Auch die Schausteller müssen sich angesagten Trends anpassen.

Leonberg - Mark Rochmann ist in diesen Tagen sehr gefragt. Hier gibt es was zu richten, dort letzte Handgriffe zu tun, denn am Freitag muss alles reibungslos laufen. Wenn an diesem Tag am Engelberg die Uhren anders ticken, dann ist Pferdemarkt, und für viele Leonberger die fünfte Jahreszeit: Schaureiten, Pferdehandel, der große Festumzug oder so ausgefallene Sportevents wie American Football bereiten sich auf Tausende Schaulustige vor.

 

Mit dabei ist natürlich auch der traditionelle Rummelplatz in der Steinstraße. Schausteller Mark Roschmann, der den Familienbetrieb in der vierten Generation leitet, bereitet sich vor Ort seit Montag auf die diesjährige Eröffnung vor: „Wir benötigen für den Aufbau in der Regel drei bis vier Tage, abgebaut ist das ganze innerhalb eines Tages.“ Dank der guten Zusammenarbeit mit der Stadt läuft die Organisation seit mindesten 60 Jahren in Leonberg erfolgreich ab. „Es gab nie größere Probleme mit der Stadt“, weiß Roschmann, dessen Familienunternehmen 2020 seit 100 Jahren besteht.

Neue Geschäfte werden geweiht

Der Familienvater besucht rund 25 Feste pro Jahr in Baden-Württemberg. Gemeinsam mit seiner Familie profitiert er dabei vom Programm „Schule auf Reisen“. Seine Kindern erarbeiten mit Tablets den Lernstoff online, den andere in der Schule erlernen. Das Programm wird vom Kultusministerium gestellt. „Natürlich finde ich es gut, dass es diese Option gibt. So kann ich Arbeit und Privatleben kombinieren“, freut sich der Familienvater.

Schausteller zu sein ist Familiensache, alle Angehörigen helfen mit: „Die Zusammenarbeit ist sehr wichtig, wir haben ein ganz spezielles Verhältnis zueinander, da wir ein reiner Familienbetrieb sind.“ Dies ist nicht überall der Fall: „Natürlich gibt es andere Betriebe, die organisieren das nicht so. Bei uns hat sich aber das Familienkonzept von Anfang an bewährt“, erklärt Roschmann.

Mit zum Selbstverständnis des Esslinger Familienbetriebs gehört die enge Verbundenheit zur Kirche: Dies hängt mit dem Ursprung der Kirbe zusammen, denn „damals war es gang und gäbe, mit einem großen Fest eine Kirche einzuweihen, da durften auch die Schausteller nicht fehlen“, schildert Roschmann. Noch heute lässt die Familie ihre neuen Geschäfte weihen.

Man muss man mit der Zeit gehen

In der heutigen Zeit ist der Beruf sehr nachfrageorientiert geworden: „Man muss sich an die Kunden anpassen, sollte schauen was angesagt ist und was eher nicht geht“, sagt Roschmann. „Man muss mit der Zeit gehen.“ So habe er im vergangenen Winter für mehrere tausend Euro eine neue Beleuchtung angeschafft.

„Eigentlich wollten wir das Geld anders investieren, aber man muss den Kindern viel Spektakel bieten“, findet er und die Erfahrung hat ihn gelehrt: „Das Angesagte ist kurzlebig.“ Um seine Stände attraktiv zu halten, hat er einen Filmsimulator angeschafft oder bekannte Filmcharaktere in seine Stände integriert. Zusätzlich betreibt er neben seinen Fahrgeschäften diverse Stände mit Essen und Trinken.

Die kalten Temperaturen hindern nicht am Rummelbesuch

Für Mark Roschmann und seine Familie geht die Hauptsaison von März bis Oktober. Dass der Leonberger Pferdemarkt so früh im Jahr außerhalb der Saison liegt, freut den Schausteller. „Die Veranstaltung wird trotz der kälteren Temperaturen sehr gut besucht.“ Besonders beliebt sind bei Jugendlichen trotz der Schnelllebigkeit der Breakdancer und die Boxautos.

Neben dem alljährlichen Rummelplatz in der Steinstraße wird es diesmal eine Erweiterung auf dem Belforter Platz, direkt vor dem neuen Rathaus, geben. Rainer Weller, vom Kultur- und Sportamt, der zugleich Veranstaltungsleiter vom Pferdemarkt ist, möchte mit der Verlagerung auf den neuen Stadtkern aufmerksam machen. „Es soll ein Blickfang für Leute von außerhalb sein. Wir wollen sie damit zum Anhalten animieren.“ Außerdem soll die Parksituation durch die anliegenden Parkplätze gelockert werden. „Die letzten Jahre herrschte immer Chaos in der Altstadt. Wir wollen durch die zusätzlichen Parkmöglichkeiten beim neuen Rathaus dem vorbeugen.“ Außerdem können sich Interessenten, die von außerhalb anreisen, direkt am Rathaus mit Stadtplänen und Programmen informieren oder am dort gelegenen Imbissstand Maultaschen kaufen.