Oliver Oelrich, Bundestrainer für den Dressur-Nachwuchs, referiert in Leonberg beim Seminar für Reitlehrer.

Leonberg - Traditionell ist der Leonberger Pferdemarkts-Montag für Fachtagungen reserviert. Top-Reiter wie Ingrid Klimke, Heike Kemmer oder Michael Jung gaben sich schon die Klinke in die Hand und dem versierten Publikum wertvolle Trainingstipps mit auf den Weg. Am 12. Februar schaut Oliver Oelrich, beim Deutschen Olympiade Komitee für Reiterei (DOKR) in Warendorf Disziplin-Trainer für den Dressur-Nachwuchs, im Leonberger Reiterzentrum Tilgshäusle vorbei. Sein Thema ist die „Gymnastizierende Arbeit vom jungen Nachwuchspferd bis zur schweren Klasse“. Auch der Stadt unterm Engelberg will der Berufsreiter einen Besuch abstatten, wie er in einem Gespräch mit unserer Zeitung verrät.

 
Herr Oelrich, kennen Sie Leonberg und den Leonberger Pferdemarkt?
Ich habe mal was darüber gelesen und gehört, aber dagewesen bin ich noch nie.
Welche Erwartungen haben sie an die Hippologische Fachtagung?
Morgens findet eine Reiteinheit statt, bei der ich den anwesenden Reiter- und Pferd-Paaren das Gymnastizieren von Dressurpferden näher bringen möchte. Hier erwarte ich ein Fachpublikum, das Einzelheiten über den Ausbildungsweg eines Dressurpferdes mitnehmen möchte. Nachmittags in der Stadthalle referiere ich über das Nachwuchsförderkonzept in der deutschen Jugendarbeit vom Ponyreiter bis hin zur Altersklasse U 25.
Was unterscheidet Ihre Arbeit von der anderer Trainer-Kollegen?
Das Grundprinzip sollte bei allen gleich sein. Unterschiede gibt es vielleicht in der Art und Weise, wie man es rüberbringt.
Das Deutsche Olympiade Komitee für Reiterei in Warendorf ist zuständig für den Spitzensport. Sie betreuen die Sichtungen und die Auswahl des Dressur-Nachwuchses für internationale Championate. Wie kann man sich Ihre Arbeit vorstellen?
Wir gehen zu den Landesverbänden, unterstützen sie bei der Auswahl ihrer Jugendlichen, wenn es darum geht, sich für den Preis der Besten zu qualifizieren. Die zwölf oder fünfzehn Besten bundesweit kommen weiter auf dem Sichtungsweg. Bei den Lehrgangsmaßnahmen werden dann die Kandidaten für die Europameisterschaften vom 9. bis 15. Juli im französischen Fontainebleau vorbereitet und ausgewählt.
Gibt es talentierte junge Dressur-Reiter in Baden-Württemberg?
Mit Sicherheit. Doch es ist im Vorfeld immer schwer zu sagen, weil wir zu Beginn jeden Jahres von vorne beginnen und uns so immer wieder neu überraschen lassen müssen. Es gibt in jedem Landesverband immer wieder Talente, die sich sehr gut weiterentwickelt haben.
Wie kommen sie zu diesem Job beim Deutschen Olympiade Komitee?
Ich bin über viele Jahre selbst erfolgreich geritten und habe immer sehr viele Schüler ausgebildet, die dann beispielsweise bei den deutschen Jugendmeisterschaften oder sogar internationalen Championaten wie beispielsweise Europameisterschaften erfolgreich teilgenommen haben. Dann wurde ich gefragt, ob ich es mir vorstellen könnte, diese Arbeit auch ganz offiziell für den Verband zu machen.
In jungen Jahren waren sie selbst ein erfolgreicher Reiter. Nach der Bundeswehrsportschule in Warendorf und einer Banklehre haben Sie sich für den Reitsport entschieden.
Ich habe ein Jahr lang ein Praktikum bei Jürgen Koschel in Hamburg absolviert, um für mich zu sehen, ob das mit dem Reitsport passt. Danach, also 1997, habe ich mich direkt selbstständig gemacht und seit 2002 habe ich eine eigene Anlage, auf der ich mich dem Beritt von Dressurpferden und der Ausbildung talentierter Schüler widme. Hinzu kommen viele externe Lehrgangsmaßnahmen, auch durch meine Bundestrainertätigkeit.
Sie haben einmal betont, dass die Arbeit auf Ihrer Anlage im Vordergrund steht. Bleibt da noch Zeit, auf hohem Niveau zu reiten?
Ganz oben kann ich nicht mitmischen, das geht zeitlich nicht. Da habe ich irgendwann ziemlich zurückgefahren. Im Jahr habe ich immer zwei bis drei Pferde meiner Kunden, die ich selber auf Turnieren vorstelle.
Stammen Sie aus einer klassischen Reiterfamilie, bei der der berufliche Werdegang schon vorprogrammiert war?
Nein, mein Vater war zwar reitsportaffin und hat selbst Springprüfungen bis zum mittelschwerem Niveau absolviert. Ich habe dann mal eher durch Zufall an einem Samstagnachmittag ein Pony bekommen und hatte das Glück, dass mich dieses Pony den ganzen Weg von ersten Jugendreiterprüfungen bis zu Europameisterschaften begleitet hat.
Schauen Sie sich bei Ihrem Besuch in Leonberg auch die Stadt an?
Mit Sicherheit, das steht auf jeden Fall auf dem Programm. Ich reise schon am Sonntag an, und abends werden wir dann noch essen gehen.