Der Gesangverein Liederkranz landet einen großen Wurf mit der Einladung der Chöre aus der Region.

Renningen - Das letzte Juni-Wochenende des Jahres macht die Wahl schwer: Open-Air Veranstaltungen, Fleckenfeste, Ditzinger Stadt-Jubiläum, Fernradweg ausprobieren oder doch lieber EM-Grillen mit Freunden am Abend? Wer eine EM-freie Zone sucht oder sich vom Big Bang in Großbritannien erholen muss, findet eine heitere Atmosphäre und ein sicheres Dach über dem Kopf in Renningen: „Voices meet Chöre“, so der etwas sperrige Titel für das Chorfest des Gesangvereins Liederkranz Renningen in der Stegwiesen-Halle.

 

In vier Blöcken treten erstmalig zwölf Chöre aus der gesamten Region auf. „Voices of Joy“, der Frauenchor aus Renningen, startet mit „Für Frauen“ und trällert: „Für Frauen ist das kein Problem, so was machen sie mit links“, nämlich: Beruf, Haushalt und Kinder wuppen, ins All fliegen, Staaten lenken. . .

Eine witzige Emanzipations-Hymne, und mit spritziger Choreografie geht es weiter mit „Puttin’ on the Ritz“ – blaue Sommerlaune verbreitet sich in der Halle, passend zur mediterranen Lavendeldekoration auf den Tischen.

Pfiffiger Hardtchor aus Durmersheim

Dann der pfiffigste Beitrag des Abends: der „Hardtchor“ aus Durmersheim: „Die Welt, sie wackelt nur“! Sieben gestandene Mannsbilder bieten A-cappella-Rap und ein lautmalerisches Gedicht, wo sich „Schmusekunst“ auf „Brunst“ reimt, was den ganzen Saal sichtlich erheitert. Auch der Song „Küssen kann man nicht alleine“, dum-da-da-dum, mit Balletteinlage, der in der Ankündigung „Ich wär dazu bereit“ gipfelt, kommt beim Publikum bestens an. Schließlich die Persiflage auf den Grönemeyer-Hit „Wann ist ein Mann ein Mann?“: „Wann ist ne Frau ne Frau?“ Antwort: „...hat ihr Wunschgewicht nie erreicht, wird als Kind schon auf blond geeicht...“

Die witzige Chor-Truppe ist die scharfe Minze im musikalischen Cocktail, und mit einem Potpourri aus Songs von Joe Cocker, Lady Marmelade und „The Tiger“ (“Sex Bomb“) verabschiedet sie sich.

Der Frauen-Chor „Joyful“aus Tiefenbronn beginnt mit „Jubilate Deo“ und beeindruckt sowohl mit zarter Poesie („Sound of Silence“), spirituell-meditativem „Hallelujah“ sowie einem rhythmisch mitreißenden Sound, der mit Cajon begleitet wird.

„Der neue Chor“ aus Altdorf, ein gemischter Chor, legt gleich seine musikalische Visitenkarte auf den Tisch: „Hallo, schön, dass ihr da seid, wir sind der neue Chor aus Altdorf!“

Die Sängerinnen und Sänger verfügen über differenzierte Ausdruckskraft: mal melancholisch „Dieser Weg wird kein leichter sein“, mal mit dem Ohrwurm „Rote Lippen soll man küssen“.

Das Chortreffen begeistert das Publikum

Der „Manufaktur Chor“ aus Weil der Stadt beginnt ganz barock: „Mit Lieb’ bin ich umfangen“, hat aber auch moderne Balladen drauf, wie „Falling in love with you“ oder „Aber dich gibt’s nur einmal für mich“.

Das jüngst in Stuttgart veranstaltete Chorfest und jetzt das Meeting der Chöre aus dem Heckengäu zeigt: Singen liegt wieder voll im Trend – auch wenn manch einer nur unter der Dusche oder im Auto trällert. Die Freude an der Ausdruckskraft der eigenen Stimme erscheint gerade in Zeiten der allgegenwärtigen Digitalisierung als kostbares Gut, das es zu bewahren gilt.

Das spannende Chortreffen („Thank you for the Music“) begeistert das Publikum, lässt die dräuenden Gewitterwolken draußen vergessen und verläuft auch ohne „feuchte Pause“ wie beim Southside Festival – und bis 21 Uhr sind wir wieder daheim: dann gibts wieder volle Dröhnung Fußball, einschließlich Verlängerung und Elfmeterschießen.