Die Stadt Ludwigsburg soll das Gebäude der Rockfabrik kaufen – das fordern jetzt die Grünen. Für die berühmte Disko ist es wohl die allerletzte Chance auf eine Rettung. Alles hängt jetzt an nur einem Mann, doch der schweigt.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Ist das der letzte Strohhalm für die Rockfabrik? Nachdem alle Gespräche mit dem Inhaber des Gebäudes über eine Verlängerung des Mietvertrags gescheitert sind, bringen die Ludwigsburger Grünen jetzt eine neue Rettungsvariante für die legendäre Diskothek ins Spiel. In einem Antrag fordert die Fraktion die Stadtverwaltung auf, in Kaufverhandlungen mit dem Eigentümer, dem Unternehmer Max Maier, einzusteigen – mit dem Ziel, die Immobilie nach dem Kauf wieder an die bisherigen Betreiber vermieten zu können, „so dass die Rockfabrik an ihrem bisherigen Standort erhalten wird“. Der Vorschlag klingt verwegen und lässt sich nur damit erklären, dass die vor 36 Jahren eröffnete Rofa eine der ältesten, größten und bekanntesten Diskotheken Deutschlands ist. Wie realistisch ein Ankauf ist, lässt sich kaum abschätzen, aber die Grünen haben zumindest einen Denkanstoß gegeben. „Der Antrag bestärkt uns in unserem Vorgehen, die Rockfabrik möglichst zu erhalten“, sagt der neue Oberbürgermeister Matthias Knecht. Die Stadt plane mit Max Maier einen neuen Gesprächstermin. „Im Rahmen dessen werden wir ausloten, welche Möglichkeiten es gibt.“

 

Der Vermieter verweigert jedes Gespräch – seit eineinhalb Jahren

Viel Zeit bleibt nicht mehr. Ende des Jahres läuft der Mietvertrag für das Gebäude aus, und Max Maier verweigert bislang jedes Entgegenkommen. „Ich habe vergangene Woche um einen Termin gebeten, aber wieder keine Antwort erhalten“, sagt Johannes Rossbacher, einer von drei Rofa-Geschäftsführern. So gehe das seit eineinhalb Jahren. Auch die Suche nach Alternativstandorten verlaufe ernüchternd, obwohl das Rathaus sich daran beteiligt und derzeit prüft, ob es passende städtische Grundstücke für die Rofa gibt. „Wir sind noch dran, aber das sieht nicht gut aus“, sagt Rossbacher.

Insofern ruht die größte Hoffnung darauf, dass Max Maier sich noch erweichen lässt. Darauf setzen auch die Grünen. Mehr als 31 000 Menschen haben eine Petition zum Erhalt der Rofa unterschrieben, Musiker aus der ganzen Welt machen sich für die Disco stark, für den 21. September ist eine Demonstration angemeldet. „Ich hoffe einfach, dass Max Maier das wahrnimmt und doch noch ein Mensch ist – irgendwo“, sagt die grüne Vizechefin Christine Knoß. Die Rofa sei mit ihrer Anziehungskraft längst ein kultureller Standortfaktor, vergleichbar mit dem Scala oder den Schlossfestspielen. Und Ludwigsburg dürfe nicht nur „Schickimicki und High Society sein“, sondern müsse eine Stadt „für alle bleiben“.

Das Industriegebiet soll zu einem kleinen Silicon Valley werden

Vor allem die letzte Aussage nimmt Bezug auf Maiers alte Ankündigung, er werde das Industriegebiet in der Weststadt in ein schickes Silicon Valley für Kreative aus der Digital- und Medienbranche umwandeln. Zu diesem Zweck hat der Immobilienunternehmer die Grundstücke einst erworben, und da er sich nicht äußert, lässt sich nur spekulieren, dass ihm die Rockfabrik im Weg steht. Falls er, was viele vermuten, dort einen Neubau mit ganz anderem Nutzungskonzept plant, wird er kein Interesse an einem Verkauf haben.

Entsprechend vorsichtig beurteilt die Rofa den Vorstoß der Grünen. „Das ist eine gute Idee, aber ob Max Maier Interesse hat, weiß ja niemand“, sagt Rossbacher. Schließlich habe dieser auch nie erklärt, warum er den Mietvertrag nicht verlängert. Der Unternehmer ist deswegen mit Hass und Häme in den sozialen Netzwerken überschüttet worden, aber es gibt auch viele, die seinen Kurs befürworten. „Wir leben in einer Freien Marktwirtschaft“, sagt der Freie-Wähler-Chef Reinhardt Weiss. Er gehe davon aus, dass Max Maier Wohnungen und Arbeitsplätze schaffen werde. „Das ist wichtiger als der Erhalt einer Disco, die auf dem absteigenden Ast ist.“ Den Vorschlag der Grünen nennt Weiss populistisch.