Die Grünen beantragen eine Reduzierung bei Vorlage eines Hundeführerscheins.

Renningen - Wer ein Auto fahren will, braucht einen Führerschein, um nicht zur Gefahr für sich und andere zu werden. Auch Hunde können gefährlich oder zumindest zum Ärgernis für andere werden, wenn sie nicht richtig erzogen sind. Deshalb gibt es einen sogenannten Hundeführerschein. In Baden-Württemberg ist die Prüfung nicht verpflichtend. Manche Kommunen gehen deshalb eigene Wege, um das Ablegen eines Hundeführerscheins für die Halter attraktiver zu machen, indem sie im Gegenzug die Hundesteuer reduzieren. In Renningen haben nun die Grünen einen entsprechenden Antrag im Gemeinderat gestellt. Am Montag, 5. Oktober, wird darüber im Verwaltungsausschuss diskutiert.

 

„Oft stoßen Spaziergänger auf herumliegende Hinterlassenschaften der Hunde, werden von Hunden erschreckt oder bedrängt“, beschreiben die Grünen in Renningen die Erfahrungen und Rückmeldungen aus der Gemeinde, die ein Anlass für den Vorstoß waren. „Die Hundehalter werden durch eine Prüfung mehr in die Pflicht genommen, eine gute Erziehung ihres Tieres zu gewährleisten und somit für mehr Sicherheit zu sorgen.“ Zusätzlich könne davon ausgegangen werden, dass die Beschäftigung mit dem Hund zu einem besseren Verständnis für Hunde und mehr Sorgfalt gegenüber den Mitmenschen führe.

Hundeführerschein gibt es schon in anderen Kommunen

Mit ihrem Vorstoß ist die Fraktion nicht allein: „Andere Gemeinden wie zum Beispiel Magstadt, Weil der Stadt, Sindelfingen, Holzgerlingen, Ehningen und Herrenberg haben mit diesem Anreizsystem bereits gute Erfahrungen gemacht“, so die Renninger Grünen. Konkret schlagen sie eine Halbierung der Hundesteuer vor.

Hundeführerscheine werden gewöhnlich mit professionellen Hundetrainern vorbereitet. Auch Nadine-Caprice Fröhlich von „Dog Mate“ in Renningen bietet das Ablegen der Führerscheine an. „Ich merke aber, dass es hier eher schlecht angenommen wird“, erzählt die Hundetrainerin. Bei Kunden aus Weil der Stadt sei das anders. „Wenn es keinen Druck von oben gibt, machen viele nicht mit.“

Man lernt sein Tier besser kennen

Der Hundeführerschein besteht aus mehreren Teilen in Theorie und Praxis. Im theoretischen Teil geht es um Gesetzesinhalte, aber auch um anatomische Fragen und Körpersprache. Auf ablenkungsarmem Gelände werden dann Aufgaben wie Leinenführigkeit, Sitz, Platz und Zurückrufen geprüft. Danach geht es zusammen in den öffentlichen Raum, um zu sehen: Wie reagiert der Hund auf Fahrradfahrer, Jogger, Kinder und dergleichen, wie reagiert er bei einem Besuch in einem Ladengeschäft? „Die Prüfung dauert daher auch einen kompletten Tag.“

Jeder Hund ist anders, weiß Nadine-Caprice Fröhlich. „Die Prüfung muss auch nicht perfekt sein. Es geht darum, den eigenen Hund führen zu können und dass dieser keine Gefahr für andere ist.“ Eine spezielle Prüfung ist nach ihrer Auffassung dafür gar nicht unbedingt notwendig. Elementar sei vor allem das Trainieren und das Auseinandersetzen mit dem eigenen Hund. „So lernt man sein Tier besser kennen und seine Körpersprache besser zu verstehen.“ Anreize wie die Senkung der Hundesteuer als Belohnung für den Hundeführerschein findet sie trotzdem positiv. Denn viele lassen das Hundetraining gerne mal schleifen, hat sie die Erfahrung gemacht.

„Aber wir waren doch in der Welpenschule“

„Viele gehen noch in die Welpenschule, aber sobald es richtig ans Üben geht, wird die Zahl der Teilnehmer immer kleiner. Spätestens, wenn die Hunde in die ,Pubertät‘ kommen und es anstrengender wird, brechen viele ab.“ Das kann zum großen Problem werden, weiß die Hundetrainerin. „Später kommen dann Menschen mit Problemhunden zu mir, die mir verwundert erzählen: ,Aber wir waren doch in der Welpenschule.‘“ Für den richtigen Umgang mit einem Hund sei das aber vor allem für unerfahrene Halter nicht genug.

Einer verpflichtenden Einführung des Hundeführerscheins steht sie aber skeptisch gegenüber. Das bringe immer die Gefahr mit sich, dass Hunde auf die „falsche“ Weise dazu gebracht werden, nur irgendwie diese Prüfung zu bestehen. „Und das ist ja nicht der Sinn dahinter. Wir möchten, dass sich die Menschen von sich aus mit ihrem Hund beschäftigen.“

Die Hundesteuer-Sätze sind höchst unterschiedlich

Kosten
Wer in Renningen einen Hund hält, muss bis jetzt 96 Euro pro Jahr zahlen. Für den zweiten und jeden weiteren Hund 192 Euro. Für Zwinger sind 288 Euro zu bezahlen. Eine Unterscheidung zu Kampfhunden wird nicht vorgenommen. In Leonberg kostet ein Hund 132 Euro Steuer, für den Zweithund sind 264 Euro zu zahlen. Ein Kampfhund kostet 600 Euro. In Weil der Stadt sind 120 Euro zu zahlen, für weitere Hunde 240 Euro und für Kampfhunde 480 Euro.

Günstigste Stadt Am günstigsten in dieser Auflistung ist die Stadt Heimsheim. Dort sind nur 70 Euro Hundesteuer zu bezahlen. Der Zweithund kostet 140 Euro und der Kampfhund 210 Euro. Der Rutesheimer muss 120 Euro für einen Hund zahlen, der zweite kostet 240 Euro. Für einen Kampfhund sind 480 Euro zu zahlen. In Weissach werden für Hundehalter 120 Euro fällig, für einen Kampfhund 840 Euro. Der zweite reguläre Hund kostet 240 Euro, der zweite Kampfhund 1680 Euro.