Die Feuerwehren, besonders die in den Städten in der Nähe der Autobahnen, können sich nicht über einen Mangel an Einsätzen beklagen.

Leonberg - Nicht nur die Auswirkungen der Corona-Pandemie verbindet die Feuerwehren miteinander und stellt sie vor gleiche Probleme. Einige sind auch eng durch ihre Einsatzgebiete verknüpft. Ein besonderes Trio sind dabei die Wehren aus Leonberg, Ditzingen und Gerlingen. Denn in ihrem Einsatzgebiet befinden sich der Engelbergtunnel, das Autobahndreieck Leonberg und die beiden Autobahnen 8 und 81. Das verlangt nicht nur eine besonder Ausbildung, auch komplizierte Technik muss bedient werden. Und die jeweiligen Gerätehäuser müssen den Anforderungen gerecht werden, was sich für die Kommunen nicht immer leicht gestaltet.

 

„Das einzig Gute in diesem Jahr aus Feuerwehrsicht ist, dass wir bedeutend weniger Einsätze hatten, die häufig eine große Mannschaftsstärke mobilisieren, aber sich meist als harmlos erweisen“, sagt der Kommandant der Leonberger Freiwilligen Feuerwehr, Wolfgang Zimmermann. Damit meint er die Einsätze, die von Rauchmeldern ausgelöst werden. „Die Menschen sind mehr zuhause und damit sorgfältiger gewesen,“

Allerdings hat die Pandemie auch die Abläufe bei der Leonberger Wehr mit ihren vier Abteilungen in der Kernstadt und in den drei Teilorten Gebersheim, Höfingen und Warmbronn durcheinandergebracht. Die Einsätze in und um Leonberg werden derzeit von etwa 170 aktiven Mitgliedern bewältigt. „Das Hauptproblem ist, dass wir den Übungsdienst stark einschränken müssen, im Frühjahr wurde er sogar komplett ausgesetzt“, schildert Zimmermann die Situation. Zudem sind fast alle Lehrgänge und Fortbildungen ausgefallen. Um so wenige Kontakte wie möglich bei den Einsätzen zu haben, hat die Wehr versucht, die Alarmierung aufzuteilen, um weniger Personal einzusetzen. „Doch wir mussten feststellen, dass das technisch nicht funktioniert“, berichtet Zimmermann. Die gegenwärtige Strategie ist, mit weniger Personal, verteilt auf mehr Einsatzfahrzeuge als üblich, auszurücken.

Keine Pflege der Kameradschaft mehr

Nicht zu unterschätzen sei auch die abträgliche Wirkung der Pandemie auf die Kameradschaft. „Zum Einsatz eilen und dann noch schneller nach Hause zu verschwinden, das tut der Seele nicht gut“, sagt der Kommandant. Das Beisammensein und die gemeinsame Einsatzbesprechung helfe über viele der oft heftigen Eindrücke hinweg, die manche Einsätze mit sich bringen.

Die Feuerwehren der Strohgäu-Kommunen sind gut ausgelastet. Bald 140 Einsätze in diesem Jahr meldet beispielsweise der Kommandant Peter Gsandner aus Ditzingen. Das heißt für die ehrenamtlichen Feuerleute, dass sie im Schnitt dreimal pro Woche ausrücken. Nun auch noch Corona: „Bei uns gelten besonders strengen Regeln. Infiziert sich ein Feuerwehrmann, muss die ganze Abteilung in Quarantäne. Dann müssen die benachbarten Wehren aushelfen“, sagt Gsandner. Bisher sei dies aber noch nicht passiert.

Man kann gerade auch nicht die Mannschaftsstärke ausbauen. Anwärter stünden bereit, doch wegen der Abstandsregeln sei keine Grundausbildung möglich. Trainingseinheiten für alle finden nicht statt. Dabei sollen die Feuerwehrleute immer mehr Fähigkeiten beherrschen: Nur noch jeder dritte Einsatz hat mit Brandbekämpfung zu tun. Überwiegend leistet die Feuerwehr technische Hilfe bei Unfällen. Nicht selten wird sie von der Polizei oder dem Rettungsdienst gerufen und ist als Schlüsseldienst unterwegs.

Der Korntaler Abteilungskommandant Jürgen Hieber bedauert ebenfalls, dass wegen Corona keine Übungen möglich seien. Noch schwächle seine Truppe bei den Einsätzen nicht, beobachte er. Er setzt darauf, dass sich die Männer und Frauen privat fit halten.

Die Jugendfeuerwehren machen Sorgen

Sorgen bereitet den Kommandanten in den Strohgäu-Kommunen die Situation der Jugendfeuerwehren. Die Treffen finden seit einigen Monat nicht mehr vor den Gerätehäusern statt, sondern immer häufiger online. Doch das klappe nicht so toll, wurde Hieber berichtet. Vielleicht liege es daran, dass über Zoom nur trockener Theorieunterricht möglich sei, sagt der Kommandant. Manchmal sei es aber auch eine lahme Internetverbindung, die den Jugendlichen die Teilnahme vermiese. Überdies: Jungmitglieder in Korntal zu finden und zu halten, sei wegen der Nähe zu Stuttgart schwierig, sagt Hieber. Viele verbrächten ihre Freizeit lieber in der Großstadt. In Münchingen sei das Vereinsleben stärker ausgeprägt. Davon profitiere die Jugendfeuerwehr.

Der Hemminger Kommandant Marco Spera schildert die Situation ähnlich und sieht sich selbst in der Pflicht, wegen der fehlenden Übungseinheiten und der eingeschränkten Bewegungsfreiheiten seine eigene Kondition nicht schleifen zu lassen. „Sie kennen das ja mit dem inneren Schweinehund“, sagt er lachend. Zumindest eine Sorge hat Spera im Gegensatz zu seinen Kollegen nicht mehr: Seit die Freiwillige Feuerwehr vor zwei Jahren in ihr neues Gerätehaus in der Konrad-Haller-Straße umgezogen ist, ist es mit der Enge vorbei. „Wir sind jetzt in einer guten Situation“, stellt der Kommandant fest. Die Suche nach einem neuen Standort habe auch lange genug gedauert.

Suche nach neuen Gerätehäusern

In Ditzingen behilft man sich mit einem Anbau am Feuerwehrgerätehaus in der Ditzinger Straße, der derzeit entsteht. Darin untergebracht werden Umkleideräume, Duschen und WC. Außerdem hat ein moderner Seminarraum Platz. Der Anbau soll laut dem Kommandanten Gsandner im Mai oder Juni des kommenden Jahres fertig sein. In Gerlingen gestaltet sich die Suche nach einem besseren Standort bereits seit Jahren schwierig. Der Gemeinderat habe im vergangenen Jahr der zweiten Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplanes für die Jahre 2019 bis 2024 zugestimmt, heißt es aus dem Rathaus. Darin sei „die Notwendigkeit von baulichen Maßnahmen am Feuerwehrgerätehaus anerkannt.“ Doch konkreter wird es nicht: Da sich der Planungsprozess in einer frühen Phase befinde, könne „zum jetzigen Zeitpunkt weder eine Aussage zu den Kosten noch zu einer zeitlichen Einordnung der möglichen Realisierung getroffen werden“.

Somit dürften die räumlichen Engpässe bei der Gerlinger Wehr in der nächsten Zeit nicht beseitigt sein. Unabhängig davon sei in den vergangenen Jahren stets in das Feuerwehrgerätehaus investiert worden. Derzeit werde die Fernmeldezentrale sowie die Leitstelle grundlegend saniert und modernisiert.