Landrat Roland Bernhard ist selten aus der Ruhe zu bringen. Doch die neueste Entwicklung zum Lückenschluss bringt ihn doch etwas auf die Palme. Er fordert den großen Lückenschluss.

Renningen - Roland Bernhard ist selten aus der Ruhe zu bringen. Doch die neueste Entwicklung zum Lückenschluss bringt ihn doch etwas auf die Palme. „Der Ärger ist wirklich groß“, sagt er. Wie berichtet, hat das Verkehrsministerium den in jahrelangem Ringen gefundenen Kompromiss zum Lückenschluss von B 295 und B 464 infrage gestellt. Das will der Landrat nicht hinnehmen. „Wir wollen uns nicht mit einer provisorischen Lösung abspeisen lassen“, sagt er in Richtung Stuttgart.

 

Mit einem gewissen Amüsement hat Bernhard zur Kenntnis genommen, dass das Ministerium das sogenannten „Provisorium“ jetzt als gute Zwischenlösung sieht. Damit sind die Rampen aus Erdaufschüttungen gemeint, die derzeit in Renningen an der Kreuzung der beiden Bundesstraßen gebaut werden. Die sind im vergangenen Jahr in einer Art Husarenstreich entstanden. „Man hat mir damals fast mit einem Disziplinarverfahren gedroht“, meint Bernhard, „jetzt scheint die Lösung sogar Begeisterung zu wecken.“

„So hatten wir nicht gewettet!“

Allerdings nicht beim Ideengeber selbst. Damals habe man Fakten schaffen und eine Übergangslösung herstellen wollen, aber keinen Ersatz für eine ampelfrei ausgebaute Kreuzung. Und dass aus dem Provisorium mit zwei Kreisverkehren eine Dauerlösung werden könnte, will er nicht hinnehmen. „So hatten wir nicht gewettet“, erklärt er gegenüber unserer Zeitung. Die neuesten Verkehrszählungen hätten klar gezeigt, dass der Verkehr zunehme, auf weit mehr als 30 000 Fahrzeuge am Tag. Einerseits wegen der neuen Autobahnausfahrt Rutesheim und zukünftig wegen Bosch.

„Das packen die zwei Kreisel nicht“, befürchtet der Landrat. Vor allem, wenn es irgendwo zu Staus komme. Das Thema treibt den Chef der Kreisverwaltung um, schließlich gehe es hier um Wirtschaftsförderung durch gut funktionierende Verkehrswege. Der Lückenschluss sei für den ganzen Kreis Böblingen von großer Bedeutung.

Nun gab es bekanntlich am 10. Dezember ein Spitzengespräch mit allen Beteiligten im Stuttgarter Verkehrsministerium. Allerdings scheint es unterschiedliche Wahrnehmungen zu geben, was dabei beschlossen wurde. Daher hat Bernhard auch den Minister gebeten, eine Aktennotiz anzufertigen, um das Ergebnis schriftlich festzuhalten.

In der Mail an Hermann schreibt er: „Es ist wichtig, das Gesprächsergebnis nicht unterschiedlich zu interpretieren. Das ist vor allem für die Kommunikation in unseren Gremien von Bedeutung.“

Manche Opfer sind dann doch zu groß

Klar ist: die provisorische Kreisel-Kreuzung wird fertig gebaut und der Verkehr dann überprüft. „Wir dürfen aber so lange nicht die Hände in den Schoß legen, sondern müssen parallel den richtigen Ausbau planen“, sagt Bernhard.

Das Ministerium hat bekanntlich vorgeschlagen, an der Straße nach Warmbronn weiter eine Ampel stehen zu lassen und eine weniger aufwendige Kreuzung der beiden Bundesstraßen B 295 und B 464 zu bauen. „Das Opfer Warmbronn müssen wir wohl bringen“, sagt Bernhard, und meint damit, dass es an der Abzweigung von der B 295 keine Rampen und Ausfahrschleifen geben wird.

Aber die Südanbindung nach Renningen dürfe nicht aufgegeben werden, dieses Opfer sei dann tatsächlich zu groß. Dies betont ja auch gebetsmühlenartig der Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt. Ebenso wie die Tatsache, dass man das Anliegen des Ministers verstanden habe und auf den Flächenverbrauch achte. Sprich: es muss an anderer Stelle renaturiert werden, wenn neue Rampen gebaut werden. Dazu sucht man in Renningen derzeit schon nach Alternativen.

Es gibt aber auch andere Stimmen. Die Renninger Bürgerinitiative fordert einmal mehr, schon jetzt den Lärmschutz für die Anlieger zu planen. Deren Aktivist Gerd Schenk sagt: „Es ist keine Bombe geplatzt. Was jetzt bekannt gegeben wurde, ist schon längst bekannt.“ Sie seien aber nicht zufrieden mit dem Vorschlag des Verkehrsministeriums, weil ihre Anliegen nicht gehört würden.