Roman Fröhlich wird an diesem Samstag in Rottenburg zum katholischen Priester geweiht. Dafür war der Mönheimer zwei Wochen in Quarantäne.

Mönsheim/Rottenburg - Acht Männer weiht der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst an diesem Wochenende zum Priester. Darunter ist auch Roman Fröhlich aus Mönsheim. Der 30-Jährige wollte eigentlich als Ingenieur zu Porsche – aber dann kam alles anderes.

 

Herr Fröhlich, Sie waren jetzt zwei Wochen in Quarantäne. Wie war das?

Normalerweise gehen die Kandidaten eine Woche lang ins Kloster, in Schweigeexerzitien, um sich dort nochmals im Gebet mit ihrem Lebensweg auseinanderzusetzen. Aber dann kam Corona. Der Bischof hat uns die Wahl gestellt: Entweder verschieben wir die Weihe oder wir stellen uns auf Sicherheitsvorkehrungen ein.

Welche zum Beispiel?

Wir sind alle auf Corona getestet worden. Und um ganz sicher zu gehen, waren wir acht Priesterkandidaten zusammen mit dem Bischof zwei Wochen im Kloster Kellenried bei Weingarten in Quarantäne. Eine Woche zur Besinnung und anschließend eine Woche Schweigen.

Eine Woche Schweigen? Geht das?

Konkret hieß das, dass wir nur mit unserem Spiritual, also dem geistlichen Begleiter, gesprochen haben. Pro Tag haben wir mit ihm eine halbe Stunde lang ein Reflexionsgespräch geführt. Er hat uns auch Texte, zum Beispiel aus der Bibel, mitgegeben, über die wir dann einen Tag lang nachgedacht haben. Ablenkung, das Handy, der Laptop und Bücher waren auch nicht erlaubt.

Was tut man dann den ganzen Tag?

Da passiert wirklich was mit einem. Es kommen viele Dinge, Ängste und Zweifel hoch. Ab dem dritten Tag wird es dann richtig spannend, dann beginnt eine Art Abenteuerreise zu einem selbst, ohne, dass man äußerlich was unternimmt.

Ist das zu empfehlen?

Ich habe eine Freundin, die neulich überlegt hat, wo sie denn hinreisen könnte. Halb im Spaß, halb ernst habe ich ihr dann empfohlen: Mach doch mal was ganz anderes, unternehme eine Reise zu Dir selbst. Klöster bieten das ja an, denn ohne einen Begleiter geht es nicht.

Am Samstagvormittag werden Sie nun Priester. Ohne Abstand geht so eine Weihe nicht, oder ?

Nein, ich lege meine Hände zum Beispiel in die Hände des Bischofs. Er salbst dann meine Handinnenflächen und legt seine Hände auf meinen Kopf.

Was ist denn ein Priester eigentlich, heute, im 21. Jahrhundert?

Zuallererst verkündet er Gott und das Evangelium. Und er feiert mit der Glaubensgemeinschaft Gottesdienst. Drittens unterstützt er die Menschen, ihren Glauben in der Welt selbstständig zu leben.

Was davon ist am wichtigsten?

Ich würde sagen, die dritte Aufgabe wird immer wichtiger. In unserer heutigen bunten Welt voller Widersprüche – und das meine ich nicht negativ – bleibt das Ja zu Gott doch eine Herausforderung.

Wie sind die Reaktionen, wenn Sie erzählen, dass Sie Priester werden?

Überwiegens positiv. Ich bin ganz normal christlich erzogen worden. Wir waren mit der Familie an Weihnachten in der Kirche – öfters aber nicht. Ich war auch nie Ministrant. Dennoch sagen meine Geschwister und Freunde: Das ist eine coole Sache, die Du da machst.

Wann kam Ihnen denn die Idee, Priester werden zu wollen?

Ich habe zuerst drei Semester Wirtschaftsingenieurwesen in Pforzheim studiert. Irgendwann wurden aber die Bücher zur Theologie auf meinem Schreibtisch immer mehr, sodass ich dachte: Da stimmt was nicht. Irgendwas zieht mich in diese Richtung. Da packt mich was. Eigentlich bin ich ein Kopfmensch, deshalb habe ich das zuerst als Gefühlsduselei abgetan.

Aber es kam anders?

Ja, es war eine Art Sehnsucht. Ich kann das nicht beschreiben, nur umschreiben. Es war das Gefühl, dass mich nichts anderes glücklich macht. Ich habe dann Theologe studiert, bin aber in Tübingen während des Studiums noch nicht ins Priesterseminar eingezogen. Ich wollte frei sein und jederzeit nach Pforzheim zurückkehren können. Mein Traumberuf war es ja eigentlich, bei Porsche zu arbeiten. Aber nichts erfüllt mich sosehr wie die Priesterberufung.

Wer hat Sie da begleitet?

Mein Heimatpfarrer Norbert Bentele hat mich immer unterstützt. Ich glaube, er und meine Mutter wussten von meiner Priesterberufung, bevor ich selbst das realisiert hatte.

Pfarrer Norbert Bentele ist im September 2018 verstorben. Hat er noch erfahren, dass Sie Priester werden?

Ja, ich habe ihm die Aufgabe anvertraut, mein Votum – eine Art Empfehlungsbrief – fürs Priesterseminar zu schreiben. Er hat noch erleben dürfen, dass ich Ja gesagt habe. Bei meiner Primiz nächste Woche wird er auf einem Foto mit dabei sein.

Primiz ist der erste Gottesdienst, den ein frisch geweihter Priester feiert. Das tut er normalerweise zuhause. Sie feiern also in Mönsheim?

Nein, die katholische Kirche ist dort zu klein. Ich feiere in Wiernsheim, der größten Kirche in unserer Gemeinde.

Wer unterstützt Sie bei dem Gottesdienst?

David Pankiraj, der unser jetziger Pfarrer, wird mit dabei sein. Die Predigt hält Martin Wittschorek, der Pfarrer aus Allmendingen (Alb-Donau-Kreis). Dort bin bis März ein Jahr lang Diakon gewesen.

Die Priesterweihe ist am Samstag, 11. Juli, um 9.30 Uhr. Am Sonntag, 19. Juli, feiert Roman Fröhlich um 10 Uhr in Wiernsheim seine erste Eucharistie. Beide Gottesdienste werden auf Youtube übertragen.