Welche Umbrüche ein Dorf im Laufe der Zeit erlebt, zeigt eine Wanderung durch Schafhausen.

Weil der Stadt - Wir haben zuerst gedacht, da können wir hier nichts bieten“, sagt Ernst Haag vom Heimatverein Schafhausen mit Blick auf das diesjährige Motto des Tags des offenen Denkmals. Das lautete „Moderne: Umbrüche in Kunst und Architektur“. Doch dann besannen sich die Vereins-Aktiven eines Besseren und luden zu einer zweistündigen Wanderung quer durch den Ort ein, um zu zeigen, wo und wie sich Schafhausen gewandelt hat.

 

Helmut Gall, Ernst Haag und Markus Wiech vom Vorstand des Heimatvereins zeigen rund 30 Interessierten, die sich auch vom Regen nicht abhalten lassen, wo es noch Spuren der Vergangenheit gibt. Gut sichtbar sind diese am Rathaus, einem Fachwerkhaus mitten im Ort, das allerdings nicht mehr von der Verwaltung, sondern von Vereinen genutzt wird. Weniger gut zu erkennen ist das direkt unterhalb gelegene ehemalige Gasthaus Lamm, in dem sich heute eine Bäckerei befindet.

Bevor 1954 die Festhalle und 2001 das Gemeindehaus gebaut wurde, habe man meistens im Lamm gefeiert, erzählt Ernst Haag. Der Saal habe 300 Sitzplätze geboten. Während des Krieges haben dort Frauen für die Wehrmacht genäht, später ist dort ein Kino untergebracht gewesen, erzählt Haag. Ein Besucher erinnert sich, dass dort früher auch ein Arzt aus Weil der Stadt regelmäßig Sprechstunden abgehalten habe. Ein anderer erzählt von einer Schnapsbrennerei in dem Anbau.

1903 gab es den ersten Telefonanschluss in Schafhausen

Weiter geht es über die Würm. „Bevor die erste Brücke im 18. Jahrhundert gebaut wurde, mussten die Menschen die Würm auf zwei Furten überqueren“, berichtet Ernst Haag. Der Heimatforscher hat unter anderem ein Ortssippenbuch von Schafhausen geschrieben, das bis ins Jahr 1525 zurückreicht. Schließlich stehen die Wanderer an der Dätzinger Straße vor dem immer noch mächtigen Gebäude des Gasthauses Krone, das bis in die 40er Jahre Sonne hieß. „Das war eines der wichtigsten Gebäude im Ort“, sagt Ernst Haag. Dort wurde Bier gebraut, es gab einen 30 Meter tiefen Keller und im Jahr 1903 den ersten Telefonanschluss in Schafhausen. Ein Stück weiter steht das Elternhaus von Hans Gerlach. Heute ist es nur noch ein Wohnhaus, früher waren dort eine Mosterei und bis 1980 auch eine Küferei, wie er erzählt. Dann seien die Kunststofftanks aufgekommen, und die fünf Gesellen seien zum Daimler nach Sindelfingen gegangen.

Und dann kommt eine Pferdekutsche um die Ecke

Die Wanderung führt weiter durch Wald und Wiesen über den alten Kirchweg in Richtung Dätzingen bis zur Markungsgrenze, die noch heute von einem Grenzstein mit der Jahreszahl 1828 markiert wird. „Wir haben alle Grenzsteine rund um Schafhausen erfasst“, sagt Markus Wiech. Die immer noch aktive Ölmühle, hart an der Markungsgrenze zu Döffingen gelegen, ist die nächste Station. Seit dem 18. Jahrhundert wird am Zusammenfluss von Schwippe und Würm Öl produziert, aus Nüssen, Leinsamen, Raps.

Zurück im Ort stoppt die Gruppe schließlich noch am ehemaligen Kalkwerk in der Döffinger Straße. In Schafhausen gab es früher mehrere Steinbrüche, die das Material für den Kalkofen lieferten, von dem heute noch die Kalkofenstraße zeugt. Der Schafhausener Architekt Hans Porst erzählt von seiner Arbeit dort als junger Mann und wie noch mit Pferdefuhrwerken das Material transportiert wurde. Und fast wie bestellt kommt just in diesem Moment eine Pferdekutsche um die Ecke gebogen.