Zwischen Leonberger Stadtpark und Berliner Straße soll gebaut werden. Der Sieger des Auswahlverfahrens für einen Investor will Wohnungen für jeden Geldbeutel schaffen.

Leonberg - Das Immobilienunternehmen Conceptaplan hat den ersten Preis im Investorenauswahlverfahren für die Entwicklung des Areals „Berliner Straße“ zu einem Wohngebiet errungen. Die Stadtverwaltung soll nun mit dem Preisträger in Verhandlungen treten, um einen Kaufvertrag und einen städtebaulichen Vertrag mit zugehöriger Bebauungsverpflichtung abzuschließen. Diese Empfehlung hat der Planungsausschuss für den Gemeinderat beschlossen, der das letzte Wort haben wird.

 

Angesicht knappen Wohnraums und insbesondere bezahlbarer Wohnungen, plant die Stadt Leonberg die Fläche „Berliner Straße“ am Rande des denkmalgeschützten Teils des Stadtparks zu bebauen. Das Grundstück in zentraler Lage hat eine Größe von etwa 1,35 Hektar. Die Lage, die gute Erreichbarkeit und die Größe machen das Areal zu einem wichtigen Bestandteil der Stadtentwicklung.

Wichtig für die Stadtentwicklung

Deshalb wurde im Oktober 2020 beschlossen, ein Investorenauswahlverfahren mit Ideenteil auszuloben, um das Bestmögliche daraus zu machen. Mit dem Verfahren wurde ein Investor gesucht, der das Grundstück kauft, bebaut, die innere Erschließung herstellt, die Wohnungen oder ganze Gebäude an die Endnutzer vermietet oder verkauft sowie die ökologisch erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen umsetzt.

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Der Wunsch war, ein Wohngebiet zu entwickeln für Familien, Alleinstehende, Senioren, Paare – und für möglichst alle Einkommensgruppen. Dazu sollte es ergänzende Nutzungen geben, wie etwa Gastronomie und Treffmöglichkeiten.

Wie eine Kita für vier Gruppen und 75 Kinder im nördlichen Bereich des Areals aussehen könnte, war zwar nicht Teil des Wettbewerbs, Ideen waren aber trotzdem gefragt. Bestandteil des Kaufvertrages ist die Kita nicht – die baut die Stadt. Gefallen fand die Idee einer Kita als begrüntes Erdhügelgebäude. Mit dem neuen angrenzenden Spielplatz integriere sie sich gut in den Stadtpark.

Ideen für eine Kindertagesstätte

Um einen harmonischen Übergang zum Stadtpark zu erhalten, muss die Fläche eine qualitätvolle Begrünung erhalten. In diesem Bereich soll auch ein öffentlicher Spielplatz entstehen, auf Kosten des Investors geplant.

Das Interesse ist groß gewesen. Die Arbeiten von zehn Bewerbern wurden anonymisiert zum Wettbewerb zugelassen. Daraus hat die Jury die von Conceptaplan einstimmig zur weiteren Bearbeitung empfohlen. Das 1985 gegründete Immobilienunternehmen aus Dossenheim bei Heidelberg entwickelt Wohn- und Gewerbeprojekte. Planung, Finanzierung, Vermarktung, Baudurchführung und Verwaltung der Objekte gehören dazu. Für das Leonberger Projekt wurden die Architektenbüros Bilger/Fellmeth aus Frankfurt, Baufrösche aus Kassel sowie die Landschaftsarchitekten Bierbaum/Aichele aus Mainz ins Boot genommen.

Ensemble aus vier Objekten

„Das Ensemble aus vier Objekten im Park stellt eine stimmige Komposition dar. Es entzieht sich einem ,gängigen’ städtebaulichen Vorgehen und Anbindung. Es verknüpft aber gekonnt sämtliche Grün- und Wohnbereiche der Nachbarschaft“, heißt es in der Beurteilung der Jury.

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„Es ist eine Überraschung, die Architektur eine Herausforderung“, sagte der Oberbürgermeister Martin Georg Cohn bei der Präsentation im Planungsausschuss. Das Konzept sei ein für Leonberg eigenständiges mit einer ganz besonderer Sprache, lobte er. „Wird es auch so umgesetzt, denn in Leonberg haben wir leider auch andere Erfahrungen gemacht?“, fragte der Rathauschef in Richtung des Investors. „Ja, wir haben vor, das so umzusetzen“, versprach Thomas Grimann, Geschäftsführer von Conceptaplan.

Investor will Wohnfläche mit 500 Euro pro Quadratmeter fördern

123 Wohnungen sollen entstehen, mit 187 Stellplätzen in der zweigeschossigen Tiefgarage. Die soziale Durchmischung ist dem Investor wichtig. Nicht nur, dass er die geforderten 30 Prozent bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen schafft. „Um Schwellenhaushalten den Einstieg in den Wohnungskauf zu erleichtern, fördern wir in elf Wohnungen 1000 Quadratmeter Wohnfläche mit jeweils 500 Euro pro Quadratmeter “, erläuterte der Geschäftsführer Thomas Grimann.

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Das Vorhaben an der Berliner Straße sei auf Kohlendioxidneutralität ausgerichtet, mit Wärmepumpen und Fotovoltaik sowie Entwässerung auf dem Gelände. Das Quartier werde auf jede Art von Elektromobilität vorbereitet. Die Möglichkeiten für Homeoffice werden ebenso wichtig sein, wie Treffmöglichkeiten, eine ebenerdige Fahrradinfrastruktur und ein gute Wegeanbindung.

Viel Holz als Baumaterial

Eine Schlüsselrolle spielen auch die Baumaterialien. So soll das Turmhaus an der Berliner Straße in Holzbauweise und das Atriumhaus mit Innenhof in Hybridbauweise mit viel Holz hochgezogen werden. „Es geht darum, das Quartier der Topografie anzupassen, einen Bezug zur Umgebungsbebauung zu schaffen, aber auch den Park immer spürbar zu lassen“, sagte Architekt Achim Bilger.

„Nun heißt es klare Absprachen zu tätigen und klare Linien zu ziehen, Vertrauen aufzubauen und zuverlässige Partner zu werden“, gab der Oberbürgermeister Martin Georg Cohn dem Investor mit auf den Weg. „Das wollen wir schnell werden“, meinte Thomas Grimann dazu. Stimmt auch der Gemeinderat zu, kann die Stadt die nötigen Verträge und Verpflichtungen abschließen.