Im Rahmen eines Projekts der Deutschen Energie-Agentur sollen die Energiekosten an drei Weiler Liegenschaften gesenkt werden. Kosten hat die Stadt dabei keine – und soll sogar Gewinn machen.

Weil der Stadt - Es klingt fast zu gut, um wahr zu sein: An drei Liegenschaften der Stadt Weil der Stadt sollen Energiekosten gesenkt werden. Kosten soll das: Gar nichts, im Gegenteil. Am Ende macht die Stadt mit den Einsparungen sogar Gewinn.

 

Hintergrund dieser guten Nachricht: Weil der Stadt, so berichtet es der Erste Beigeordnete Jürgen Katz in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates, wurde als eine von nur vier Kommunen in ganz Deutschland ausgewählt, um an einem Pilotprojekt der Deutschen Energie-Agentur (DENA) teilzunehmen. „CO2ntracting: build the future!“ nennt sich das Projekt, in dessen Rahmen mit sogenanntem „Energiespar-Contracting“ verschiedene „Energieeffizienzmaßnahmen“ in der Kommune umgesetzt werden. „Sperrige Begriffe“, weiß auch Katz.

Was gespart wird, geht zur Hälfte an die Stadt

Konkret bedeutet das: In Kooperation mit einem Dienstleistungsunternehmen, dem Contractor, werden an ausgewählten Weiler Liegenschaften umfangreiche Maßnahmen umgesetzt, die langfristig Energiekosten senken sollen. Die Maßnahmen reichen dabei von der Optimierung der Wärme- und Warmwassertechnik bis zur Installation von Fotovoltaik-Anlagen.

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Finanziert werden die Arbeiten über die Energiekosten, die durch die Sanierungen eingespart werden – die Differenz zu den vorherigen Kosten wird auf Stadt und Contractor aufgeteilt. Mögliche Kooperationspartner sind oft große Energieversorger mit öffentlich-rechtlichem Hintergrund, etwa die EnBW, erklärt Katz.

Schulcampus, Gymnasium und Festhalle im Fokus

„Wir haben die Prüfphase hinter uns, die Liegenschaften angeschaut und ermittelt, wie viel Energie wir verbrauchen“, berichtet Katz. Das Honorar für diese Beratung werde über das Förderprogramm getragen. Drei Liegenschaften wurden dabei ins Auge gefasst – die Sporthalle, Heizzentrale und Mensa des Johannes-Kepler-Gymnasiums, die Stadthalle, das Hallenbad und die Mensa am Schulcampus Jahnstraße sowie die Turn- und Festhalle Münklingen.

Hohe Einsparpotenziale sieht das Gutachten der DENA am Gymnasium etwa in der Erneuerung der Wärmeerzeugung am JKG, der Installation eines neuen Kessels und der Erneuerung des Wärmenetzes am Schulzentrum oder der Dämmung der Festhallenfassade. „Mehrere hundert Tonnen CO2 können eingespart werden“, heißt es in dem Gutachten weiter.

Teilnahme ist auch Lernprojekt

Nach der Umsetzung der Maßnahmen ist der Contractor aber nicht etwa weg vom Fenster: Bis zum vertraglich festgelegten Ende der Kooperation nach zwölf Jahren soll der Dienstleister für die Wartung und Instandhaltung verantwortlich sein und so auch langfristige Einsparung garantieren. Bis zum Ende dieser zwölf Jahre teilen sich die Stadt und der Contractor also die entstandenen Gewinne. Im Anschluss soll die Stadt dann alleinig profitieren.

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Neue Anschaffungen, etwa Technik, bleiben von Beginn an im Besitz der Stadt. „Was der Contractor einbaut, geht sofort ins Eigentum der Stadt über“, so Katz. Und noch einen Vorteil sieht der Erste Beigeordnete: „Für uns ist die Teilnahme am Projekt auch ein Lernprogramm.“ Im Rahmen des Projektes könne sich die Stadt eine eigene Kompetenz aufbauen und diese langfristig für ähnliche Energiesparmaßnahmen bei anderen Liegenschaften nutzen.

Zustimmung aus dem Gemeinderat

Aus den Rängen der Gemeinderäte bekommt die Stadtverwaltung für die Teilnahme am Pilotprojekt Zustimmung – einstimmig geben die Räte das Grüne Licht für die Suche nach einem geeigneten Contractor. „Wir können dankbar sein, dass wir ausgewählt wurden“, sagt etwa die SPD-Fraktionsvorsitzende Cornelia Schmalz. CDU-Stadtrat Michael Hofbauer lobt das Vorhaben als „guten Ansatz“. Michael Borger (Freie Wähler) berichtet, er habe bei einer der anderen teilnehmenden Kommunen angerufen und mit dem Bauamtsleiter gesprochen. „Er war anfangs skeptisch“, berichtet Borger. „Jetzt ist er richtig begeistert und hat die Zusammenarbeit lobend erwähnt.“