Die Rettungswache im Renninger Teilort hat jetzt für 1,4 Millionen Euro einen neuen Erweiterungsbau bekommen. Das Rote Kreuz hat aber bereits weitergehende Pläne.

Renningen - Die Betten sind gemacht, nur zum Schlafen kommen die Einsatzkräfte nicht mehr oft. „Massiv gestiegen“ seien die Einsatzzahlen, berichtet Michael Steindorfner, der Präsident des Roten Kreuzes im Kreis Böblingen. 1500 Mal, also im Durchschnitt viermal am Tag, sind die Notfallsanitäter 2019 allein vom Standort Malmsheim aus gestartet, um zu helfen. 670 Mal musste der in Malmsheim stationierte Notarzt ausrücken.

 

Klar war, dass die Rettungswache des Roten Kreuzes für Hilfen dieser Größenordnung zu klein ist. 1,4 Millionen Euro hat das DRK deshalb in einen Erweiterungsbau gesteckt, am Mittwoch eröffnete Steindorfner den Anbau zusammen mit seinen Mitarbeitern und dem Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler). „Es ist ein wichtiges Projekt. Ich bin froh, dass es fertig ist“, lobt Faißt das Engagement des Roten Kreuzes.

Anstoß war Stationierung eines Notarztes

200 Quadratmeter zusätzliche Fläche haben die Einsatzkräfte jetzt zur Verfügung, 150 Quadratmeter wurden umgebaut und umgestaltet. Zwei zusätzliche Garagen für Rettungswagen stehen jetzt zur Verfügung. Die Zahl der Schlafräume für die nächtliche Rettungsbereitschaft ist von zwei auf sechs gestiegen. Der Aufenthaltsraum ist jetzt doppelt so groß, es gibt ein neues Büro für den Wachenleiter und einen Schulungsraum, um hier künftig die Notfallsanitäter auszubilden. „Die gesamte Rettungswache Malmsheim mit dem neuen Erweiterungsbau ist eine zukunftsweisende Lösung“, sagt der DRK-Präsident Michael Steindorfner erfreut.

Michael Steindorfner (M.) nimmt den Bau mit den zwei zusätzlichen Garagen in Betrieb. Foto: factum/Bach
Anstoß für den Umbau hatte die Stationierung eines Notarztes gegeben. Lange Jahre musste der Notarzt aus Leonberg anfahren, wenn es im nördlichen Kreis Böblingen Notfälle gab. 2018 hatte das Rote Kreuz die Rettungswache Malmsheim zum Notarzt-Standort aufgewertet, seitdem ist hier an sieben Tagen pro Woche tagsüber, von 7 bis 19 Uhr, ein Notarzt in Bereitschaft und versorgt das Gebiet um Renningen und Weil der Stadt mit rund 40 000 Einwohnern.

Die Pläne gehen aber jetzt schon weiter, kündigt Steindorfner an und nennt auch hierfür als Grund die massiv gestiegenen Einsatzzahlen. „Wie es derzeit aussieht, werden wir die Notarzt-Dienste aufstocken und ihn rund um die Uhr einsetzen“, sagt er. Das müsse aber erst der Bereitschaftssausschuss, in dem die Rettungsdienste und die Krankenkassen sitzen, genehmigen. Eine Entscheidung wird nicht vor 2021 erwartet.

Zentraler Standort

Vor zwölf Jahren jedenfalls hätte sich niemand vorstellen können, dass auf diesem Wiesenstück gegenüber des Malmsheimer Bahnhofs das Rote Kreuz einmal mit einem mittelgroßen Rettungszentrum aufwartet. Bis 2009 war die Rettungswache in Weil der Stadt, in einem älteren Feuerwehrgebäude. Als die Pläne vom Umzug nach Malmsheim bekannt wurden, waren die Weil der Städter nicht begeistert. Und auch manche Renninger fürchteten laute Martinshorneinsätze in der Nacht.

Der jetzige Standort, vor den Toren des Orts, gilt da als ideal. „Wichtig ist der zentrale Standort“, sagt der Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt, der sich an die „regen Diskussionen“ im Gemeinderat damals erinnert. „Auch die Nachbarstadt Weil der Stadt profitiert von dieser Rettungswache“, sagt er heute. Michael Steindorfner, der selbst in Renningen wohnt, stimmt zu: „Man darf mit Fug und Recht feststellen, dass die Entscheidung für den Standort Malmsheim und der Beibehaltung des Standorts Leonberg richtig war.“

Rettungsfrist in 97 Prozent der Fälle eingehalten

Ein Jahr haben die Arbeiten an dem Erweiterungsbau nun gedauert. „Es ist ein funktionaler, aber ordentlicher Bau, der das bisherige Gebäude auf zwei Seiten erweitert“, erklärt der Architekt Manfred Ehrle vom Stuttgarter Büro Arcass. Man könne stolz sein, trotz der geringen Fläche so viel untergebracht zu haben.

In Malmsheim steht neben dem Notarzt im Tagdienst auch rund um die Uhr ein Rettungswagen zur Verfügung, dazu ebenfalls im Tagdienst ein weiterer Rettungswagen.

96,79 Prozent aller Rettungswagen im Kreis Böblingen haben von Januar bis April weniger als 15 Minuten gebraucht, um zur Einsatzstelle zu kommen – „wirklich großartige Ergebnisse“, wie der Böblinger DRK-Kreispräsident Michael Steindorfner findet.