Der Standort des Leonberger Rettungshubschraubers soll auf eine Achse zwischen Tübingen und Reutlingen verschoben werden. Dagegen wehren sich mehr als 27 000 Bürger.

Leonberg - Insgesamt 27 238 Menschen aus der Region rund um Leonberg sagen deutlich, was sie von den Plänen des baden-württembergischen Innenministeriums über die Zukunft des Rettungshubschraubers Christoph 41 am örtlichen Krankenhaus halten – nichts. Denn sie haben die Online-Petition „Der Rettungshubschrauber Christoph 41 muss in Leonberg bleiben!“ unterschrieben.

 

Da werden Erinnerungen an die vor fast zehn Jahren angestoßene Diskussion um die Zukunft des Leonberger Krankenhauses wach. Wie auch beim Rettungshubschrauber hatte ein Gutachten von außen, das in das 2014 vom Kreistag beschlossene „Medizinkonzept 2020“ mit dem großen Flugfeldklinikum in Böblingen einfloss, für politischen Zündstoff und einen „Volksaufstand“ in Leonberg und dem Umland mit Kundgebungen gesorgt. An denen haben sich mehrere Tausend Menschen beteiligt.

Erinnerung an Krankenhausdebatte

Sie befürchteten, dass das Leonberger Krankenhaus zu einer „besseren Notfallambulanz“ degradiert werden soll. In den öffentlichen Diskussionen standen eine mögliche Schließung der Gynäkologie in Leonberg und eine eventuelle Reduktion in der Unfallchirurgie. Es wurde vermutet, dass das Krankenhaus durch ein gezieltes Austrocknen von wichtigen Abteilungen systematisch in eine finanzielle Schieflage gebracht werden sollte – was eine Schließung nach sich zieht. Das ist alles Schnee von gestern. Fast 80 Millionen Euro werden in den Umbau und die Ausstattung der Krankenhauses investiert.

Was jetzt die Gemüter erhitzt, ist das Gedankenspiel des baden-württembergischen Innenministeriums, den Standort des Leonberger Rettungshubschraubers auf eine Achse zwischen Tübingen und Reutlingen zu verschieben. Dessen Aufgabe soll künftig der in Pattonville stationierte Intensivtransporthubschrauber Christoph 51 übernehmen. Ausgangspunkt für die ministerialen Überlegungen ist das Rechenmodell eines Münchner Gutachters, der eine Standortverlegung empfiehlt.

Petition für den Erhalt des Standortes

Das hat bei den Organisationen die Alarmglocken läuten lassen, die sich dem Beistand von Menschen in Notsituationen rund um Uhr verschrieben haben – Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Technisches Hilfswerk (TWH) und Feuerwehr. Sie wissen um die Bedeutung des Rettungshubschraubers in einer Ballungsregion mit übermäßig viel Verkehr und lehnen dieses Vorhaben ab. Deshalb haben unter der Federführung des THW-Ortsbeauftragten Matthias Schultheiß führende Repräsentanten des Leonberger DRK wie der Vorsitzende Ulrich Vonderheid, der Bereitschaftsleiter Michael Gerhold, der Ex-Chef der Rettungswache Rainer Müller, der Ärztliche Leiter der DRK-Rettungswache Martin Schipplick und der Präsident des DRK-Kreisverbandes Böblingen Michael Steindorfner eine Petition initiiert. Auch Gerhard Fuchs, der Chef des Böblinger Rettungsdienstes, und Wolfgang Zimmermann, der Kommandant der Leonberger Feuerwehr sind mit im Boot.

Ihre Forderung: „Christoph 41 muss in Leonberg bleiben, um die Patientenversorgung im Großraum Stuttgart auf dem höchsten Niveau zu halten!“ Vielen sei nicht bewusst, dass das ein herber Einschnitt für das Rettungswesen in einem großen Ballungsraum werde. Die notärztliche Versorgung im Ballungsgebiet Stuttgart, Ludwigsburg, Böblingen, Enzkreis inklusive Pforzheim, Rems-Murr-Kreis sowie Heilbronn aus der Luft werde deutlich verschlechtert.

Blaulicht-Organisationen schlagen Alarm

Den Blaulicht-Organisationen bereitet es zudem großes Kopfzerbrechen, dass die Aufgabe auf den ohnehin schon ausgelasteten Hubschrauber Christoph 51 in Pattonville übertragen werden soll. Um die Versorgung in Gebieten mit wenigen Notarzteinsätzen zu erreichen, werde in Kauf genommen, dass die Versorgung der Landkreise mit viel Bevölkerung, viel Verkehr und hoher Notarzteinsatzzahl deutlich verschlechtert wird. Dabei sei aufgrund der Verkehrssituation in der Region, in die der Hubschrauber verschoben werden soll, die bodengebundene rettungsdienstliche und notärztliche Versorgung gewährleistet.

21 000 Unterschriften waren für die Online-Petition notwendig, damit sie dem Petitionsausschuss des Landtags vorgelegt werden kann und der das Thema auf seine Tagesordnung nimmt. Nach einem schleppenden Start hat sich eine große Welle der Zustimmung in der Bürgerschaft und der örtlichen Politik für die Argumente der Petenten formiert, sodass das Quorum erreicht wurde.

Breite Unterstützung für den Erhalt des Hubschrauberstandortes

Politik
 Der Böblinger Kreistag sowie die Kommunen Leonberg, Rutesheim, Heimsheim, Friolzheim und Tiefenbronn haben Resolutionen für den Erhalt des Hubschrauberstandortes beschlossen. In Hemmingen hat die Verwaltung zudem Unterschriftenlisten ausgelegt. Ditzingens Oberbürgermeister Michael Makurath legte in einem Schreiben an den Staatssekretär Wilfried Klenk die Argumente dar. Örtliche Landtagsabgeordnete sprechen sich für den Erhalt des Standortes aus.

Bürger
 Der Geschäftsführer des Einkaufszentrums Süd Renningen, Ralph Geyer, unterstützte die Petition und startete einen Aufruf an die Kundschaft der Läden und Gaststätten. Der Förderverein für das Krankenhaus Leonberg legte in Filialen der Kreissparkasse Unterschriftenlisten aus. Bürger sammelten Unterschriften vor dem Leo-Center.