Zwei Jahre lang planen Anja und Norman Reinhardt ihr klimafreundliches Traum-Eigenheim. In fünf Tagen war es hochgezogen.

Renningen - Für Anja und Norman Reinhardt stand schon immer fest: Wenn sie sich ein Eigenheim bauen, dann aus Holz. „Die Flexibilität beim Bau ist enorm, die Wohnqualität unvergleichlich und außerdem ist es nachhaltig“, sagt die Malmsheimerin, die mit ihrem Mann seit 2015 im gemeinsamen Traumhaus wohnt.

 

Diese Argumente hätten sie überzeugt, auf natürliche Baustoffe zu setzen. Ausschlaggebend für Norman Reinhardt war mit Sicherheit auch die Tatsache, dass er das familiäre Zimmerei-Geschäft in Renningen führt und sich mit der Materie bestens auskennt. „Mit Hilfe eines Architekten und den entsprechenden Ausführungsplänen haben mein Team und ich das Haus selbst erstellt“, sagt der 43-Jährige.

Kein Standard-Haus

Großes Glück hatten die Reinhardts mit dem Bauplatz, den sie damals zu einem guten Preis bekommen hatten. „Heute, da Bosch in der Nähe ist, könnte man sich das gar nicht mehr leisten, und da ich das meiste selbst gemacht habe, konnten wir auch unsere eigenen Vorstellungen umsetzen“, sagt der Zimmerermeister.

Zwei Jahre haben sie sich Zeit genommen, um ihre Grundidee zu entwickeln. Es sollte kein gewöhnliches Haus mit standardisierten rechteckigen Zimmern sein, sondern mit Formen eher außerhalb der Norm. Etwas schräg, gleichzeitig offen und hell. Raum für besondere Nischen und Ecken.

Klimaneutraler Baustoff Holz liegt im Trend

Dass das zweistöckige Gebäude ein Holzhaus ist, kommt dem Betrachter auf den ersten Blick nicht in den Sinn. Holzhäuser müssen nicht unbedingt einen Blockhütten-Look haben, sondern werden dann ihrer Bezeichnung gerecht, wenn das Tragwerk aus Holz besteht. Und Bauen mit dem klimaneutralen Baustoff liege im Trend, sagt der Fachmann. „Im Malmsheimer Wohnbaugebiet Schnallenäcker beispielsweise bestehen rund 60 Prozent der Häuser aus Holzrahmenbauten“, sagt Norman Reinhardt.

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Dabei gäbe es die unterschiedlichsten Konstruktions- und Gestaltungstypen. Was die Fassaden-Optik betrifft, haben Norman und Anja Reinhardt einen modernen und klaren Stil gewählt. Das obere Stockwerk ist mit dunklen Zementplatten verkleidet, die Außenwände des Erdgeschosses sind weiß verputzt. Inwieweit die Grundelemente vom Lieferanten vorgefertigt werden, kann der Bauherr selbst entscheiden.

Errichtet wurde in der kalten Jahreszeit

„Wir haben uns für Holzträger entschieden, die eine maximale Menge an Dämmmaterial, in unserem Fall Holzfasern, zulassen“, sagt Norman Reinhardt. Die einzelnen Elemente wurden mitten in der kalten Jahreszeit, im Januar 2015 angeliefert. Innerhalb von fünf Tagen stand das Haus, dann wurden die Fenster geliefert, nach zwei Wochen wurde bereits im Trockenen Richtfest gefeiert.

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Draußen hatte es in der Zwischenzeit geschneit. „Der Vorteil dieser Bauweise ist, dass alles schnell geht und nichts trocknen muss, wie es bei gemauerten Massivhäusern der Fall ist“, sagt der Bauherr. Außerdem hätten Handwerker in dieser Zeit eher Termine frei. Damit die Außenwände auch immer gut mit Luft versorgt werden, wurde zwischen dem Holz und der Zementplatte eine Hinterlüftungsebene ausgebildet. „So ist das Holz ewig haltbar und wird auch nicht morsch.“

Fotovoltaik und Solarthermie sorgen für Strom und Warmwasser

Das Holzhaus in Malmsheim hat auch eine hervorragende Energiebilanz, fällt in die Kategorie eines Plusenergiehauses. Auf dem Gebäude sind nach dem Prinzip der Indachlösung die Module für Fotovoltaik und Solarthermie angebracht. „Die Eindeckung mit Ziegeln haben wir uns damit gespart.“ Die Ökobilanz ist hervorragend. „Wir haben einen hohen Grad an Selbstversorgung und produzieren im Jahresmittel rund 30 Prozent mehr Energie, als wir etwa für Heizung und Warmwasser benötigen.“

Erst gewöhnen musste sich Anja Reinhardt daran, dass sie gar nicht mehr die Fenster öffnen muss, um zu lüften. Das übernimmt eine Lüftungsanlage, was im Winter dank Wärmerückgewinnung unnötige Energieverschwendung vermeidet und auch in heißen Sommern für eine angenehme Temperatur sorgt. „Somit haben wir immer ein Wohlfühlklima, auch weil die Wände keine Strahlungskälte absondern.“

Zu 95 Prozent wiederverwendbare Stoffe

Behaglich, ökologisch, natürlich, modern. Eine weitere Eigenschaft eines Holzhauses ist die Nachhaltigkeit. „Wir haben nachwachsende Rohstoffe verwendet, die man zu 95 Prozent wieder in den Wertstoffkreislauf zurückführen kann, sollte man das Haus irgendwann wieder abreißen. Ich denke, so muss Bauen in der Zukunft sein“, sagt Norman Reinhardt.