Die Weichen für das Mehrgenerationenhaus im Neubaugebiet Schnallenäcker sind gestellt, 2016 könnten die Bagger anrollen. Noch gibt es allerdings nicht genügend Bauherren, die in das Projekt einsteigen möchten.

Renningen – Erwin Eisenhardt ist bekennender Optimist. Von Worst-Case-Szenarien, also von den ungünstigsten Fällen, die eintreten könnten, hält der Renninger Grünen-Stadtrat nichts. Und deshalb ist er auch überzeugt davon, dass er spätestens Ende 2017 mit seiner Frau in die gemeinsame Wohnung im Mehrgenerationenhaus in der Strohgäustraße einziehen wird. Auch wenn es zugegebenermaßen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht so recht danach aussehen mag. Die Planungen für das Wohnprojekt sind zwar längst im Gange (wir berichteten). Doch es gibt noch nicht genügend Bauherren, um Renningens erstes Mehrgenerationenhaus tatsächlich bauen zu können.

 

Dabei stößt die Idee, Jung und Alt, Familien und Alleinstehende unter einem Dach zusammenzubringen, durchaus auf reges Interesse. „Viele sind von dem Konzept zunächst total angetan, wollen mehr erfahren“, sagt Erwin Eisenhardt. Doch am Ende wage kaum jemand den entscheidenden Schritt. Den sind das Grünen-Ratsmitglied und seine Mitstreiter vor vier Jahren gegangen. Bei einem Infoabend zum Thema generationenübergreifendes Wohnen trafen sie sich. Und haben die Projektgruppe Mehrgenerationenhaus gegründet, die Bestandteil der Renninger Agenda ist.

Seither planen die derzeit acht Parteien an ihrem neuen Zuhause. Ein passendes Grundstück ist längst gefunden. Im Malmsheimer Neubaugebiet Schnallenäcker II soll das viergeschossige Haus gebaut werden. Und zwar zwischen Kinderkrippe und Stadtteilpark. Zum Bahnhof sind es nur zehn Minuten Fußweg, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten sind ebenso in der Nähe wie das vonseiten der Stadt geplante Naherholungszentrum. „Einen idealeren Standort gibt es also nicht“, davon ist Erwin Eisenhardt überzeugt.

Wann die Bagger wirklich rollen, ist noch nicht ganz klar

Ursprünglich habe man schon 2013 mit dem Bau beginnen wollen. Doch dann kamen Verzögerungen dazwischen, die Umlegung des Baulandes dauerte länger als geplant. Seit Sommer läuft nun die Erschließung. „Wenn alles klappt, können wir im Frühjahr 2016 mit dem Bau beginnen“, erklärt Eisenhardt mit Blick auf den Zeitplan. Doch vorher müssen die künftigen Bauherren das 23 Ar große Grundstück erst einmal von der Stadt kaufen. Kostenpunkt: etwa 1,3 Millionen Euro. „Wir haben eine Kaufoption bis Mitte nächsten Jahres“, sagt er. Danach müsse neu verhandelt werden. Ende 2015 soll das Baugesuch für das insgesamt rund acht Millionen Euro schwere Projekt bei der Stadtverwaltung auf dem Tisch liegen.

Ein straffer Zeitplan – und noch gibt es nicht genügend Bauherren. Acht sind es bislang, 24 wären ideal. „Je früher die künftigen Eigentümer einsteigen, desto mehr können sie mitgestalten – sowohl das Gebäude als auch ihre Wohnung“, wirbt Eisenhardt für das Projekt. Weil es in dem Mehrgenerationenhaus, das wegen seiner Nähe zum Stadtteilpark „ParkHaus“ heißen soll, auch Mietwohnungen geben soll, werden auch noch Investoren gesucht.

Dass ihr Projekt nur schleppend vorankommt, davon lassen sich Erwin Eisenhardt und seine Mitstreiter nicht entmutige. „Wir sind von dem Konzept überzeugt“, sagt er. Denn es gehe um weit mehr als nur ums schlichte Wohnen. Frei nach dem Slogan eines schwedischen Einrichtungshauses „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ soll die Lebensqualität der Bewohner gesteigert werden. Jung und Alt unter einem Dach – davon könnten alle Beteiligten profitieren, sagt Eisenhardt. Die Jüngeren helfen den Älteren, während diese im Gegenzug mal als Babysitter einspringen könnten. Auch der zunehmenden Vereinsamung wolle man damit entgegenwirken, Stichwort demografischer Wandel und Nachbarschaftshilfe. Aber: „Es wird keine Alternative zum Pflegeheim.“

Es werden noch 16 Bauherren gesucht

Geplant sind zwei Häuser mit insgesamt 24 Wohnungen unterschiedlicher Größe. Die beiden Häuser sollen durch ein Atrium verbunden werden, in dem sich die Bewohner gemeinsam aufhalten können. Mit dem Mehrgenerationenhaus soll eine Gemeinschaft entstehen, in der jeder kann, aber keiner muss. „Jeder soll selbst entscheiden dürfen, wann er wie viel Gesellschaft möchte“, so Mitinitiator Eisenhardt. Ein Modell, wie das Ganze aussehen soll, gibt es bereits. Das Renninger Mehrgenerationenhaus soll als Passivhaus mit hohem energetischem Standard und barrierefrei gebaut werden.

Die Weichen sind also gestellt. Fehlen also nur noch genügend Interessenten. Und wenn sich daran nichts ändert? Ist das Mehrgenerationenhaus dann Geschichte? Das könne im schlimmsten Fall, also im Worst Case, zwar eintreten, sagt Erwin Eisenhardt. Doch er geht nicht davon aus, dass es so kommen wird. „Ich bin Optimist. Und absolut überzeugt davon, dass wir in drei Jahren im Mehrgenerationenhaus wohnen werden.“