Der Pfarrer Franz Pitzal ist weit über seinen Arbeitsort Renningen hinaus bekannt. Am Sonntag segnete er zu seinem Priesterjubiläum ein neues Wahrzeichen der Stadt – und hatte Prominenz im Gottesdienst.

Renningen - Alles kann selbst der sonst so umtriebige Pfarrer Franz Pitzal nicht richten. Eigentlich hätte zu seinem 50-Jahr-Priesterjubiläum am Sonntagvormittag das neue Glockenspiel während des Gottesdienstes auf dem Platz vor der Mediathek in Renningen erklingen sollen. Doch mehr als sechs Glocken sind noch nicht fertig, was nach Auskunft von Bürgermeister Wolfgang Faißt am derzeitigen weltweiten Stahlmangel liegt. Ein Vertreter der Firma Perrot aus Calw, die das Glockenspiel baut, erklärte auf Nachfrage, er rechne noch mit mindestens drei Monaten bis zur Fertigstellung. „Nicht nur wegen Corona und der Suezkanalblockade – Stahl ist derzeit knapp“, sagte er.

 

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Trotz des unfertigen Glockenspiels und einiger Regentropfen, die sich nach der Kommunion auf die zahlreichen Besucher ergossen, geriet der Festgottesdienst zum Priesterjubiläum von Franz Pitzal zu einem gelungenen und emotionalen Ereignis. Um den Altar standen sechs Collagen, auf denen nicht nur Pitzals Geleitwort zur Priesterweihe „Priester in der Welt von heute“ zu lesen war, sondern auch noch Begriffe, die ihm im Laufe seines Lebens wichtig waren und sind: Solidarität, Würde geben, Menschlichkeit, Toleranz, Ökumene, Weisheit.

Ein Wort in 50 Sprachen

Darüber hinaus waren einige Fahnen von Ländern an Fahrradständern angebracht, die der Geistliche in den vergangenen Jahren bereist hat – Russland, Pakistan, Angola und Argentinien. Zeichen der internationalen Verbindung war auch eine Säule, auf der in jeweils 20 Sprachen aus vier Kontinenten die Worte Frieden, Dank, Brot und Gott geschrieben waren. „Ich hatte eigentlich sogar die Worte in 50 Sprachen gesammelt, doch das hätte nur einen Buchstabensalat ergeben“, meinte Pfarrer Pitzal mit dem ihm eigenen Humor. Auf Dauer soll die Säule am Renninger Weltkulturpfad aufgestellt werden.

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Bürgermeister Faißt würdigte Pitzal in seinem Grußwort als einen bodenständigen schwäbischen Pfarrer. Auf ihn treffe weder Manfred Rommels Bonmot „Unter der Woche ist er unsichtbar und am Sonntag unbegreiflich“ noch Heinrich Heines Spruch zu: „Ein katholischer Pfarrer wandelt umher, als ob ihm der Himmel gehöre“. Vielmehr habe er nach dem Motto gehandelt „Es muss von Herzen kommen, was das Herz erreichen soll“. Nachdem zunächst mehrere Standorte für das Glockenspiel abgelehnt worden seien, habe es eine große Mehrheit für den Platz vor der Mediathek gegeben, von wo aus es Strahlkraft in Richtung Bildung/Kultur und in die Innenstadt entwickeln soll.

Fürbitten mit aktuellem Bezug

Pfarrer Pitzal weihte sodann die vorhandenen Glocken, indem er Zeile für Zeile aus dem Lied „Großer Gott wir loben dich“ vorlas, dazwischen erklang immer wieder ein von Hand geschlagener Glockenton. Sowohl die Lesung aus dem zweiten Korintherbrief als auch die Fürbitten waren dieselben wie bei Pitzals Primizfeier. Und Letztere klangen, als seien sie für die heutige Zeit geschrieben worden: Von der Jugend, die nicht in Gleichgültigkeit verfallen solle und Familien, die der Kirche nicht den Rücken kehren sollen, war unter anderem die Rede.

Am Ende des Gottesdienstes bewegte Pitzal noch Ex-Ministerpräsident Erwin Teufel, den er seit Jugendtagen kennt, zu einer kleinen Stegreifrede. Es sei einzigartig, dass ein Pfarrer 48 Jahre lang in einer Gemeinde tätig und immer noch beliebt sei wie am ersten Tag, meinte Teufel.