Paukenschlag im Rathaus: Der amtierende Bürgermeister gewinnt die Wahl nur mit 51 Prozent der Stimmen.

Renningen - Ich bin sprachlos – und sehr überrascht.“ Die erste Reaktion von Renningens Altbürgermeister Bernhard Maier nach der Verkündigung des Wahlergebnisses im Renninger Rathaus steht stellvertretend für den gesamten Sonntagabend, an dem der Grundstein für die nächsten acht Jahre in der Rankbachstadt gelegt wurde. Wolfgang Faißt bleibt Bürgermeister. Doch das ist nicht die Überraschung. Unfassbar für viele, die im Rathaus die Verkündigung der Ergebnisse live mitverfolgen, ist die Stimmverteilung.

 

Mit 3592 von 7102 abgegebenen Stimmen bringt es der bisherige und zukünftige Schultes nur ganz knapp auf eine absolute Mehrheit. Sein stärkster Konkurrent, Dennis Metzulat, vereint bei seiner ersten Kandidatur für ein politisches Amt gleich 3274 Stimmen (46,5 Prozent) auf sich. Die drei übrigen Kandidaten bewegen sich im Bereich von unter einem Prozent.

Sprichwörtlich knisternde Spannung herrscht bereits um 18 Uhr, als die Wahlhelfer im Erdgeschoss damit beginnen, die Wahlzettel zu sortieren und die Stimmen für den Wahlbezirk 1 zusammenzuzählen. Nach und nach füllt sich das Rathausfoyer, viele Bürger und Politiker, darunter einige Bürgermeister, sind gekommen, um das Ergebnis gleich an Ort und Stelle zu erfahren.

318 Stimmen machen den Unterschied

Dann der große Knall: Mit nur 318 Stimmen Unterschied liegt Wolfgang Faißt vor dem 35-jährigen Renninger Dennis Metzulat. 71 Stimmen weniger, und es hätte einen zweiten Wahlgang geben müssen.

„Ich will auch für diejenigen Bürgermeister sein, die mich nicht gewählt haben“, verkündet ein erleichterter, aber wie alle anderen sichtlich verblüffter Wolfgang Faißt am Sonntagabend. Dennis Metzulat spricht er seinen Respekt aus. „Wir haben gute Jahre hinter uns“, sagt er. Auf dem bisherigen Weg wolle man nun weitergehen, fasst er die Gedanken aus seinem Wahlkampf noch einmal zusammen. Auf die Frage, was er von diesem Ergebnis nun mitnehme, antwortet Faißt knapp: „Dass es ein Wahlkampf war mit vielen Inhalten.“ Und dass er jetzt einen Wahlauftrag habe.

Dass das Ergebnis nicht eindeutiger ausgefallen ist, werde keinen Einfluss auf seine Politik haben, erklärt er. „Ich sehe keinen Anlass, etwas zu ändern“, so Faißt. Seine Politik sei es immer gewesen, mit den Bürgern in den Dialog zu treten, und das wolle er auch beibehalten.

Maier und Bernhard loben Faißts Bilanz

Nicht nur den beiden Kandidaten steht an diesem Abend die Überraschung ins Gesicht geschrieben. „Ich hätte mit einem klaren Durchmarsch für den Amtsinhaber gerechnet, weil er das verdient gehabt hätte durch seine Arbeit“, findet Bernhard Maier. Doch dies sei eben die Meinung des Souveräns, sagt der einstige Landrat.

Von einem „überraschend guten Ergebnis“ für Metzulat spricht der amtierende Landrat Roland Bernhard. „Aber am Ende kann nur einer gewinnen“, stellt er fest. Renningen habe in den letzten 16 Jahren eine „wirklich tolle Bilanz hingelegt“. Wolfgang Faißt habe daran natürlich seinen Anteil gehabt. „Ich kann Sie nur bewundern“, sagt er. Er hoffe nun, dass alle Bürger, auch diejenigen, die anders gewählt haben, zu ihrem Bürgermeister stehen.

Alfred Wilhelm von der Nein-Partei und Helmut Epple, die ebenfalls beide auf dem Wahlzettel standen, sind am Abend nicht im Rathaus. Sie erhielten jeweils 48 (Wilhelm) und 62 Stimmen (Epple).

Nur Ulrich Raisch, der Bewerber mit den wenigsten Stimmen, nämlich 35, der nun seine 28. Kandidatur bestritten hat, verfolgt den Abend. Enttäuscht sei er nicht, sagte der Musikpädagoge , der vor acht Jahren in Renningen fast acht Prozent erhalten hat. „Das war eine andere Situation, ich glaube, damals haben mich auch viele Protestwähler gewählt.“ Nach vorläufigem Ergebnis gab es 59 ungültige Stimmen, 32 Wähler machten einen eigenen Eintrag und setzten dort ihr Kreuz. Die Wahlbeteiligung lag bei 53 Prozent.