Der Gemeinderat hat sich mit großer Mehrheit gegen die neue Route an der Kreisstraße entschieden.

Renningen - Es gibt nicht allzu viele Themen, die im Renninger Gemeinderat so kontrovers diskutiert werden wie der Bosch-Radweg. Am Montag stand das Thema ein weiteres Mal auf der Tagesordnung. „Wir sollten jetzt einen Knopf dran machen“, forderte der Bürgermeister Wolfgang Faißt. Gesagt, getan – nach einer weiteren wortreichen Diskussion entschied das Gremium mit großer Mehrheit, alles so zu lassen, wie es ist.

 

Das bedeutet, dass der neue, straßenbegleitende und rund 3,3 Kilometer lange Asphaltweg, wie ihn das Radwegekonzept des Landkreises vorsieht, wohl vom Tisch ist. Stattdessen müssen die Radfahrer, die von Perouse nach Malmsheim wollen, auch weiterhin die vorhandenen Wege durch den Wald nutzen. Asphaltiert werden sollen diese im Übrigen nicht. „Eine wassergebundene Decke reicht aus“, erklärte Wolfgang Faißt.

Grüne: Angebot schafft Bedarf

Die Marschrichtung ist somit klar: Den Bestand in Schuss halten und schauen, was die nächsten Jahre bringen werden. Einen teuren Radweg zu bauen, ohne zu wissen, wie viele ihn nutzen werden, ist für die meisten eine Rechnung mit einer Unbekannten. Wie berichtet, liegen die Kosten bei rund 700 000 Euro für den Landkreis, wobei es einige Zuschüsse vom Land geben würde. Zudem müssten für die Strecke anderthalb Hektar Wald gerodet werden. „Das steht in keinem Verhältnis“, so Faißt.

An dieser Stelle scheiden sich die Geister. Jörg Stenner, Grünen-Rat und Vorsitzender der Renninger Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs, sieht das völlig anders. „Wir brauchen ein gutes Angebot – das schafft den Bedarf.“ Der straßenbegleitende Weg sei wichtig, um die Lücke im Alltags-Radnetz zwischen Perouse und dem Bosch-Areal in Malmsheim zu schließen. Dass man den Radweg beim Ausbau der K 1013 einst nicht eingeplant habe, sei ein Fehler gewesen, ergänzte sein Fraktionskollege Erwin Eisenhardt. „Und den sollte man jetzt nicht noch mal machen.“

So sieht das auch Peter Weiß. „Nur mit Abwarten kommen wir nicht weiter“, sagte der CDU-Mann. Er glaubt, dass immer mehr Menschen aufs Rad umsteigen werden. Daher will er das Ziel des Landkreises, das Radwegenetz auszubauen und zu verbessern, unterstützen. Ob diese öffentliche Strecke verhältnismäßig sei oder eben nicht, müsse am Ende der Kreis entscheiden. Das Argument von SPD-Chef Thomas Mauch, die Wirtschaftlichkeit des Radweges sei desaströs, außerdem werde er mit Steuergeldern bezahlt, ließ Weiß nicht gelten: „Wir haben schon andere Projekte durchgewunken mit dem Argument, der Kreis zahlt’s.“

Ohne Renningen will der Landrat den Weg nicht bauen

Die Freien Wähler hingegen lehnen einen neuen Asphaltweg neben der Straße ab. Die Alltagsradler nutzten den gar nicht, erklärte Alfred Kauffmann. „Bei Regen und Nässe bekommen die nämlich die Gischt von den Autos ab“, sagte er. „Stattdessen fahren sie durch den Wald.“ Für Fraktionschef Marcus Schautt steht der Eingriff in die Natur nicht im Verhältnis zur tatsächlichen Nutzerzahl. Zumal die Freizeitradler sowieso im Wald fahren. Heiderose Berroth (Frauen für Renningen) sieht das genauso. Sie warnte vor schnellen Entscheidungen: „Nur weil es Zuschüsse gibt, sollten wir nicht huschhusch machen.“

Klar ist: der geplante Radweg an der Straße ist ad acta gelegt. Im Kreistag räumte der Rutesheimer Beigeordnete Martin Killinger am Dienstag ein: „Es ist wirklich schade, aber gegen den Willen von Renningen können wir den Radweg nicht durchsetzen.“ Auch der Landrat Roland Bernhard will ihn nicht gegen Renninger Widerstand realisieren, stellte er klar.