Nur mit der Kommunalpolitik hört CDU-Stadtrat Wolfgang Röckle, der an diesem Donnerstag 70 Jahre alt wird, endgültig auf.

Leonberg - Für einen, der sich am liebsten draußen aufhält, sind die Corona-Zeiten besonders hart. Eine Methode der Frustbekämpfung kann ein Post im Internet sei, ein Lied zum Beispiel. Doch Musikeinlagen sind nicht ausschließlich auf den Youtube-Kanälen junger Kreativer zu finden. Auch ältere Musikanten können im Netz etliche Klicks erzielen.

 

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Wolfgang Röckle ist so einer, der digital häufig unterwegs ist und dabei mit seiner Meinung selten hinterm Berg hält: Sei es jetzt, dass er sich über den einen oder anderen Wortbeitrag bei Anne Will aufregt, die Leistungen der VfB-Kicker oder auch die der Akteure der eigenen Partei, der CDU, bewertet, sich über den neuesten Tatort auslässt oder eben zur Klampfe greift und Therapien gegen den Corona-Blues empfiehlt.

5790 Einzelstimmen

Gut möglich, dass die virtuellen Beiträge des Ur-Eltingers künftig noch zunehmen werden. Denn pünktlich zu seinem 70. Geburtstag, den der Christdemokrat an diesem Donnerstag feiert, zieht sich Röckle aus der Kommunalpolitik zurück. Die Sitzungen im Januar, in denen es vor allem um den aktuellen Haushalt geht, macht er noch mit, dann ist endgültig Schluss: „Zwölf Jahre im Gemeinderat sind genug, nun sollen Jüngere ran“, sagt er. Diese Meinung hatte der bekennende Lokalpatriot, dem es neben seiner Heimatstadt Leonberg noch mehr um seinen Stadtteil Eltingen geht, schon vor zwei Jahren. Bei der Kommunalwahl 2019 wollte er aufhören und ließ sich erst nach gutem Zureden auf einen hinteren Platz der CDU-Liste für den Gemeinderat aufstellen – in der Erwartung den Wiedereinzug ins Stadtparlament zu verpassen. Doch wirklich überrascht war Röckle wohl nicht, dass er am Ende 5790 Einzelstimmen bekam und damit wieder im Gemeinderat drin war. Er ist einfach zu bekannt und zu umtriebig, der „Fahrrad-Händler“, wie er in Eltingen nur genannt wird.

Und das ist er wirklich: 33 Jahre hatte Röckle, der einst bei Bammesberger gelernt hatte, in seinem Wohnhaus in der Parkstraße seinen Fachbetrieb für alle Fragen rund um den Radsport.

Begeistert für die Tour de Natur

Bei Wolfgang und seiner Frau Monika, die Lehrerin ist, aber immer mal wieder im Geschäft mit ausgeholfen hat, fühlten sich nicht nur echte Radcracks gut aufgehoben. Auch Gelegenheits-Radler waren hier richtig. Die Firma Radsport-Röckle mit Laden und Werkstatt war eine gute Adresse weit über Leonberg hinaus.

Kein Wunder, dass sich der Chef von Anfang an für die Tour de Natur begeistert hat, jene sommerliche Radrundfahrt für die ganze Familie, die vom Leo-Center und unserer Zeitung veranstaltet wird. Lange bevor stets im Juli der Startschuss ertönt, sind Wolfgang Röckle und sein nicht minder radsportbegeisterter Kumpel Peter Gänzle auf den Wegen der heimischen Wälder und Felder unterwegs, um alljährlich eine neue Strecke auszutüfteln. Und immer wieder gelingt es den beiden, Routen und Perspektiven zu finden, die die Tour de Natur-Gemeinde regelmäßig in Erstaunen versetzen.

Einzelaudienzen statt großer Party

Dem Radsport bleibt Röckle auch im achten Lebensjahrzehnt verbunden. „Die Tour de Natur für diesem Sommer steht ja schon“, meint er mit Augenzwinkern. Es ist die ausgefallene Route des vergangenen Jahres. Ob er auch in den kommenden Jahren als Streckenscout aktiv sein wird, lässt er offen. Doch dass Wolfgang Röckle betont, dass er sich gesund und fit fühlt, lässt ahnen, dass er den Zweirad-Ruhestand so schnell nicht anstrebt. Zumal sein weiterer durchaus anerkennender Spitzname, „der Fahrrad-Doktor“, eine gewisse Verpflichtung mit sich bringt.

Ein Geburtstagsfest gibt es diesmal nicht. „Dafür mach ich halt Einzelaudienzen“, lacht er. Dass der Jubilar getränketechnisch für viele Besuche gerüstet ist, zweifelt niemand an, der ihn kennt. Und wer es jetzt nicht auf einen Gratulationsbesuch schafft: Wenn in Lokalen und auf den Festen endlich wieder Betrieb ist, dürfte Wolfgang Röckle nicht fehlen.