Stadtarchivar Mathias Graner hat anlässlich des 75. Geburtstages der Badenanstalt mit Schülern eine Festschrift erstellt. So umfassend wurde die Geschichte noch nie zusammengetragen.

Renningen - Viel Platz hat Mathias Graner nicht in seinem Büro im Archäologischen Museum in Renningen. Aktenordner und Geschichtsbücher stapeln sich auf jedem möglichen Quadratzentimeter. Das eigentliche Stadtarchiv ist im gegenüberliegenden Raum untergebracht. Es sieht genauso aus, wie man es sich vorstellt: Große Regalanlagen, die mit Rädern, groß wie Autoreifen geöffnet werden können. In diesen Regalen stapelt sich jedes Dokument, dass Mathias Graner in und über Renningen finden konnte – darunter auch eine Menge über das allseits bekannte Freibad.

 

Genau damit hat sich der Stadtarchivar in den letzten eineinhalb Jahren eingehend beschäftigt. „Zum Glück hatte ich große Hilfe von den Jungs“, sagt er. Mit den Jungs sind vier Gymnasiasten aus Renningen gemeint, die freiwillig über ein Jahr auf der Spur der Freibad-Geschichte waren. Marc Sauter, Markus Weipert, Lukas Schneller und Nicklas Neufang sind zwischen 17 und 18 Jahre alt und machen dieses Jahr noch ihr Abitur. „Deshalb war es auch wichtig, dass wir mit der Recherche und dem Schreiben jetzt fertig werden, damit sie sich auf ihre Klausuren konzentrieren können“, sagt Graner.

Das Ergebnis ist eine bebilderte Festschrift zum 75. Geburtstag des Freibades und eine dauerhafte Ausstellung aus wasserfesten Tafeln auf dem Freibad-Gelände. Die Ausstellung soll ab der Eröffnung des Freibades Anfang Mai zu sehen sein. Vorausgesetzt, der Schnee hat sich bis dahin verzogen. „Außerdem soll es beim Freibadfest am 13. Juli einen Festakt mit Besuch vom Bürgermeister geben“, erzählt Graner. Das Fest wird in jedem Jahr als „Beach Party“ gefeiert und findet am Wochenende 13./14. Juli statt. „Dieses Jahr ist das Motto natürlich das 75-Jahr-Jubiläum“, sagt der Stadtarchivar. Deshalb wollen er und Sandra Feigl vom Kulturamt versuchen, die Tombola, die es 1949 bei einem großen Fest gab, zu wiederholen. Damals spendeten viele Unternehmen aus Renningen und der Umgebung, was sie zu geben hatten. „Da gab es dann zum Beispiel ein Huhn zu gewinnen oder zwei Ringe Wurst und ähnliches“ (Graner). Jetzt ist er dabei, die Firmenbesitzer oder ihre Nachfolger zu kontaktieren und nach einer erneuten Sachspende zu fragen. „Das wird sicher toll, wenn es klappt“, hofft er.

Nach seinen Angaben wurde die Geschichte des Renninger Freibades noch nie zuvor so umfassend zusammengetragen. „Alleine hätte ich die viele Arbeit auch niemals geschafft“, gesteht der Archivar. „Ich muss ja auch noch das Archiv in Weissach-Flacht verwalten und zwei Tage pro Woche reichen für eine solche Recherche nicht aus“. Außer den Jugendlich hat ihm auch Rolf Mayer (71) vom Heimatverein Renningen sehr geholfen. „Er ist pensionierter Lehrer und kennt daher viele Leute hier, gerade auch Zeitzeugen der frühen Jahre des Bads“, sagt Graner. Jetzt hat Mayer ihm auch zu einem Gespräch verholfen, zu dem viele Einheimische kommen und ihre Erinnerungen bezüglich des Freibades aufleben lassen. „Daraus wollen wir dann noch ein extra Kapitel machen“, sagt der Archivar.

Er kramt ein bisschen in seinen Unterlagen und findet einen Artikel der Leonberger Kreiszeitung von Juli 1988. Das Freibad wurde 50 Jahre alt. Der Titel dazu: „Der Erste Bademeister konnte nicht schwimmen“. Graner lacht. „Das stimmt, da Renningen bis dahin ja keine Schwimmgelegenheit hatte, konnten viele Bürger nicht schwimmen. Das neue Bad brauchte aber einen Bademeister, da wurde über dieses Defizit hinweggesehen.“ Renningen war damals in Sachen Schwimmbad ein richtiger Vorreiter. Aufgrund eines anfänglich undichten Beckens musste die Eröffnung jedoch mehrmals verschoben werden, weshalb Eltingen das erste Freibad in der Region eröffnete. „Das haben die Renninger eigentlich verhindern wollen“, ist sich Graner sicher. Aber dennoch ist es seitdem ein beliebtes Ausflugsziel für Renninger, Malmsheimer, Leonberger und andere. Der Preis für das kühle Nass ist seit 1938 aber wohl etwas gestiegen. „Die ersten Gäste zahlten damals 20 Pfennig für eine Tageskarte“, sagt Graner.