Die Nachfrage nach Leihrädern in Renningen ist von 2018 auf 2019 gestiegen. Starker Einbruch durch Corona.

Renningen - Hohe Nutzerzahlen in den warmen Monaten und vor allem während der Stoßzeiten des Berufsverkehrs: Die Erhebungen von Regio-Rad in Renningen bestätigen die Erwartungen an das Projekt, an dem noch viele andere Kommunen in der Region beteiligt sind. Auch wenn aus dem Start-Jahr 2018 keine umfassenden Vergleichszahlen vorhanden sind, haben sich die Nutzerzahlen im Jahr 2019 zum Teil verdreifacht, berichtet die Renninger Verwaltung. Trotzdem gibt es noch viel Luft nach oben – nicht zuletzt aufgrund der Corona-Krise. Die sorgte für einen Einbruch der Zahlen.

 

Das Projekt ist auf achteinhalb Jahre angelegt. Nach der Hälfte der Zeit hat eine Kommune die Möglichkeit auf einen Ausstieg. 2022 will sich die Stadt Renningen daher noch einmal einen ausführlichen Zwischenbericht geben lassen – und bis dahin noch viel Werbung für das Projekt machen, das den Radverkehr fördern soll. Einige Neuerungen und Preissenkungen wurden bereits eingeführt, um das Angebot attraktiver zu machen.

Regio-Rad-Stuttgart bezeichnet ein interkommunales Fahrrad- und Pedelecverleihsystem. Das System funktioniert folgendermaßen: An neuralgischen Punkten, im Fall von Renningen die drei Bahnhöfe, werden Fahrräder und E-Bikes abgestellt, die gegen Geld ausgeliehen werden können. Nach der Benutzung können die Räder an jedem beliebigen Regio-Rad-Standort wieder zurückgegeben werden. Das bedeutet, dass die Nutzer das Rad für den Weg zur Arbeit oder eine Freizeitfahrt nutzen und es dann am Zielort abstellen können, ohne dass sie gleich eine Tagesgebühr bezahlen und das Rad am Abend wieder zurückbringen müssen.

Die meisten Nutzer zwischen April und Juni 2019

Personal ist für den Ausleihvorgang nicht erforderlich, das System funktioniert elektronisch über Terminals an den Fahrradständern. Für die drei Standorte mit je zwei Fahrrädern und drei Pedelecs zahlt die Stadt jährlich 22 500 Euro, 7500 pro Station. Ziel des Projekts ist es, dass mehr Menschen vom Auto aufs Rad umsteigen.

Die höchsten Ausschläge bei den Fahrradnutzern gab es in den Monaten April bis Juni 2019 mit zwischen 50 und 60 Fahrten wochentags und rund 20 Fahrten am Wochenende. In den Herbst- und Wintermonaten 2019 wurde das Angebot dagegen kaum nachgefragt. Im Januar, Februar und Dezember gab es wochentags kaum Fahrten, weniger als fünf waren es zum Jahresanfang. Die Zahl der privaten Fahrten am Wochenende war bereits ab September extrem gering, auch im heißen Juli gab es kaum Nachfragen.

Mehr als 200 der Fahrten waren weniger als 15 Minuten lang, rund 60 dauerten zwischen 15 und 30 Minuten. Viele nutzen das Angebot also für die Anschlussmobilität auf dem Weg zur Arbeit oder zurück. Dafür spricht auch, dass die meisten Nutzer zwischen 16 und 17 Uhr auf das Angebot zurückgreifen, also im Feierabendverkehr. Während es am Bahnhof Malmsheim kaum Bedarf an Leihrädern gab, war das Angebot vor allem am Bahnhof Renningen-Süd gefragt.

Die Tarife wurden vergünstigt

Das Ziel der Stadt lautet, das Angebot noch bekannter zu machen. Eine Option ist es, „virtuelle“ Abgabestationen zu schaffen. Orte also, an denen jemand sein Rad abstellen und die Ausleihe beenden kann, ohne es an eine der Ausleihstationen zurückzubringen. Denn die Zahlen könnten durchaus noch besser sein. Vor allem während der Hochphase der Corona-Pandemie, als viele Menschen im Homeoffice waren oder auf öffentliche Verkehrsmittel verzichtet haben, gingen die Nutzerzahlen deutlich zurück.

Eine Änderung, die bereits umgesetzt wurde, sind diverse Preisreduzierungen. Die Änderungen betreffen alle Ausleihstationen, nicht nur Renningen. Die Tagestarife mit und ohne Polygo-Card – mit dieser Mitgliedskarte sind Fahrten insgesamt günstiger – wurden zum Beispiel gesenkt: ohne Polygo-Card von 15 auf 9 Euro beim Ausleihen von Fahrrädern, von 22,50 Euro auf 16 Euro bei Pedelecs. Ganz neu wurde der Light-Tarif eingeführt, bei dem der Nutzer pro Minute zahlt (zehn Cent für Fahrräder, zwölf Cent für Pedelecs). Außerdem gibt es eine Aktion zur Mehrwertsteuersenkung mit einem Tagespreis von fünf Euro an ausgewählten Sonntagen. Nächster Termin hierfür ist der 27. September.