Die umstrittene Mauer an der B 295 schadet dem Wild doch nicht.

Renningen/Weil der Stadt - Wildunfälle sind auf Deutschlands Straßen keine Seltenheit. Besonders in den Abendstunden überqueren Tiere auf Futtersuche oft viel befahrene Straßen – und geraten dabei nicht selten unter die Räder. Blechschäden, verletzte Personen und Fallwild sind die Folgen. Zusammenstöße dieser Art sind keinesfalls zu unterschätzen. Aus diesem Grund gilt es, das Risiko solcher Unfälle zu minimieren.

 

Diskussionen gab es deshalb, als im Frühjahr 2017 eine Betonleitwand am Fahrbahnrand der B 295 errichtet wurde. Die rund 980 Meter lange und 90 Zentimeter hohe Mauer steht zwischen der Kreisstraße nach Malmsheim und der zum Ihinger Hof (Richtung Magstadt). Eigentlich soll sie einen Schutz vor Geröll bieten, das sonst vom Hang auf die Fahrbahn geraten könnte, doch stattdessen äußerte die Leonberger Kreisjägervereinigung die Befürchtung, dass durch sie eine neue, ebenso ernst zu nehmende Gefahrenzone für die Verkehrsteilnehmer entstehen könnte. Grund dafür: Da die Wand nur einseitig besteht, könnten Tiere, die die Straße überqueren und auf der anderen Seite auf die Mauer stoßen, auf der Suche nach einem Ausweg orientierungslos auf der Fahrbahn umherlaufen. Besonders bei Nacht stelle dies nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Autofahrer eine große Gefahr dar.

„Gott sei Dank ist das genaue Gegenteil eingetreten“

Heute, mehr als zwei Jahre später, steht die umstrittene Betonmauer immer noch – und gilt mittlerweile nicht mehr als Problem, sondern als Schutz vor Zusammenstößen mit Wild. Grund dafür: Seit Errichtung der Betonleitwand habe es im betroffenen Bereich keine gemeldeten Wildunfälle mehr gegeben, so Rolf Walz, der zuständige Jagdpächter. „Es ist Gott sei Dank das genaue Gegenteil eingetreten“, erklärt Bodo Sigloch, Vorsitzender der Kreisjägervereinigung Leonberg: „Wir haben alle gedacht, dass das ein Riesentheater mit Wildunfällen gibt.“ Stattdessen beschreibt er die momentane Situation als „besser wie zuvor“. „Vorher gab es Wildunfälle“, seit Errichtung der Betonleitmauer vor gut zwei Jahren jedoch keine mehr. Bodo Sigloch erklärt sich das folgendermaßen: Wild, das aufseiten der Betonleitwand versucht, die Straße zu überqueren, wird von der Mauer davon abgehalten. Besonders Tiere mit kleinem Nachwuchs würden diese Hürde nicht überwinden.

„Es dient jetzt eher als Schutz, als als Hindernis“, erklärt der Vorsitzende der Kreisjägervereinigung Leonberg. Die Mauer würde nicht wie befürchtet zu einer erhöhten Zahl an Wildunfällen führen, sondern Tiere eher vom Überqueren der Straße abhalten. Er zeigt sich erleichtert über die unerwartete Wendung: „Wir sind froh, dass es so gekommen ist und nicht andersrum.“ Deshalb sei die Betonleitwand trotz anfänglicher Befürchtungen mittlerweile als gegeben akzeptiert worden, die Kritik sei verstummt. „Man muss auch zugeben, wenn man sich geirrt hat“, erklärt Bodo Sigloch und fügt hinzu: „So fair muss man einfach sein.“