Nicht aus der Luft gegriffen sind die Argumente für den Standort des Rettungshubschraubers in Leonberg. Er soll im Kreis bleiben, das fordert jetzt auch der Böblinger Kreistag.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Leonberg/Böblingen - Die Aussage des Böblinger Landrats Roland Bernhard war klar: „Wir sind auf den Rettungshubschrauber angewiesen!“ Auch die Fraktionen machten in der Kreistagssitzung am Montag keinen Hehl daraus, dass sie von den Plänen des Innenministeriums wenig hielten, den Hubschrauber mit der Kennung Christoph 41 auf die Achse Tübingen/Reutlingen zu verlegen. Bislang ist der rotweiß lackierte Eurocopter in Leonberg stationiert. Damit das so bleibt, hat der Böblinger Kreistag am Montag eine Resolution an das Innenministerium gerichtet.

 

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Denn das hatte ein Münchner Institut beauftrag, eine „Struktur- und Bedarfsanalyse der Luftrettung in Baden-Württemberg“ zu erstellen. Diese Analyse erhebt statistische Daten und empfiehlt anhand von Rechenmodellen die Verschiebung des Rettungshubschraubers Christoph 41 von Leonberg auf eine Achse Tübingen-Reutlingen, um die südliche Schwäbische Alb in Notfällen besser medizinisch versorgen zu können. Was im Umkehrschluss hieße, dass der Ballungsraum Stuttgart schlechter versorgt würde.

Ballungsraum Stuttgart wäre unterversorgt

Und genau hier setzt die Kritik des Kreistags an: Es könne nicht sein, so der Tenor, dass der Hubschrauber am Nordrand der Alb unterwegs sei, wo nachgewiesenermaßen weniger Menschen lebten als im Ballungsraum Stuttgart. Die Zahlen dazu: Im Kreis Böblingen wohnen knapp 400 000 Menschen, im Kreis Tübingen etwa 230 000. Dazu gab es weitere flankierende Argumente: Der Leonberger Mediziner Joachim Quendt von den Freien Wählern sagte, dass Christoph 41 für die Tübinger Kliniken sicherlich viele Transporte machen müsste und dann nicht mehr für die Notfalleinsätze verfügbar wäre.

Im Kreis kreuzen die A8 und A81 – es gibt dort mit viele Unfälle

Ulrich Vonderheid (CDU) gab zu bedenken, dass sich die bisherige Struktur der Rettungsflieger im Kreis seit vier Jahrzehnten bewährt habe und Roland Mundle (Grüne) argumentierte mit den Autobahnen. Dadurch, dass sich die großen Trassen der A 8 und der A 81 im Kreis kreuzten, gebe es viele Einsätze, die einen Rettungshubschrauber erforderten.

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Etliche Bürger im Kreis sehen das übrigens genauso: Auf einer Online-Petition kamen rund 28 000 Unterschriften zusammen. Etwas mehr als 27 000 der Unterzeichner kommen aus Baden-Württemberg.

Radius von 70 Kilometern binnen 15 Minuten

In der Notfallmedizin rund um Stuttgart hat Christoph 41 einen hohen Stellenwert: Die Maschine fliegt Einsätze in den Kreisen Böblingen, Ludwigsburg, Stuttgart Rems-Murr, Schwäbisch-Hall, Heilbronn, Pforzheim, Calw, Reutlingen und Esslingen. Notfallorte im Umkreis von 70 Kilometern kann sie binnen 15 Minuten erreichen.

Die Besatzung besteht aus den Piloten der Deutschen Luftrettung, zwölf Notärzten aus dem Klinikverbund Südwest und dem Katharinenhospital sowie Notfallsanitätern. Die Notfallsanitäter haben eine Zusatzqualifikation, die ihnen erlaubt, die Piloten bei der Navigation und der Luftraumbeobachtung zu unterstützen.