Im Leonberger Straßennetz gibt es zu viele kritische Stellen, kritisiert die Agenda-Gruppe Radl bei einer Tour.

Leonberg - „Sie könnten eigentlich den Text vom vergangenen Jahr noch mal veröffentlichen“, sagt Sebastian Werbke von der Leonberger Agenda-Gruppe Radl zur Reporterin. Es ist gemeint als Scherz, wenngleich auch ein bitterböser. Die Gruppe, die sich seit vielen Jahren für Verbesserungen für Radfahrer im Straßenverkehr einsetzt, aber auch Werkstattkurse und Sicherheitstrainings organisiert, hat erneut zu einer Tour zu den gefährlichsten Stellen in Leonberg eingeladen. Diese Rundfahrt hatte es bereits im vergangenen Jahr gegeben, damals waren Oberbürgermeister Martin Georg Cohn und Baubürgermeister Klaus Brenner höchstpersönlich mitgefahren.

 

Nur eine Vertreterin der Stadt

Auch diesmal hatten die Agenda-Vertreter die Stadtspitze und den Gemeinderat eingeladen. Aus der Verwaltung war diesmal aber nur Bärbel Sauer von der Stabstelle nachhaltige Mobilität gekommen. Sie hatte noch vor dem Start eine gute und eine schlechte Nachricht dabei. „Mein Personalwunsch wurde nicht erhöht. Ich fülle derzeit allein vier Planstellen aus“, übermittelte Sauer die schlechte Nachricht. Denn die gesamte Verkehrsplanung – mit Themen wie Busverkehr und Seilbahn – obliegt wegen eines Ruhestandes und eines Weggangs derzeit allein ihr.

Im Gepäck hat sie dafür aber auch eine gute Nachricht, nämlich vier verkehrsrechtliche Anordnungen. Hier soll noch in diesem Jahr bei Problemen Abhilfe geschaffen werden. Dies beinhaltet aber vor allem neue Schilder, die heikle Stellen besser Regeln sollen. Wie etwa beim Weg von der Stohrerstraße zum Bahnhof. Aber auch neue, erneuerte oder veränderte Markierungen auf dem Boden könnten noch in diesem Jahr erledigt werden. Zu diesen beiden Punkten hatte Sauer zwei Wochen zuvor zu einer eigenen Tour mit Bürgermeister Brenner und Reinhard Siegfarth, dem Sprecher der Radl, gebeten.

Dieser freut sich zwar über den Last-Minute-Einsatz, kann aber seine Enttäuschung nicht verbergen, dass keinerlei Umbauarbeiten vorgesehen sind.

Stelle der Radbeauftragten weiter unbesetzt

Auch Sebastian Werbke, der für die Grünen im Gemeinderat sitzt, ist sauer. „Das ist das, was mich frustriert. Wir haben das im vergangenen Jahr schon gemacht. Und nun wird 14 Tage vor unserer Veranstaltung eingeladen und gesagt, lass uns doch mal gucken, was wir machen können“, kritisiert er. Dabei gibt es ein 2013 einstimmig vom Gemeinderat beschlossenes Radverkehrskonzept. Die enthaltenen Maßnahmen wurden aber bislang nicht umgesetzt. Vorhaben der früheren Radbeauftragten wurden mehrheitlich im Gemeinderat abgelehnt. Seit Januar ist die Stelle unbesetzt. Dabei zeigt die Radl-Rundfahrt, dass es im Leonberger Verkehrsnetz einige kritische Stellen gibt.

Das bestätigt auch die Unfallstatistik. So gab es 2018 in Leonberg 40 Unfälle mit Radfahrern, dabei wurden 34 Personen verletzt. Im Jahr davor waren es 39 Unfälle mit 38 Verletzten und 1016 gab es 35 Zusammenstöße mit 26 Verletzten. Von diesen 114 Unfällen haben nach Angaben des Polizeipräsidiums Ludwigsburg die Radfahrer in 64 Fällen den Unfall selbst verschuldet.

Die einzelnen Stationen der Tour finden Sie in der Bildergalerie oben!