Ein halbes Jahr nach seiner Infektion mit dem Coronavirus erhält Bernd Kauselmann einen für ihn niederschmetternden Befund.

Ludwigsburg: Anne Rheingans (afu)

Viel Hoffnung hatte Bernd Kauselmann in diese vier Wochen in der Spezialklinik gesetzt. Sein Aufenthalt in Bad Dürrheim im Schwarzwald, wo der Rutesheimer in dieser Woche seine Reha abgeschlossen hat, sollte seinen Gesundheitszustand deutlich verbessern. Begonnen hat die Rehabilitation allerdings mit einem für ihn niederschmetternden Befund.

 

Im vergangenen Oktober hat sich der 63-jährige Rutesheimer mit der Delta-Variante des Coronavirus infiziert. Es folgten nicht nur einige Wochen Quarantäne, sondern auch eine Leidensgeschichte, die für Bernd Kauselmann noch lange nicht vorbei ist. Die Symptome der Krankheit sind bei ihm nach wie vor vorhanden. Er hat noch immer täglich mit den Auswirkungen von Post-Covid zu tun.

Symptome sind bis heute geblieben

Als der Rutesheimer im Herbst mit dem Virus in Berührung kam, war er bereits zweimal geimpft worden und für einen Boostertermin vorgemerkt. Trotz der Immunisierung war der Verlauf so stark, dass Bernd Kauselmann fünf Wochen lang das Bett hüten musste. Der PCR-Test zeigte nach einiger Zeit wieder ein negatives Ergebnis. Die meisten der Symptome sind jedoch bis heute geblieben.

Noch immer klagt der 63-Jährige über gesundheitliche Probleme. „Meine Belastbarkeit geht gegen Null“, sagt er. Er hat Denk- und Schlafstörungen. Bei körperlicher Anstrengung wie dem Treppensteigen kommen Kopfschmerzen, Schwindel und Herzrasen hinzu. Zudem ist sein Geruchs- und Geschmackssinn noch nicht zurückgekehrt.

An Radtouren ist nicht mehr zu denken

Bis zu dem ersten positiven Coronatest war der Großhandelskaufmann sportlich aktiv und ein passionierter Radfahrer. Drei Tage, bevor sich die ersten Symptome der Infektion zeigten, hatte der Rutesheimer noch eine größere Tour unternommen. Daran ist nun nicht mehr zu denken.

Dass der Rutesheimer mitnichten ein Simulant ist, haben Untersuchungen in der Reha-Einrichtung für Atemwegserkrankungen bestätigt. Dort erhielt er zu Beginn einen deprimierenden Befund: „Ich hatte nur noch ein Lungenvolumen von 20 Prozent“, sagt Bernd Kauselmann. Er muss sich nun darauf einstellen, dass ein weiter Weg vor ihm liegt, um seine Kondition zu verbessern.

Umfangreiches Programm zusammengestellt

Um das zu erreichen, absolvierte der Patient aus Rutesheim ein umfangreiches Programm. Zu seinem Wochenplan gehörte täglich eine einstündige Atemtherapie mit Übungen, die seine Atemmuskeln weiten sollen. „Das ist sehr anstrengend“, sagt Bernd Kauselmann. Die vorteilhafte Luft in dem Solebad habe ihm aber spürbar gutgetan. Auch Entspannungstechniken, Ergotherapie, Massagen, Wirbelsäulengymnastik, Anwendungen im Solebad, Vorträge und psychologische Gruppentherapie waren Teil des wöchentlichen Programms.

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Nur durch Sport und Bewegung lässt sich die Leistung seiner Lunge wieder steigern. Bei seiner Abschlussuntersuchung in der Klinik zeigte sich am Mittwoch, dass sein Lungenvolumen inzwischen 35 Prozent beträgt. „Ich habe in der Reha gelernt, mich an meine Grenzen heranzutasten“, fasst der 63-Jährige zusammen. Ein langwieriger Prozess, wie er betont.

Er wurde in dem Heilort allerdings darauf vorbereitet, dass es ihm nach dem Aufenthalt nicht wieder so gehen wird wie früher. „Es ist wichtig, dass man es annehmen kann“, sagt er in Bezug auf seine geringere Belastbarkeit. Nach wie vor ist unklar, ob er künftig seinen Beruf noch ausüben kann.

Es hätte noch schlimmer sein können

Die Anwesenheit in Bad Dürrheim führte ihm vor Augen, dass er beileibe kein Einzelfall ist. Vielen Mitpatienten ging es dort noch schlechter. Sie sind nach einer Corona-Infektion auf Rollatoren oder eine Sauerstoffflasche angewiesen. Der Rutesheimer warnt daher davor, das Virus und vermeintlich harmlosere Varianten auf die leichte Schulter zu nehmen.