Eine neue Arbeitsgruppe möchte sich dem Thema widmen und organisiert dazu einen Infoabend.

Renningen - Immer weniger Kinder in Deutschland können richtig schwimmen. Gerade einmal 40 Prozent aller Zehnjährigen erlangen mittlerweile das Schwimmabzeichen in Bronze, wie die DLRG ermittelt hat. Nicht verwunderlich also, dass trotz mehrmaliger Absagen aus dem Gemeinderat der Ruf nach einem Lehrschwimmbecken in Renningen nicht verebbt. Inzwischen hat sich eine sechsköpfige Arbeitsgruppe gebildet, die sich dem Thema Lehr- und Therapieschwimmbad widmet und offen mit allen Bürgern diskutieren möchte. Dazu laden die Initiatoren zu einer Infoveranstaltung am Montag, 12. Oktober, um 18.30 Uhr ins Bürgerhaus Renningen ein.

 

Eine der Initiatorinnen ist Anna Walther, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende der Friedrich-Silcher-Grundschule. „Ich bin noch im Kommunalwahlkampf von Ingo Eisenhardt auf das Thema angesprochen worden, allerdings in meiner Funktion als Elternbeirätin“, erzählt sie. Damals kandidierte sie außerdem für die SPD im Gemeinderat. Ingo Eisenhardt ist der stellvertretende Vorsitzende des Renninger Schwimmclubs (RSC). „Er bat mich, die Eltern für das Thema zu sensibilisieren. Ich habe es daraufhin in einigen Beiratssitzungen angesprochen und breiten Zuspruch erhalten.“

Mittlerweile hat sich eine kleine Gruppe aus Ehrenamtlichen zusammengefunden – mit Vertretern von Eltern, dem RSC und der Awo –, die das Thema wieder in eine breite Öffentlichkeit tragen möchten, um es, dieser Punkt ist Anna Walther wichtig, ergebnisoffen zu diskutieren.

„Für uns ist das ein wichtiges Thema, das generationenübergreifend von Bedeutung ist“, sagt Anna Walther. Denn in einem Lehrschwimmbad könnten nicht nur Kinder oder Erwachsene das Schwimmen lernen, sondern es könne auch für Therapien genutzt werden. Unterstützer der Infoveranstaltung sind daher neben Elternvertretern der Friedrich-Silcher-Schule und dem RSC auch die Awo Renningen, der Sozialverband VdK Renningen & Malmsheim sowie die Rheuma-Liga im Bezirk Leonberg.

Ein Lehrschwimmbecken wurde schon oft abgelehnt

Es ist nicht das erste Mal, dass die Forderung nach einem Therapie- und Lehrschwimmbecken in Renningen laut wird. Bereits vor mehreren Jahren wurde ein solches Projekt beantragt und abgelehnt, 2018 wagten die SPD und die Frauen für Renningen einen erneuten Vorstoß, zuletzt tauchte das Thema bei der Kommunalwahl wieder auf, als auch die FDP für den Bau eines Lehrschwimmbeckens plädierte.

Der Grund für die Ablehnung war immer der gleiche: das Geld. Denn ein Lehrschwimmbecken erachten zwar alle als wichtig, doch für einen Großteil der Gemeinderäte waren die Kosten schlicht zu hoch. Allein die jährlichen Folgekosten schätzte die Stadtverwaltung 2018 auf 250 000 Euro – und das ohne die eigentliche Baumaßnahme. Das sei nicht finanzierbar, betonte der Bürgermeister Wolfgang Faißt immer wieder und erinnerte an zahlreiche andere Großprojekte, die Renningen noch bevorstehen und deren Umsetzung noch weit dringender sei: darunter die bereits genehmigte Sporthalle für zehn Millionen Euro, der neue Kindergarten für Schnallenäcker III und die Sanierung der asbestbelasteten Realschule.

RSC: Freibad ist keine Alternative

Ein weiteres Argument seitens der Projektgegner lautet, dass die Stadt bereits ein Freibad hat, in dem Kinder schwimmen lernen können. Aus Sicht des RSC ist das aber keine Alternative, wie Ingo Eisenhardt bereits bei der Kommunalwahl betonte: Ein geregelter Schwimmbetrieb sei dort nicht möglich, das Wasser sei zu kalt für junge Schwimmanfänger, und es hat fast nur während der Ferien geöffnet. Grund genug für die Arbeitsgruppe, das Thema wieder aufs Tapet zu bringen.

Sehr bedauerlich findet Anna Walther indes, dass ein Arbeitskreis unter dem Dach der Lokalen Agenda in Renningen abgelehnt wurde. Die Begründung lautete, dass die Lokale Agenda dazu da ist, um Projekte in der Stadt aktiv, also mit eigenen ehrenamtlichen Aktivitäten, zu ergänzen: zum Beispiel in Form des Bürgerrufautos, der Arbeitsgruppe Asyl oder des Internetcafés für Senioren. Das ist nachvollziehbar. Stutzig machte Walther aber vor allem die Ergänzung der Stadtverwaltung, dass es nicht die Aufgabe der Agenda sei, Projekte durchzusetzen, die einem Beschluss des Gemeinderats entgegenlaufen. „Das ist ja gar nicht unser Ziel“, betont sie noch einmal. „Aber die Stadt befindet sich im Wandel. Sie wächst, es gibt immer mehr Kinder, aber auch immer mehr ältere Menschen.“ Da sei es doch wichtig, ein so wichtiges Thema zumindest gemeinschaftlich zu diskutieren.

Vorteile einer Zugehörigkeit zur Lokalen Agenda seien unter anderem der Bekanntheitsgrad der Agenda sowie die Möglichkeit, Artikel in den Stadtnachrichten zu veröffentlichen und kostenlos die Räume der Stadt nutzen zu dürfen, so Walther. Die Nutzung des Bürgerhauses wurde jetzt durch die Unterstützung des Schwimmclubs möglich.

Termin

Dietmar King, Referent für Bäderfragen im Schwimmverband Württemberg, informiert am Montag, 12. Oktober, ab 18.30 Uhr im Bürgerhaus über die Möglichkeiten eines Lehrschwimmbeckens, zeigt Vor- und Nachteile verschiedener Varianten auf und informiert breit über das Thema. Die Besucher haben die Gelegenheit, Fragen zu stellen.

Die Besucherzahl ist begrenzt. Eine Anmeldung ist erforderlich. Anmeldeschluss ist heute, Freitag. Kontakt per E-Mail: anna@walther-web.de oder unter der Nummer 01 52 / 56 83 92 15. Anzugeben sind Vor- und Nachname sowie die Adresse.