Nach zwei Jahren Pandemie sind alle elektrisiert: die neue Spielzeit kann beginnen. Dabei war nicht alles schlecht während Corona, erzählen die Theaterleute beim Tag der offenen Tür zwischen Bühne und Kulissen im Renninger Naturtheater.

Von langer Hand geplant und den perfekten Zeitpunkt erwischt: Der Tag der offenen Tür im Renninger Naturtheater lockt schon vor Saisonbeginn viele Besucher in den alten Steinbruch. Kein Wunder, es ist ja auch ein hautnaher Mitmach-Theatertag mit einem tiefen Blick hinter die Kulissen. Der soll den Besuchern nicht nur zeigen, wie es sich anfühlt, auf der Bühne zu stehen. Sondern auch, wie spannend es im Hintergrund zugeht.

 

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Während also etliche Gäste Kulissen bemalen, die handgefertigten Kostüme bewundern oder Requisiten für das Familienstück gestalten, nehmen andere auf dem Stuhl in der Maske Platz und lassen sich theatergerecht schminken. Nebenan wird geübt, wie es sich in der Gruppe tanzen lässt, und der Regisseur Jürgen von Bülow schaut interessiert zu. Wer weiß, vielleicht lässt sich hier ein neues Talent entdecken! Doch es ist auch schön, einfach nur zuzuschauen, wie die Tänzer auf der Bühne immer mutiger werden, Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Dabei hilft ein kleiner Trick: „Am Anfang waren mehr Vereinsmitglieder mit auf der Bühne, damit schon der erste Gast Anschluss an die Gruppe hat. Je mehr Gäste mitgemacht haben, desto mehr haben sich unsere Leute herausgenommen. Das hat super geklappt“, erklärt Vorstandsmitglied Theresa Müller mit einem Augenzwinkern die Strategie.

Corona hat Spuren hinterlassen – auch positive

Sowieso mischen sich die Vereinsmitglieder ungezwungen unter die Besucher, helfen unauffällig, wo es nötig ist, und genießen ansonsten einfach, dass die große Naturtheater-Familie wieder aktiv sein kann. „Man merkt, dass alle froh sind über das Ende der Corona-Regeln“, Theresa Müller klopft auf Holz, „und bis zum Ende der Spielsaison wird sich hoffentlich auch nichts daran ändern.“

Ihr ist die Freude über die vielen Besucher deutlich anzumerken, auch, wenn es für sie und die anderen Mitglieder des Vereins ein langer Tag ist. „Heute Morgen um acht waren schon knapp zwei Dutzend freiwillige Helfer hier, um alles vorzubereiten. Und alle sind voll dabei, energiegeladen und einfach glücklich, dass wieder ‚normale‘ Zustände herrschen“, erzählt die Amateurschauspielerin. Denn für das Theater waren die letzten beiden Jahre nicht einfach. Eine komplette Spielzeit ist ausgefallen, im vergangenen Jahr mussten Regisseure und Schauspieler pandemiekonform arbeiten. Die Stücke mussten so umgeschrieben werden, dass die Schauspieler Abstand halten konnten, die Requisiten durften nicht von Hand zu Hand weitergereicht werden, und die Choreografie musste sich ebenfalls an Abstandsregeln halten. Doch der Verein hat zusammengestanden, das alles gewuppt und den Zuschauern trotzdem heitere Theaternachmittage und -abende beschert.

Online-Stammtisch, online Tanzstunden

Indessen haben die vergangenen beiden Jahre dem Verein auch Vorteile gebracht. „Wir sind deutlich digitaler und dadurch auch oft schneller in der Entscheidungsfindung geworden“, erklärt die Vorstandsfrau Müller, die seit 26 Jahren im Verein aktiv ist. Zudem haben viele Vereinsevents wie Proben, Tanzstunden oder Improtheater online stattgefunden. Auch ein Online-Stammtisch ist ins Leben gerufen worden. „Wir haben in den letzten zwei Jahren sogar Mitglieder dazugewinnen können“, freut sie sich, „ich glaube, weil wir eben trotz der Pandemie das Vereinsleben lebendig gehalten haben.“

Die Freude ist über das große Interesse am Verein ist echt, trotzdem gibt sie allen, die gerne in Renningen auf der Bühne stehen möchten, zu bedenken: „Es braucht Durchhaltevermögen. Zum Beispiel ist das Wetter nicht immer so schön wie heute. Wir proben aber prinzipiell draußen, von Januar bis zur Premiere im Sommer.“ Das kann kalt, nass und unangenehm sein. „Und wenn ein Akteur während der Saison die Flügel streckt, ist das für den Rest der Truppe nicht so leicht wegzustecken“, sagt die erfahrene Amateurschauspielerin, „das kann das Ensemble schon mal an die Grenzen bringen.“

Aladdin und das Gespenst von Canterbury

Doch für diese Saison ist alles gut vorbereitet, am 26. Juni feiert das Familienstück „Aladdin und die Wunderlampe“ Premiere, am 2. Juli das Abendstück „Das Gespenst von Canterbury“.

Proben Wenn der Sonntagsspaziergang am Naturtheater vorbeiführt, dürfen Neugierige hereinkommen und bei den Proben zuschauen. Gäste sind stets willkommen. Mehr zum Verein unter www.naturtheater-renningen.de