgt und sah hier Verbesserungsbedarf. „Es sind zu wenige junge Menschen eingebunden gewesen, und gerade diese sollten doch erreicht werden“, sagt Felix Fuchs.

Aufmerksamkeit der Bürgermeisterin erregt

Da habe er überlegt, wie er das machen würde, um junge Menschen dafür zu interessieren, sagt der 17-Jährige. Zumal er einige Erfahrung damit habe, Accounts zu managen. Um deutlich zu machen, wie viel Potenzial in einem städtischen Kanal stecken kann, beschloss er vor einem Monat, mit „Stadt Rutesheim“ für eine Woche online zu gehen und so die Aufmerksamkeit des Rathauses zu erregen. „Die bekam er schließlich auch. Vorerst aber nur, weil er das Logo der Stadt verwendete“, sagt die Bürgermeisterin. Die Seite sei äußerst professionell gestaltet gewesen, lobt sie.

„Es war erfreulich zu sehen, dass sich nach nur einer Woche mehr als 1000 Follower dafür interessiert haben, während es auf der Stadt-Seite nur einige Hundert waren“, sagt Felix Fuchs im Rückblick. Der 17-Jährige, der den Zug Technik und Management am Technischen Gymnasium in Leonberg besucht, hat Spaß, in den sozialen Medien zu arbeiten. „Man muss da auch vieles kritisch sehen, aber sie eröffnen auch viele Möglichkeiten“, ist Felix Fuchs überzeugt.

Plötzlich ist es vorbei mit der guten Nachbarschaft

Als er aber als Abschluss seines Feldversuchs eine Story postete, die den offiziellen Stadt-Account als Fake bezeichnete, war es mit der „guten Nachbarschaft“ vorbei. Weil die Bürgermeisterin nicht herausfinden konnte, wer „Stadt Rutesheim“ betreibt und erst mal keine Antwort auf die Direktnachrichten der Verwaltung kam, wandte sie sich an das Böblinger Landratsamt, um zu erfahren, was in solch einem Falle zu tun sei. Sie wurde an einen Medienanwalt weitergeleitet.

Foto: Screenshot LKZ

„Ich wollte aber trotzdem noch mal versuchen, herauszufinden, wer hinter ‚Stadt Rutesheim’ steckt“, sagt Widmaier. Denn es sei besser, miteinander zu sprechen, als sich gegenseitig die Anwälte auf den Hals zu hetzen. Sie hatte Erfolg. Es meldeten sich Felix Fuchs und Yannick Höflacher. Letzterer ist auch der Gründer der Rutesheim-Facebook-Gruppe mit mehr als 5000 Followern. „Ich habe gesagt, ich ziehe den Anwalt zurück und wir reden miteinander. Der Austausch im Rathaus war produktiv mit einem großartigen Ergebnis“, ist die Bürgermeisterin erfreut.

Felix Fuchs managt den Kanal

Felix Fuchs wird die Stadt auf Honorarbasis künftig mit seinem Social-Media-Können auf Instagram unterstützen. Sein Kanal „Stadt Rutesheim“ wird nun der offizielle Account der Stadt. Noch etwas Gutes hat das klärende Gespräch bewirkt. Auch die Verbindung zur Rutesheim-Gruppe von Yannick Höflacher soll enger werden. „Um alle Interessierten an städtischen Themen auf dem Laufenden zu halten, werden dort künftig mehr Beiträge geteilt“, ist die Bürgermeisterin zufrieden.