Das gilt auch für Reinhard Hackl. Der frühere grüne Landtagsabgeordnete und Bahn-Aktivist hatte sich schon in den 90er-Jahren für den Ausbau der Schönbuchbahn eingesetzt. „Sechs Jahre dauerte es damals vom Entstehen der Idee, bis der erste Zug fuhr“, erzählt er.
Während der Fahrt Richtung Schönbuch hören die Fahrgäste kaum einen Unterschied zu den Geräuschen, die eine S-Bahn auf der Strecke macht. Die Bahn fährt mit modernen Dieselwagen.
In Holzgerlingen angekommen, wartet Tomas Capdevilla auf die Besuchergruppe. Er wohnt nur wenige Meter vom Bahndamm entfernt an einer Stelle, an der der Zug mit etwa sechzig Kilometern pro Stunde vorbeifährt. „Ich habe mich schon ab der ersten Nacht hier daran gewöhnt“, erzählt er, der die Wohnung trotz der Bahn vor der Nase bezog.
Im gesamten Haus habe nur eine Bewohnerin etwas länger Probleme mit den Geräuschen gehabt. Morgens um fünf Uhr kommt der erste Zug, nachts um 0.45 Uhr fährt der letzte vorbei. „Ich habe selbst noch nicht erlebt, dass ich davon aufgewacht bin, obwohl ich bei offenem Fenster schlafe“, erzählt er. Jeder vorbeifahrende Traktor höre sich lauter an.
Und dann kommt sie, die Schönbuchbahn, und ist im Nu auch wieder vorüber. Erschrocken hält sich Hilda Röder die Hand vor den Mund. „Oh Gott, das wäre so direkt an meiner Terrasse vorbei“, sagt sie. Die 71-Jährige wohnt in Weil der Stadt nahe der möglichen Trasse der künftigen Bahn. Eine andere Teilnehmerin findet, das sei lauter als die S-Bahn. Die Gruppe wartet noch die Vorbeifahrt eines weiteren Zuges ab. Der Eindruck kann nur subjektiv erfasst werden: Was für den einen laut ist, empfindet der andere als erträglich.
Und als man später im Restaurant Alter Bahnhof in Holzgerlingen zusammensitzt und Argumente austauscht, werden die vorbeifahrenden Züge nur dann bemerkt, wenn jemand sagt: „Da fährt sie, die Schönbuchbahn.“ Ansonsten gehen sie in der Geräuschkulisse des Lokals unter.
Auf der Rückfahrt über Böblingen und Renningen wird deutlich, was die Menschen bewegt. Die S-Bahn störe nicht, sagen viele unisono. Auch die, die im Schnallenäcker nahe an der Trasse wohnen. Man habe sich daran gewöhnt, und sie sei ohnehin nicht laut.
Was jedoch immer wieder beklagt wird, sind die Güterzüge, die spätabends an der Rankbachstadt vorbeidonnern. Auch der Straßenlärm ist im Fokus der Kritik. Eine Malmsheimerin fasst die widerstrebenden Gefühle so zusammen: „Ich würde gern mit der Bahn in den Schwarzwald fahren. Das wäre toll. Aber noch ein weiterer Zug bei uns am Haus vorbei – das möchte ich dann eher nicht.“
Reinhard Hackl, der schon als Jugendlicher von seiner Heimatstadt Gerlingen mit der Bahn nach Calw gefahren ist, hofft, dass mit noch mehr Öffentlichkeitsarbeit ein Umschwung im Denken der Betroffenen einsetzt. Der Schienennahverkehr sei im Ballungsraum die umweltfreundlichste Möglichkeit, den Massenverkehr zu bewältigen, sagt der 54-Jährige.
Und er spricht sich klar für die Schwarzwaldbahn – „der Begriff ist mir lieber als Hesse-Bahn, weil es den schon so lange gibt“ – bis Renningen aus. „Wer sagt, die Bahn soll nur bis Weil der Stadt fahren, der will die Bahn nicht, weil dann der Kosten-Nutzen-Faktor extrem schlecht ist.“
Der Leonberger Hans-Joachim Knupfer, der auch beruflich mit der Schiene verbunden ist, nämlich in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stuttgarter Straßenbahnen, hofft, dass es nun zu einer breiteren öffentlichen Diskussion als bisher kommt.