Mehr als 2500 Euro kommen bei der Benefizgala „Kinder helfen Kindern“ zusammen. Damit wird das schmerztherapeutische Team Stuttgart/Ludwigsburg unterstützt, das schwerstkranke Kinder versorgt.

Renningen - Als Max im Oktober 2009 zur Welt kommt, scheint zunächst alles in Ordnung. Doch einige Verhaltensweisen ihres Kindes verunsichern Christin Frohwein, sie geht mit ihm zum Arzt. Mit sieben Monaten wird eine Epilepsie festgestellt, als Max ein Jahr alt ist, ist klar: Er ist mehrfach schwerbehindert. Das Leben von Max und seiner Mutter ist fortan geprägt von Krankheit und Klinikaufenthalten, die allein erziehende Mutter betreut ihr Kind rund um die Uhr. Als Max Ende 2014 im Olgäle in Stuttgart mit einer Lungenentzündung auf der Intensivstation liegt, lernt Christin Frohwein die Palliativmedizinerin Claudia Blattmann kennen, die sich schon lange für eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) von Kindern und Jugendlichen einsetzt.

 

Max kämpft sich zurück ins Leben, doch er bekommt immer wieder Lungenentzündungen. Anfang 2016 fährt Christin Frohwein mit ihrem Sohn auf Anraten des frisch gegründeten Kinder-Palliativ-Care-Teams Stuttgart/Ludwigsburg, das von Claudia Blattmann geleitet wird, in ein Kinderhospiz nach Bayern. Denn in Baden-Württemberg gibt es bislang noch keines, 2017 soll eines eröffnet werden. Max wird im Hospiz betreut und versorgt, auch nachts. Seine Mutter hat endlich wieder etwas Zeit für sich, kann nach fast fünf Jahren mal wieder durchschlafen. Im März erkrankt Max an einer Bronchitis. Fortan wird der Junge zuhause schmerztherapeutisch betreut, auch das SAPV-Team kümmert sich auch um seine Mutter. Am 6. Mai tritt Max seine letzte Reise an. Er wurde sechs Jahre alt.

Das SAPV-Team kümmert sich um die kranken Kinder und ihre Angehörigen

Es ist ganz still bei der Kinderbenefizgala in der Stegwiesenhalle, als Martina Steinbrenner die Geschichte von Max erzählt. Immer wieder betont die Vorsitzende des Vereins für Palliativ-Care-Teams im Kreis Böblingen, wie wichtig die Arbeit des SAPV-Teams ist und dass es sich neben der Versorgung der Kinder eben auch um die Eltern kümmert. „Sie sind Fürsorger, Kümmerer und Rückenstärker, auch für die Familien der Kinder“, weiß die Renningerin. Im Team fehlt ganz dringend noch ein Psychologe, der den Familien bei der Bewältigung ihrer Lebenskatastrophe hilft. Doch die Stelle kostet etwa 60 000 Euro im Jahr. Um Spenden zu sammeln, hat der Verein am Wochenende zu seiner inzwischen schon vierten Benefizgala „Kinder helfen Kindern“ eingeladen.

Da wird getanzt, gesungen und Musik gemacht, das Publikum staunt nicht schlecht, als die Kids vom Radsportverein Pfeil Magstadt ihre atemberaubenden Kunststücke auf dem Zweirad präsentieren. Mit von der Partie sind verschiedene Renninger Vereine, auch die Chorvereinigung Weil der Stadt ist dabei. Das Besondere: Die Protagonisten sind allesamt Kinder und Jugendliche. Das Publikum ist begeistert, rund 2500 Euro Spendengelder kommen an diesem Abend fürs Kinder-Palliativ-Care-Team zusammen.

Die Boxweltmeisterin als Schirmherrin

Um das Haus auch ja voll zu bekommen, hat sich Martina Steinbrenner prominente Unterstützung geholt. Mit charmantem Wortwitz führt Florian Sitzmann, bekannt aus dem Fernsehen, durch den Abend. Der „halbe Mann“, wie er sich selbst nennt, hat bei einem Unfall beide Beine verloren und sitzt im Rollstuhl. Sprichwörtlich schlagkräftig ist die Schirmherrin des Abends, Tina Schüssler, die wegen einer Vollsperrung auf der Autobahn leider erst zum Ende der Veranstaltung auf die Bühne kommt. Der Moderator Sitzmann nimmt’s mit Humor: „Das Beste kommt eben zum Schluss.“

Tina Schüssler ist amtierende Boxweltmeisterin. Nach einem Schlaganfall hat sich die 42-Jährige ins Leben zurück gekämpft. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, anderen Menschen zu helfen. Sie will anderen Mut machen, zeigen, dass es immer weitergeht. Ihre Botschaft: „Wenn ich kämpfen kann, dann könnt ihr es auch.“