Die Riedwiesensporthalle sollte nach letztem Stand 13,5 Millionen Euro kosten. Doch bereits die Rohbauarbeiten werden nun mindestens 30 Prozent teurer.

Ganze 650 000 Euro mehr – und das allein bei den Rohbauarbeiten. Wirklich überraschend kommt die jüngste Kostenexplosion bei der geplanten Riedwiesensporthalle in Renningen nicht gerade. Corona und spätestens der Krieg in der Ukraine haben überall Lieferzeiten verlängert und Baukosten in die Höhe schnellen lassen.

 

Für die Stadt stand mit dieser Entwicklung aber erneut die Entscheidung zur Diskussion: Soll das Großprojekt, das bereits nach aktuellem Planungsstand mehr als 14 Millionen Euro verschlingen wird, wirklich fortgesetzt werden? Oder soll die Stadt doch noch einmal die Notbremse ziehen und alles verschieben oder gar abblasen?

Sieben Enthaltungen

Einstimmig, wenn auch mit sieben Enthaltungen, hat der Renninger Gemeinderat am Montag beschlossen, das Projekt fortzuführen. Die Mitglieder teilten damit großteils der Ansicht der Verwaltung, dass bereits zu viel Geld in die Vorbereitungen geflossen sei – insgesamt rund 1,2 Millionen Euro – und die neue Sporthalle einfach zu wichtig sei in Anbetracht der großen neuen Baugebiete. Die Bedenken vor einer wachsenden Schuldenlawine sind damit allerdings nicht kleiner geworden.

Grundsatzentscheidung ist durch

Die Grundsatzentscheidung zur Sporthalle ist eigentlich längst gefallen. Mit vielen erhobenen Zeigefingern zwar, dennoch mit einer Mehrheit von 15 Ja- zu fünf Gegenstimmen beschloss der Gemeinderat 2021, dass das Projekt, das damals bereits auf 13,5 Millionen Euro geschätzt wurde – deutlich mehr als ursprünglich gedacht –, umgesetzt werden soll.

Dass die Entscheidung nun erneut auf den Prüfstand kam, hängt mit den Ergebnissen der Ausschreibungen zusammen. Übersteigt das günstigste Angebot die Kostenberechnungen um mindestens 30 Prozent, kann eine Kommune die Ausschreibung nachträglich aufheben lassen.

Im Fall der Tiefergründungs- und Rohbauarbeiten ist das der Fall, die 30-Prozent-Marke wurde knapp überschritten. Mit weniger als 2,14 Millionen Euro hatte die Stadt gerechnet, auf 2,79 Millionen Euro lautet das günstigste Angebot.

Die Stadt rechnet mit hohen Schulden

Die Situation ist deshalb so schwierig, da die Stadt bis zum Jahr 2025 schon nach bisherigem Planungsstand mit einem hohen siebenstelligen Schuldenbetrag rechnet. Und bis auf die Sporthalle sind alle dafür verantwortlichen Projekte Pflichtaufgaben: Schulen und Kindergärten. Der Stadtkämmerer und Erste Beigeordnete, Peter Müller, versuchte direkt, die schlimmsten Bedenken zu nehmen. Selbst, wenn sich auch alle anderen Gewerke der Sporthalle ähnlich entwickeln sollten, bewege sich die Stadt bis 2025 auf einen Schuldenstand von geschätzt zehn bis elf Millionen Euro zu. Das wäre in etwa der Betrag, den der Gemeinderat bei seiner Klausurtagung als Maximum für eine Schuldenentwicklung benannt hatte.

Was ist das kleinere Übel?

Große Teile der Freien Wähler zeigten sich trotzdem, wie bereits bei der damaligen Grundsatzentscheidung, sehr kritisch. Marcus Schautt sprach gar von einem Schuldenberg von zwölf bis 15 Millionen Euro, wenn sich die Preisentwicklung nicht nur auf die Sporthalle beschränkt. „Können wir dann noch in den Klimaschutz investieren? Können wir noch den Haushalt ausgleichen?“

Von einem finanziellen Blindflug sprach Alfred Kauffmann. „Wir bürden den kommenden Generationen hier einiges auf.“ Und auch Jürgen Lauffer bezeichnete mit Blick auf weitere Kostenexplosionen die „verlorenen“ 1,2 Millionen Euro als das kleinere Übel. Zu einer Gegenstimme konnten sich die Kritiker letztlich aber nicht durchringen, sie enthielten sich.

Drei Hallen in Renningen und Malmsheim

Die Stadt Renningen besitzt im Moment drei große Sporthallen: Die Stadionsporthalle und die Rankbachhalle in Renningen und die Schulturnhalle in Malmsheim. Seit Jahren klagen die Nutzer – also Schulen und Vereine – über zu wenig Kapazitäten. Dennoch wurde ein Neubau immer wieder aufgeschoben. Hinzukommt, dass die Stadt mit Schnallenäcker III gerade ein Baugebiet für rund 1000 neue Einwohner schafft – erst wenige Jahre, nachdem mit Schnallenäcker II ein ähnlich großes Baugebiet aufgesiedelt wurde. Dem Bedarf an zusätzlichem Raum für Sport und Sportunterricht soll mit der neuen Riedwiesensporthalle Rechnung getragen werden. Sie wird sich genau neben der bestehenden Rankbachhalle befinden.