Renningen wächst um mehrere Tausend Einwohner, das Bosch-Forschungszentrum verändert die Stadt. Die Infrastruktur muss mithalten – doch eine neue Sporthalle für die Vereine will die Mehrheit des Gemeinderates erst von 2019 an.

Renningen - Wenn in der großen Politik Parlamente grundsätzliche Diskussionen führen, spricht man oft von einer „Sternstunde“. Der Renninger Gemeinderat hat am Montag mit seiner Haushaltsdebatte auch ein Zeichen lebendiger Demokratie gesetzt. Gut zwei Stunden wurde über die Entwicklung der wachsenden Stadt diskutiert und darüber, ob die große Sporthalle schon in diesem Jahr geplant und 2017 gebaut werden soll.

 

Die Mehrheit von Freien Wählern und CDU hat dies letztlich abgelehnt. Gleichzeitig hat das Gremium grünes Licht für das Baugebiet Schnallenäcker III und eine Erweiterung des Gewerbeparks Raite gegeben.

Es ist aber auch viel in Bewegung in der Rankbachstadt. Tausende Neubürger kommen hinzu, die Infrastruktur muss ausgebaut werden. „Welche Kommune unserer Größenordnung schafft es, ein Zehn-Millionen-Projekt wie das neue Schulzentrum mit Eigenmitteln zu stemmen?“, fragt der Bürgermeister Wolfgang Faißt. Die neuen Einwohner verlangen aber auch mehr öffentliche Einrichtungen – wie etwa eine Halle.

Dreiteilige Sporthalle Sie ist seit Jahren ein großer Wunsch der Vereine. Die Fraktion „Frauen für Renningen“ beantragt, diese schon in diesem Jahr zu planen. Eigentlich ist der Bau erst für das Jahr 2019 vorgesehen, und zwar nördlich der bestehenden Rankbachhalle. „Wir brauchen die Halle jetzt, und nicht in fünf Jahren“, sagt etwa Heiderose Berroth. Die Fraktionschefin Resi Berger-Bäuerle verweist darauf, dass sie schon 2014 den Bau der Einrichtung beantragt hätten – ohne Erfolg: „Das ist ein Verschiebebahnhof.“

Auch die Grünen-Sprecherin Martina Siedentopf ist für den Neubau – und wirbt dafür, zur Finanzierung die Steuern zu erhöhen: „Wir müssen unsere Einnahmen verbessern.“ Weil man dies früher versäumt habe, fehle das Geld für die Halle.

Die Verwaltung hält dagegen. „Wir müssten die Baukosten von acht Millionen Euro mit Krediten finanzieren“, erklärt der Erste Beigeordnete Peter Müller. Das würde bis 2019 gut 14,3 Millionen Euro Schulden bedeuten. Auch Freie Wähler und CDU argumentieren so. „Die Folgekosten der Halle betragen 600 000 Euro pro Jahr“, erklärt Vize-Bürgermeister Marcus Schautt (Freie Wähler). Man müsse erst noch den Bedarf spezifizieren und das Projekt „herunterzoomen“, also günstiger gestalten. Schautt: „Eine Halle für acht oder zehn Millionen können wir uns nicht leisten.“

Und CDU-Sprecher Peter Weiß betont: „Wir sind auch für die Halle, aber die Vereine haben Verständnis, wenn wir sie solide finanzieren.“ Er schlägt vor, in der Klausurtagung des Rates im Juli das Konzept für die Einrichtung noch einmal zu diskutieren. So, wie man es übrigens auch mit einem anderen Sportprojekt machen will – dem Kunstrasenplatz Sparnsberg für 1,3 Millionen Euro. Eigentlich hätte dieser beschlossen werden sollen – das Thema wird aber noch einmal überdacht.

Der SPD-Fraktionschef Thomas Mauch versucht einen Kompromiss: Im Jahr 2017 schon mit der Planung anfangen, um das Projekt auf die Agenda zu heben: „Bis 2017 wissen wir auch , wie sich die Haushaltslage entwickelt.“ Am Ende setzt sich mit Stimmen von Freien Wählern und CDU die Linie der Verwaltung durch – die Halle wird erst 2019 geplant. Aber das Thema soll in der Klausurtagung noch einmal gründlich diskutiert werden – diese Idee von Wolfgang Faißt findet große Zustimmung.

Wachstum der Stadt Die Frage, wo und wie sich Renningen entwickeln soll, bewegt den Gemeinderat ebenfalls. Die Grünen lehnen den dritten Abschnitt des Baugebiets Schnallenäcker ab. „Für uns gilt: Innenentwicklung vor Außenentwicklung“, erklärt Jörg Stenner für die Ökopartei. Man solle sich erst damit beschäftigen, Baulücken im Ort zu schließen, bevor man neue Wohngebiete ausweise.

Auch hier gibt es unterschiedliche Standpunkte. „Das Gebiet Schnallenäcker liegt zwischen Renningen und Malmsheim, für mich ist das dann eine Stadt“, erklärt der Bürgermeister Wolfgang Faißt. Und die CDU zweifelt daran, ob wirklich jede Baulücke etwa im Renninger Ortskern geschlossen werden kann. Peter Weiß: „Wir stehen uns dabei auch manchmal selbst im Weg.“ Das Problem seien die Grundstückseigentümer, und auf die wolle man letztlich nicht zu viel Druck ausüben. Gegen die Stimmen der Grünen wird das Baugebiet Schnallenäcker III beschlossen.

Steuersätze Abgelehnt wird auch der Antrag der Grünen, die Grund- und Gewerbesteuer zu erhöhen, die Fraktion hätte sich dadurch mehr Einnahmen von 1,3 Millionen Euro im Jahr erwartet. Schließlich gibt es eine breite Mehrheit für den Haushalt, drei Grünen-Räte stimmen dagegen – weil ihre Anträge allesamt nicht durchkamen.